Seit Juli 2019 ist der Mobile First Index für das Google-Ranking der Suchergebnisse bereits Standard für neue Domains.

Google verkündete Anfang 2020, dass der „Mobile First Index“ spätestens Anfang 2021 dann auch für alle Webseiten gelten wird. Das heißt, es erscheinen seitdem oben in der Such-Ergebnisliste nur noch Webseiten, die für die mobile Nutzung optimiert sind. Das Responsive Design stellt somit einen starken Rankingfaktor dar. Deine Webseite kann einen noch so guten Content aufweisen – ist sie nicht im Responsive Design oder als mobile Seite konzipiert, leidet sie daran, dass das gesamte Traffic-Potential nicht gehoben wird, ganz gleich, ob deine Nutzer vorrangig Desktop-User sind.

Google hat in den letzten Jahren zunehmend Faktoren wie PageSpeed, mobile Optimierung und Vertrauenswürdigkeit zu Rankingfaktoren für die Listung in den Google-Suchergebnissen gemacht. Google gab im Mai 2020 bereits an, dass 2021 die Page Experience sieben verschiedene Faktoren bündelt und zu einem ganzheitlichen Bild für die Qualität im Erleben einer Website wird.

Die sieben sechs Primärfaktoren für die User & Page Experience

  • Ladegeschwindigkeit
  • Interaktivität (bis Februar 2024), Responsiveness (ab März 2024)
  • Visuelle Stabilität (kumulative Layoutwechsel)
  • mobile Optimierung
  • Safe Browsing: keine Malware, kein Vortäuschen von Marken, … (seit 2021 als Rankingfaktor wieder deaktiviert)
  • HTTPS: Verschlüsselung via SSL-Zertifikat
  • keine aufdringlichen Interstitials (vollflächige Banner)
Core Web Vitals Übersicht

Loading meint die Websitegeschwindigkeit, wie schnell sich für deinen Nutzer der Hauptinhalt aufbaut. Google gibt Zeiten bis 2,5 Sekunden als guten Wert an, die Websitebetreiber für ihre Nutzer anstreben sollten.

Interaktivität im Sinne der ersten Eingabeverzögerung (First Input Delay) meint, wann eine Seite tatsächlich reagiert, wenn ein User mit ihr interagieren möchte … etwa durch Scrollen oder Klicken auf einen Button. Es ist also die Reaktionsgeschwindigkeit der Website auf Interaktionen des Nutzers. Dieser Zeitraum ist möglichst kurz zu halten und ein guter Wert ist für Google bis 100 ms. FID als Kennzahl wird aber ab März 2024 ersetzt durch „Interaction to Next Paint“ (INP). Ähnlich wie beim FID geht es bei der INP um die Reaktionsfreudigkeit von Webseiten. Umso schneller eine Webseite nach einer Nutzerinteraktion reagiert, desto besser. Die INP misst die Latenz von Webseiten über den kompletten Besuchszeitraum hinweg. Dabei werden alle Nutzerinteraktionen betrachtet.

Vielleicht kennst du es, wenn du mit sehr langen Dokumenten online arbeitest. Hat dein Skript in in der Online-Anwendung Google Docs viele Hundert Seiten Content, kann es zu Verzögerungen oder Verwacklungen kommen. Ich habe als Dozent für Marketing ein Skript von über 500 Seiten erstellt. Beim Schreiben in meinem Browser stellte ich Mikroruckler fest, da dieser offenkundig Mühe hatte, die ressourcenhungrigen Seiten inklusive der vielen Bilddateien flüssig nachzuladen. Ein Ereignis, dass mich in meiner Arbeit zwar nicht zwingend hemmte, aber doch ein reaktive Störung in der Nutzung darstellte. Ein anderes Beispiel ist etwa, wenn sehr bildlastige Websites beim Scrollen Verzögerungen zeigen (hier Beispiel 4eck-media.de). Exakt darum geht es auch bei der Interaktivität von Websites, dass Nutzererfahrung positiv ist.

Kumulative Layoutwechsel (CLS) passieren, wenn deine Website asynchron lädt und ein Nutzer beispielsweise schon weiter unten einen Bereich liest, während oben noch ein Bild oder eine Werbung mit üppiger Dateigröße nachlädt und durch die finale Platzierung das Layout einen Sprung nach unten macht. Das kann etwa passieren, wenn ein Bild im oberen Bereich eingebunden ist, welches nicht optimiert wurde und vielleicht 10 MB groß ist. Es baut sich bei langsamer Internetverbindung langsam auf und der Nutzer hat bereits darüber hinweg nach unten gescrollt.

Einen Wink, dass die Performance zu schlecht ist, erhältst du auch über die Verteilung der Antwortzeiten bei einer SEO-Software wie Seobility. Sind diese nicht gut genug, solltest du an der Performance arbeiten und zusätzliche Tools wie GTMetrix und Google PageSpeed nutzen.

Der PageSpeed kann hier getestet werden - zwei Tools empfehlen sich:
https://gtmetrix.com/ (Serverstandort anpassen auf London!)
https://pagespeed.web.dev/ (besonders empfehlenswert durch die geteilte Auskunft für mobile und desktop)

Hier ist einmal ein Auszug der mobilen Auswertung von TutKit.com für den PageSpeed und die Angabe, ob die Core Web Vitals bestanden sind oder nicht:

PageSpeed Insights TutKit.com

Die Website- und Reaktionsgeschwindigkeit hängt von vielen Faktoren ab wie Serverleistung, Codequalität, Bilddateigrößen, Icons als SVG statt PNG, etc. Daher ist es sinnvoll, sich erstmal auf die Empfehlungen von GTMetrix und PageSpeed Insight zu halten, um globale Verbesserungen zu erreichen, wenn die Werte noch nicht gut sind.

Für Bilder in modernen Webformaten (WEBP/AVIF) kannst du ein Tool nutzen wie https://squoosh.app/. Das ist besonders vorteilhaft, wenn du nur wenige Bilder händisch konvertieren möchtest. Ansonsten kannst du auch serverbasiert oder cms-seitig deine JPG- oder PNG-Dateien konvertieren lassen. Als wir TutKit.com mit modernen Bildformaten angepasst haben, wurden in einem Rutsch über 14.000 bestehende JPG-Dateien für AVIF und WEBP ausgegeben. AFIV wird, da es noch bessere Kompressionswerte bei guter Qualität aufweist, standardmäßig im Browser dargestellt. Falls ein älterer Browser AVIF nicht unterstützt, wird WEBP als fall-back angezeigt. Das gleiche haben wir auch realisiert für unsere Agenturseite 4eck-media.de

Google gibt dir als Resultat auch den zusammengefassten Wert für die neuen Core Web Vitals für die Page Experience aus. In der Google Search Console hast du darüber hinaus auch die Möglichkeit, eine Zuordnung zu den einzelnen Seiten deiner Website zu erhalten. Das hilft dir bei der Analyse, ein Problem auf deinen Seiten zu erkennen und zu beheben.

Core Web Vitals in der Google Search Console

Die mobile Freundlichkeit einer Website kann getestet werden mit einem Tool wie Lambda-Test.

Gerade für Entwickler ist es manchmal wichtig nachvollziehen zu können, wie ein Layout auf ein bestimmtes Endgerät reagiert, zum Beispiel wenn ein Kunde ein Problem etwa mit einem älteren Modell eines iPhones meldet. Unter Chrome = F12 lassen sich dann direkt verschiedene Devices aktivieren, die dann die Auflösung darstellen.

Zur mobilen Optimierung gehört auch, dass Nutzer die Inhalte bequem auf einem Smartphone wahrnehmen können, ohne zoomen zu müssen!

Safe Browsing meint, dass deine Website einerseits keine Malware ausliefert und andererseits du dich auch an die Regeln hältst, also beispielsweise keine Markenlogos verwendest, die du nicht verwenden darfst oder Markenprodukte vortäuscht, die du nicht im Portfolio hast. Auch zählt dazu, dass beispielsweise ein Play-Button zum Abspielen eines Videos auch tatsächlich ein Video abspielen und keinen Download für den Nutzer ausführen soll. Gerade der Malware-Punkt ist für viele Websites beim Safe Browsing das größte Risiko, das nur durch stetige Updates von CMS und eingesetzte Plugins begrenzt werden kann. Falls deine Website nicht notwendigerweise ein Kontaktformular benötigt, ist es eine Überlegung, auch darauf zu verzichten, weil die Formularfelder Hacker bzw. automatisierte Hacks ein Einfallstor für SQL-Injects, Crosssite Scripting, Hexadezimal-Codes etc. bieten. Im August 2021 ruderte dann Google wieder zurück und gab an, dass Safe Browsing doch nicht mehr als Rankingfaktor berücksichtigt wird, da viele Websiteinhaber nichts für Hacking können. In den PageSpeed Insights sowie Lighthoouse siehst du in der Auswertung eine Empfehlung zum Safe Browsing, daher ist anzunehmen, dass das Thema für SEO noch nicht ganz vom Tisch ist:

PageSpeed Insights Safe Browsing

HTTPS ist heute Standard. Jede Seite sollte ein SSL-Zertifikat haben. Es besteht auch Abmahnrisiko für Seitenbetreiber, die keines haben: https://t3n.de/news/dsgvo-abmahnung-ssl-fehlt-1091180/

Gerade im Rahmen eines Serverwechsels oder Relaunches sollte daher an die Weiterleitungen von http zu https gedacht werden. Gut zu wissen, hierfür gibt es sogar ein Testtool: https://www.seobility.net/de/redirectcheck/

Es ist insbesondere in diesem Zusammenhang auch darauf zu achten, dass dann die Bilder, die vor der Zuweisung eines SSL-Zertifikats platziert wurden, auch im Code von http auf https angepasst werden. Sonst gibt der Browser aus, dass die Seite nicht sicher ist. Das ist (oder war in der Vergangenheit) gerade bei WordPress-Seiten der Fall – also beim meistverwendeten CMS überhaupt.

Mach einfach mal bei der Google-Suche den Check, ob noch http-Seiten indexiert sind. Das kannst du mit folgender Eingabe ins Suchfeld tun: site:domain inurl:http

Ersetze dabei domain mit deiner Domain. Enter.

  • site: Filtert dir dir Ergebnisse, die nur auf der angegebenen Domain enthalten sind.
  • -inurl: Filtert dir die Ergebnisse von Seiten, deren URL http enthält.

Der letzte Punkt im Chart ist der Verzicht auf aufdringliche Interstitials, also vollflächige Banner, die nur ganz selten die Herzen deiner Nutzer höher schlagen lassen. Sie fördern nur Frustration und sorgen damit für negative Emotionen und einen schnellen Abbruch.

Interstitial, vollflächiger Banner

Die Page Experience ist vor allem wichtig, um die Nutzer nicht durch langsame Ladezeiten, mobile Unfreundlichkeit oder andere Faktoren zu frustrieren. Sie zahlen also auf die Konversion zum Wunschverhalten ein. Ob du mit einer vortrefflichen Page Experience zum Rankingsieger wirst, ist damit nicht gleich gesagt, denn auch der Inhalt einer Website und andere Usersignale spielen eine Rolle beim Ranking. Wenn aber Seiten inhaltlich gleich gut aufgestellt sind, kann die bessere Page Experience zum „Tie Breaker“ werden und die Website mit den besseren Werten bei den Core Web Vitals höher platzieren.

Die Google-Faktoren für mobile Freundlichkeit und eine hohe User & Page Experience sind zum Großteil nur durch deine Entwickler oder deine betreuende Agentur zu lösen. Es ist für dich als Marketing-Mitarbeiter wichtig zu wissen, nach welchen Metriken die Page Experience gemessen wird und welche Tools du dafür nutzen kannst. Wenn deine Agentur mit der Optimierung beauftragt wird, stelle direkt im Vertrag sicher, dass die Arbeiten sehr gute Messergebnisse bedingen für die Abnahme der Leistung.