Akt- und Erotikfotografie in Farbe und Schwarz-Weiß

Akt- und Erotikfotografie in Farbe und Schwarzweiß - 05 - Das Fotografieren von Personengruppen

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Skizzenlegende:

Akt- und Erotikfotografie in Farbe und Schwarzweiß - 05 - Das Fotografieren von Personengruppen



Jeder, der schon einmal eine Gruppe von Menschen fotografiert hat, weiß, wie viel schwieriger dies ist im Vergleich zu Fotos von einzelnen Personen: Sobald mehrere Menschen als Models agieren, haben Sie als Fotograf größte Mühe, gegen die Gruppendynamik zu arbeiten. Sie müssen die Stimme heben, um nicht im allgemeinen Gemurmel und Gelächter der Gruppenmitglieder unterzugehen.

Um Beachtung zu finden, sind Sie dann meist auch noch gezwungen, den „Alleinunterhalter“ zu spielen, denn sobald Menschen in einer Gruppe zusammenkommen, um fotografiert zu werden, wird die Unsicherheit der einzelnen Personen überspielt durch Undiszipliniertheit und Albernheit, was dazu führt, dass Sie als Fotograf wiederum mit noch besseren Witzen gegensteuern müssen, um „nebenbei“ dann auch noch die Gruppenmitglieder zu lenken, um zu einem ansprechenden Foto zu gelangen.

Gruppenaufnahmen in der Akt- und Erotikfotografie sind aber auch aus anderen Gründen gleich in zweifacher Hinsicht ein sensibles Thema, welches vom Fotografen viel Fingerspitzengefühl verlangt: Erstens kann in einigen Fällen bei Fotos, auf denen die Menschen miteinander agieren, für manche Betrachter die Grenze zur Pornografie schnell überschritten sein.

Dies kann übrigens auch für die Models gelten, die Sie deshalb sehr stark in die Ideenfindung einbinden sollten. Zweitens ist es bestimmt nicht jedermanns Sache, zusammen mit einer für sie oder ihn fremden Person für Aktfotos zu posieren, zumal ein Körperkontakt der Models untereinander nur in den seltensten Fällen zu vermeiden sein dürfte.

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Allerdings habe ich in den vergangenen Jahren auch häufig das Gegenteil feststellen können, nämlich dass die Models den gegenseitigen Körperkontakt bei Fotoaufnahmen eher als Spaß verstehen und, im Gegenteil, überhaupt keine Berührungsängste hatten.

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Gruppen-Arrangements

Ob eine Gruppe erst bei drei Personen beginnt oder bereits ab zwei, ist eine eher müßige, weil theoretische Frage, zumal die Problematik für den uns hier interessierenden Fall, die Erotikfotografie, die gleiche ist: „Wie kann ich die Models in einer sinnvollen Weise auf dem Foto zueinander in Beziehung setzen, ohne dass die Aufnahme an Ausdruckskraft verliert?“ Welche Bildaussage erreiche ich? Und ist das Ergebnis des Gruppenarrangements noch fotografisch ästhetisch?

Jeder, der schon einmal mit mehreren Models gleichzeitig erotische Fotos gemacht hat, wird bestätigen können, dass, beginnend mit einem einzigen Model, mit jeder hinzukommenden Person die Anzahl der Probleme während der Bildregie geradezu exponentiell ansteigt. Die Schwierigkeit rührt daher, dass neben der o.g. Problematik des Sozialgefüges derartige Arrangements nicht mit irgendwelchen Faustregeln (z. B. das „Kleeblatt-Prinzip“), wie sie in der Porträtfotografie angewandt werden, gelöst werden können.

Der Grund hierfür liegt darin, dass z. B. das Kleeblatt-Prinzip nicht ohne Weiteres bei Ganzkörper-Erotikaufnahmen angewendet werden kann: Hier verlangt der Betrachter des Fotos nach mehr Bildaussage als lediglich die Darstellung formal angeordneter Körper: Er möchte eine Erklärung der Beziehung zwischen den unbekleideten Models durch das Foto mitgeteilt bekommen.

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Eine sehr einfache Anordnung der Personen wählte ich für dieses Foto. Ist die Bildidee wirklich interessant, so kann auch auf andere gestalterische Maßnahmen, wie z. B. ausgefallene Lichteffekte, etc. verzichtet werden, ohne dass das Foto an Ausdruckskraft verliert. Beachten Sie aber, dass solch eine Bildidee nach Möglichkeit nur einmal verwendet wird, da bei Wiederholung die Originalität zwangsläufig „auf der Strecke“ bleibt.

Der Zweck der Aufnahme in der Erotikfotografie ist also ein völlig anderer als in der klassischen Porträtfotografie. Während dort eine dokumentierende Funktion vorherrscht, natürlich meist nicht ohne die abgebildeten Personen auf dem Foto möglichst vorteilhaft darzustellen, liegt die Gewichtung in der Akt- oder Erotikfotografie auf der künstlerisch-gestaltenden Interpretation der Körper und ihrer Reize, weshalb die Persönlichkeiten der abgebildeten Personen nicht zwangsläufig im Mittelpunkt der Aufnahmen stehen müssen.

Die Kunst liegt nun darin, eine Gruppe von unbekleideten Personen so anzuordnen, dass der Betrachter die Frage nach dem Warum (warum nackt?) gar nicht erst stellt. Oder, anders ausgedrückt: Bei einem schlechten Gruppen-Aktfoto ist das Nicht-Vorhandensein der Kleidung der Models für einen neutralen Betrachter nicht schlüssig, kann unter Umständen sogar der eigentlichen Bildaussage entgegenwirken.

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Bei Gruppenaufnahmen in der Erotikfotografie ist es ratsam, möglichst miteinander bekannte Models einzusetzen, welche sich gegenseitig zumindest respektieren, besser aber noch befreundet sind.

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Gerade auch im Freien lassen sich hervorragend zwei oder mehr Models miteinander auf einem Foto vereinen. Eine „paradiesische“ Umgebung nimmt den Fotos etwas von der erotischen Schärfe, selbst wenn die Models scheinbar miteinander „kuscheln“. Solcherlei Aufnahmen sind eine Domäne der Schwarz-Weiß-Fotografie, da die Beschränkung auf Grautöne das grafische Vermögen noch steigert. Der Erfolg hängt hierbei neben der Platzierung der Models auch vom gekonnten Einsatz der Bildgestaltung ab.

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Des Weiteren sind sportlich begabte Models und eine gewisse Anspannung (nicht nur der Körper) während der Aufnahmen hilfreich, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.

Bedenken Sie, dass die Suche nach passenden Körperhaltungen für die meisten Models eine eher langweilige Sache ist, und eine spannungsgeladene Aktaufnahme nicht mit gelangweilten Models entstehen kann, weshalb Sie sich bereits im Vorfeld Gedanken zur Bildgestaltung und Posen machen sollten.

(Liebes-) Paare

Die oben beschriebenen Anordnungsprobleme treten nicht auf, wenn die Models ein (Liebes-) Paar sind, sich also genauestens kennen und die Nacktheit des anderen nichts Ungewöhnliches mehr ist. Die Möglichkeiten der Erotikfotografie sind hier recht vielfältig, wenngleich das Fotografieren von Paaren immer noch viel zu selten anzutreffen ist.

Das mag vermutlich daran liegen, dass die meisten Models (Paare) lediglich an die Möglichkeit einer pornografischen Darstellung von Paar-Aktaufnahmen denken und daher einem solchen Vorhaben in der Regel kritisch bis ablehnend gegenüberstehen.

Humorvoll umgesetzt ist die Bildidee dieses Fotos, welches mit zwei meiner Lieblingsmodels in einer Nobel-Diskothek entstand. Humorvoll, frech und sexy zugleich, das ist eine Mischung, die ich gerne verwende, wenn es um erotische Fotos geht, die sich von der Masse der „nett-lächelnd“-Fotos abheben sollen.

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Noch ein Tipp: Selbst wenn Sie tagsüber in Diskotheken fotografieren, die dann nicht für den Publikumsverkehr geöffnet sind, sollten Sie sich nicht automatisch mit den Models allein und unbeobachtet fühlen, denn nicht selten haben solche Veranstaltungshallen Überwachungskameras, die auch tagsüber - weil dauerhaft - in Betrieb sind. Suchen Sie sich also nicht unbedingt eine Ecke aus, die von einer Überwachungskamera beobachtet wird, denn Sie haben den Models ja ein Fotoshooting versprochen und kein Making-of-Video …

Dass sehr intime (aber keineswegs pornografische) und doch distanzierte (aber nicht teilnahmslose) Aufnahmen von Paaren künstlerisch anspruchsvoll fotografiert werden können, zeigen die tollen Schwarz-Weiß-Aktaufnahmen des bekannten Münchner Fotodesigners Stefan May.

Viele seiner Aufnahmen bestechen durch ihre Ungezwungenheit, während andere eine unglaubliche Authentizität ausstrahlen, die teilweise durch gekonnt eingesetzte Wischeffekte erzielt wird.

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Nur selten werden Sie ein Liebespaar finden, welches so offen vor Ihre Kamera tritt. Drücken Sie in solch einem Fall dann lieber ein paar Mal öfter auf den Auslöser, aber halten Sie sich dabei dezent im Hintergrund.

Viel Einfühlungsvermögen aufseiten des Fotografen verlangen Aktaufnahmen wie diese. Hierbei gilt es, dem agierenden Paar mithilfe gezielter Anweisungen die gewünschte Bildidee näherzubringen, ohne durch zu viel Regiearbeit dem Paar den Raum für eigene Gefühle/Aktionen zu beschränken.

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Vorteilhaft auf das Endergebnis wirkt sich aus, wenn die Aufnahmen in einer den Models vertrauten Umgebung bei Available Light stattfinden können. Darüber hinaus sollte darauf geachtet werden, dass ein direkter Blickkontakt der Models mit dem Fotografen (bzw. Blick in die Kamera) unterbleibt, da dieser den sinnlichen Charakter einer solchen Aufnahme zerstören würde oder es zu provokativ wirken würde.

Als Arbeitsmaterial ist ein Vertragsmuster für ein Model Release vorhanden.