Einleitung:
Wie bereits erwähnt, kommt jetzt das Highlight einer jeden Hochzeitsbegleitung. Die Paarreportage. Das hat viele Gründe. Die ganze Hochzeit ist aufregend und ereignisreich, emotional und spannungsgeladen und - zugegeben - manchmal auch sehr stressig. Nicht nur für das Paar, auch für euch. Die Reportage ist da meist die einzige Ausnahme - jetzt ist es vorbei mit Hektik und Stress. Ihr könnt runterfahren, das Brautpaar hat Pause.
In fast allen Fällen liebt das Brautpaar genau wie ich diese Ruhe und Entspannung bei der Paarreportage. Denn der ganze erste Stress und die Nervosität verfliegen. Sie können entspannen und glücklich sein, das erste Mal vielleicht richtig begreifen, was für ein wundervoller Tag heute ist. Beide haben eine aufregende Vorbereitungszeit gehabt, es war ganz schön viel Aufregung für einen Tag, jetzt ist es Zeit, davon Abschied zu nehmen und nur noch zu genießen.
Wenn ihr euren Job beherzt und richtig macht, dann werdet ihr das Paar ganz schnell vergessen lassen, wie stressig alles bisher war, und sie werden es genießen, vor eurer Kamera zu stehen. Sie dürfen das Shooting niemals als Anstrengung empfinden, das habt bitte immer vor Augen. Hier also mal einige Punkte, die ihr vermeiden solltet:
• Niemals zu viele Ideen umsetzen - bleibt flexibel - weniger ist mehr!
• Keinen Stress aufkommen lassen, weil ihr 100 Ideen im Kopf habt, die umgesetzt werden sollen.
• Nicht zu schnell laufen oder hektisch agieren; bringt eigene Ruhe mit und seid immer klar und präzise in allen Angaben. In der Ruhe liegt die Kraft!
• Hetzt das Paar nicht in Anweisungen oder Vorgaben - seid lustig und gut gelaunt, steckt euer Paar damit an. Reißt sie mit!
• Macht "Lächel-Pausen", in denen das Paar auch einmal frei vor der Kamera agieren kann.
• Schränkt das Paar so wenig wie möglich ein und drängt sie nicht in zu fixierte Posen.
• Überschreitet das geplante Zeitfenster der Reportage nicht. Die wartenden Gäste werden dem Brautpaar sonst Kopfzerbrechen bereiten.
• Nehmt Rücksicht auf die Garderobe eures Brautpaares. Gerade wenn es geregnet hat und alles feucht ist. Achtet immer darauf, welche Bildidee umsetzbar ist, ohne das Kleid oder die Schuhe zu ruinieren!
• Spürt es, wenn euer Brautpaar "genug" Fotos hat, und bremst euch in euren Ideen rechtzeitig.
Diese kleine Liste möchte ich allem einmal voranstellen. Es sind Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe, und daraus habe ich viel gelernt. Sicherlich werdet ihr eure eigenen Erfahrungen diesbezüglich sammeln, mir vielleicht widersprechen oder auch recht geben. Einige Dinge sind bestimmt auch Ansichtssache. Aber ihr habt den schönsten Job! Ihr könnt mit eurer Arbeit maßgeblich am schönsten Tag des Paares mitwirken. Je netter und motivierter, je besser ihr gelaunt seid und das Paar mitreißen könnt, desto schöner und entspannter wird der ganze Tagesablauf sein.
Eine Sache, die ich so auch niemals geglaubt hätte, wenn ich es nicht so oft erlebt hätte: Ich bin immer bemüht, Stress und Hektik, zu viele Fragen oder unnötige Aufgaben von meinem Paar abzuhalten, dass ich sogar schon über meine Arbeit hinaus darauf achte. Wenn also die Gäste die ganze Zeit bitten, das Paar möge für noch ein und noch ein Foto posieren und ihr merkt, dass das Paar die Lust verliert oder es eigentlich nicht ins Zeitfenster passt: Bremst ein wenig oder bittet die Gäste, doch ein später noch mal Fotos zu machen. Formuliert ihr das nett und freundlich, wird es jeder verstehen! Schlafen die Trauzeugen gerade, weil sie die Geschenke nicht vom Brautpaar wegbringen und sie ratlos dort stehen, helft ihnen. Geht ihnen zur Hand!
Wie oft habe ich schon Präsente zum Geschenketisch gebracht, damit das Paar sich auf die nächsten Glückwünsche konzentrieren konnte. Das darf euch natürlich in eurer Arbeit nicht einschränken, aber ein kleines Zeitfenster hier und da habt ihr dafür und das Paar wird es euch danken! Seid flexibel und schlagt auch vor, dass ihr die Fotoaufnahmen "splittet", wenn doch mal ein Lächelkrampf passiert und das Paar merklich die Lust verliert. Das passiert oftmals bei vielen Gruppenbildern, wenn das Paar sich z.B. mit allen Gästen fotografieren lassen will. Das ist sehr anstrengend und sollte entspannt ablaufen. Ihr könnt das variieren und euer Fingerspitzengefühl einsetzen. In den letzten Monaten habe ich vermehrt positives Feedback dazu bekommen, also ist das kein falscher Rat! Seid mehr als ein Fotograf!
Hier die Übersicht des folgenden Tutorials:
• Geschichten aus dem Alltag eines Fotografen
• Assistenz
• Welche Fotos sind gewünscht?
• Welche Location?
• Das richtige Posing
• Wie animiere ich das Paar? Accessoires
• Lichtfindung / Lichtsetzung
Küsschen!
1. Geschichten aus dem Alltag eines Fotografen
Bei jeder Hochzeit lernt ihr dazu. Das geht auch mir so. Und jede Erfahrung teile ich mit meinem Brautpaar im Vorgespräch. Ich weise sie auf alle möglichen Umstände hin und versuche, vieles im Vorfeld abzuklären. Das habe ich bereits mehrfach geschrieben. Aber ich möchte euch auch die ein oder andere Geschichte aus meinem Alltag berichten. Sie wird euch vielleicht auch irgendwann passieren. Die Frage ist, wie ihr damit umgeht. Ich habe meinen eigenen Stil gefunden und das klappt gut. Genauso werdet ihr es meistern. Daher möchte ich hier einige kleine Denkanstöße geben.
Das Thema Kreativität. Wenn ich an eine Location komme, dann habe ich inzwischen ganz automatisch den "Fotografen-Modus" - das kann ich gar nicht verhindern. Das passiert sogar, wenn ich nur spazieren gehe oder mit dem Auto durch eine schöne Landschaft fahre. Immer wieder halte ich inne und denke: Jetzt wäre das perfekte Licht oder der perfekte Moment für ein Paarshooting, ein Porträt oder irgendeine andere Aufnahme. Hier würde ich sie hinstellen, so würde ich fotografieren, so würde ich mit der Schärfe spielen … Und da ist er im Einsatz, der Fotografen-Modus.
Mir ist es vor einigen Wochen passiert, da habe ich in einem botanischen Garten fotografieren dürfen. Ich kam frühzeitig vor dem Paar dort an und sah mich um und hatte direkt nach einer kurzen Gehstrecke 10 Motive im Kopf, die ich gleich mit ihnen umsetzen würde. Das passiert ohne Planung oder Zwang, die Ideen kommen einfach von selbst. Dabei gehe ich auch nicht ins Detail bei meinen Ideen, wie genau ich das Paar dann positionieren werde oder welches Objektiv ich dafür nutze. Ich sehe die Stelle, merke sie mir und der Rest folgt, wenn das Paar dann an dieser Stelle zum Einsatz kommt. Ihr solltet euch ohnehin - um auch Enttäuschungen vorzubeugen - nie zu fest im Kopf an irgendwelche Ideen binden. Denn es werden viele Faktoren maßgeblich daran mitwirken. Licht, Stimmung und Laune des Paares, die Zeit, die euch bleibt, etc. - Um offen zu bleiben, habt einfach eine erste Inspiration, das wird euch reichen.
Nun zur Geschichte: Es passiert also sehr oft, dass ich an der Location bin und schon vor dem Eintreffen des Brautpaares viele Inspirationen im Kopf habe und vielleicht sogar eine "Fotostrecke", wie ich gerne fotografieren würde. Das teile ich dem Paar gar nicht unbedingt detailliert mit, sondern behalte es oft für mich im Kopf. Sie erwarten ja ohnehin von mir, dass ich etwas vorgebe und sie durch die Reportage führe. Ich weiß aus dem Vorgespräch, dass sie z.B. mehr klassische oder mehr moderne Aufnahmen wünschen, und bin entsprechend vorbereitet. Während meiner Fotosession im botanischen Garten kam es jetzt also vor, dass ich schon "vorgearbeitet" hatte mit meinen Ideen.
• Klassische / romantische Motive an einem schönen, bewachsenen Gebäude,
• kleiner Gehweg für ein paar bewegte Motive,
• Kirschblüten und Magnolien für etwas peppigere Motive, die Bilder von Ringen und Strauß und die Danksagungskarten
Genau das entsprach auch dem Kundenwunsch, es sollte ein bunter Mix werden. Außerdem gab es eine schöne Tulpenwiese, allerdings war es noch feucht dort. Daher stand an dieser Bildidee noch ein großes Fragezeichen. Langes weißes Kleid und feuchte Wiese!
Als wir nun später mit der Reportage loslegen wollten, standen direkt zwei Freunde des Paares dabei und gaben beherzte Ratschläge zum Posing, Gesichtsausdruck des Paares und natürlich bekam ich auch einige Tipps. Inzwischen bin ich daran gewöhnt, sind sie ja auch meist gut gemeint. Manchmal muss ich sogar darüber schmunzeln. Hier steht mein Paar gerade Porträt für ein Bild, auf dem nur die Gesichter zu sehen sind, und vier Meter daneben ein Papierkorb und es kommt ein "Stört das nicht im Bild?!" - Ich gebe ja zu, dass mir auch mal etwas "durchgeht", aber das ein oder andere Mal muss ich mir wirklich eine Antwort verkneifen, so gut der Rat auch gemeint ist.
Nach einigen klassischen Motiven folgte der Ratschlag, dass es doch alles nicht so steif sein müsste. Das wäre ja total gestellt … Es ist müßig, den Leuten dann zu erklären, warum ihr jetzt hier gerne klassische Motive, die natürlich etwas "steifer" wirken, aufnehmen wollt, weil ihr euch ja schon Gedanken zum weiteren Ablauf gemacht habt. Außerdem behindert mich das auch in meiner Arbeit, denn ich muss unterbrechen, antworten, und es gibt auch kein Richtig oder Falsch in diesen Situationen.
Seid ihr freundlich und erklärt eure Herangehensweise, dann nimmt das viel zu viel Zeit in Anspruch. Bittet ihr darum, dass man euch eure Arbeit machen lässt, seid ihr schnell der unfreundliche Fotograf. Allerdings weiß auch niemand, was für Fragen und Kommentare auf einen Fotografen teilweise zukommen, wenn er eine Hochzeit begleitet. 10 Hochzeiten passiert gar nichts und dann begleitet ihr ein Brautpaar und werdet wirklich von allen Seiten angesprochen. Der eine Gast fragt euch, welche Kamera er sich kaufen soll und zeigt euch auf seinem Smartphone die möglichen Modelle, der nächste fragt, ob sich das Fotograf sein überhaupt noch lohnt, da verdient man doch kein Geld mit, und der nächste fragt euch, warum ihr in Innenräumen die Sonnenblende auf dem Objektiv habt. Dann stellt ihr 100 Personen für ein Gruppenbild auf, und als ihr gerade auslösen wollt, fragt ein Gast, warum ihr das Bild nicht vor einem anderen Hintergrund macht, das wäre doch viel schöner.
Verträumt romantisch. Ich mag solche Bilder! Schließlich dreht sich eine Hochzeit ja um Liebe und Gefühle.
Eine 0815-Antwort, die auf alles die richtige Lösung bietet, habe ich noch nicht gefunden. Aber ich versuche immer, freundlich zu sein, mich dennoch auf meine Arbeit zu konzentrieren. So lasse ich mich nie in lange Gespräche verwickeln, das ist unhöflich dem Paar gegenüber, das euch engagiert hat und bezahlt. Das könnt ihr gut begründen. Bei der Paarreportage (wie gleich im nächsten Punkt erwähnt), lasse ich Zuschauer selten mitgehen. Falls es sich nicht verhindern lässt, müssen sie sich "bewähren" - Wenn es Kommentare und Ratschläge hagelt und mein Paar merkbar abgelenkt wird und das natürlich auch meine Arbeit behindert, dann bitte ich sie freundlich, zu gehen und erkläre die Gründe dafür. Es ist lustig, denn das Paar bedankt sich oft bei mir für diese Bitte, denn sie selbst trauen sich manchmal nicht, ihre Gäste wegzuschicken.
Vielleicht mag das der ein oder andere nicht nachvollziehen. Aber stellt euch zwei Dinge vor: 1) Ihr selbst steht vor der Kamera und fünf eurer Freunde stehen hinter dem Fotografen und geben euch gute Ratschläge, wenn ihr vielleicht selbst gerade schon Probleme habt, "natürlich" zu lächeln oder konzentriert zu bleiben. Lenkt es euch ab? 2) Wenn ihr einen Fliesenleger im Haus habt, der sein Handwerk versteht, fragt ihr ihn dann ständig, warum er das nicht so oder so macht oder vertraut ihr ihm und seiner Arbeit? Ich denke, dass er es im Endeffekt aufgrund seiner Erfahrung besser wissen wird. Meint ihr nicht? Wichtig ist für euch nur das Paar. Wenn ihr unsicher seid, dann fragt sie unter vier Augen, ob ihr die fleißigen Kommentatoren bitten dürft, zu gehen. Dann seid ihr auf der sicheren Seite.
Dann noch etwas zum Thema "gestellte" Fotos. Natürlich sind alle Fotos während der Paarreportage gestellt. Denn das Paar posiert hier ausschließlich für euch und die Kamera. Und es gibt keine ungestellten gestellten Bilder! Euer Ziel muss es einfach sein, dass die Bilder nicht gestellt wirken, sondern lebhaft und möglichst natürlich. Wie ich das handhabe, werde ich euch später verraten.
Die Kehrseite der Medaille, wenn ihr dem Paar zu viele Freiheiten lasst: Es wird berechtigterweise verlangt, dass es euch auffällt, wenn das Sakko verrutscht ist, eine Haarsträhne lose ins Gesicht fällt oder die Krawatte schief hängt. Es ist also die Kunst, möglichst perfekte Bilder aufzunehmen, ohne dass diese gestellt wirken! Das ist die Kunst und gerade bei kurzen Zeitfenstern und Paaren, die sich nicht gerne fotografieren lassen, nicht ganz einfach. Gehen wir die Herausforderung gemeinsam an! Wie immer nach meinem Motto: Je schwieriger, desto besser. Wie ihr seht, haben wir alle Motive umgesetzt.
2. Assistenz
Generell nehme ich gerne 1 oder maximal 2 Personen mit zur Paarreportage. Am liebsten einen Mann, denn ich habe schweres Gepäck und freue mich über starke Assistenz, und auch eine Dame als Assistenz für die Braut. Wie bereits erwähnt, verzichte ich gerne auf weitere Personen und Zuschauer. Mehr Assistenz ist ohnehin nicht notwendig, eigentlich reicht in den meisten Fällen sogar eine Person. Natürlich führe ich mit meiner Assistenz vor der Reportage auch ein kurzes Vorgespräch und erkläre ihnen Sinn und Zweck ihrer Begleitung. Meistens werden sie viel Spaß daran haben und ihr solltet euch angemessen bedanken, schließlich erleichtern sie euch euren Job.
Hier einmal die Gründe für eine Assistenz, wenn ihr alleine seid:
• Assistieren mit eurem Equipment, wenn ihr viel Gepäck habt
• Reflektor halten
• Accessoires der Braut halten (Brautstrauß, Handtasche, ggf. Jacke)
• Kleid richten, wenn euch etwas auffällt
• Hilfe mit Kleid/Schleppe bei längeren Gehwegen
• Foto-Accessoires anreichen / abnehmen
Lange Zeit habe ich darauf bestanden, mein Equipment selbst zu tragen, alleine, um niemandem zur Last zu fallen. Inzwischen sind es zwei große Rucksäcke und eine riesige Tasche mit Accessoires und ein großer Faltreflektor. Ich habe mir so oft den Rücken wund geschleppt, dass ich mich nicht mehr scheue, einen Mann zu fragen, ob er mir eine Tasche abnehmen kann während der Reportage oder beim Heimweg bis zum Auto. Manchmal begleite ich über den ganzen Tag eine Hochzeit und muss immer auf einigen Strecken das Equipment alleine tragen. Das ist anstrengend genug. Natürlich käme ich nicht auf die Idee, eine schick gekleidete Dame auf hohen Schuhen darum zu bitten. Aber lasst euch ruhig helfen, ich wüsste nicht, was dagegen spricht.
Meine Freundin war leider auf dieser Hochzeit zugegen und hat sich damit perfekt zum Assistenten beworben!
Für Ungeübte etwas zu viel des Guten. Reflektor halten und Laub werfen! Mit ein bisschen Übung hat es aber geklappt.
Dieser nette Trauzeuge hat nicht nur geschleppt, sondern auch animiert! Trotzdem hat er mich mit seiner Verlobten dieses Jahr für seine eigene Hochzeit engagiert. Ihr seht, ihr macht euch nicht unbeliebt!
Übrigens: Bereits im Vorgespräch mit dem Paar weise ich darauf hin, dass 1-2 Personen als Begleitung bei der Paarreportage sehr hilfreich wären, dass ich aber aus den oben aufgeführten Gründen ungerne weitere Personen mit dabeihätte. So habt ihr diesen Punkt auch schon abgeklärt.
3. Welche Fotos sind gewünscht
Natürlich habt ihr bei dem Vorgespräch das Paar schon gebeten, euch Wünsche diesbezüglich mitzuteilen. Meistens ist ein bunter Strauß aus klassischen, romantischen und modernen Motiven gewünscht, aber vielleicht hat das Paar auch ganz besondere Wünsche. Es gibt auch Paare, die mir Bilder zusenden, die ihnen besonders gut gefallen. Dabei ist es wichtig, dass ihr euch nur inspirieren lasst und den Bildgeschmack des Paars erfühlen sollt. Ihr sollt hierbei keine Bildidee klauen, sondern euch eine eigene erfinden. Manchmal passiert es, dass ich Bilder aus Hochglanzmagazinen bekomme, aufgenommen an herrlichen Stränden, fotografiert wird aber bei der Hochzeit im winterlichen Stadtpark. Das ist natürlich etwas unrealistisch.
Aber neulich hat mich ein Paar gebeten, dass sie bei den meisten Aufnahmen mehr "im Hintergrund" der Bilder zu sehen wären und sie Detailaufnahmen von Strauß und Ringen sehr wichtig finden. Hier könnt ihr dann ein bisschen euren Schwerpunkt finden. Gerne drucke ich mir die Bilder aus und nehme mir umsetzbare Motive zur Reportage mit, damit ich diese dann in meinem eigenen Stil mit dem Paar ein wenig ausarbeiten kann. Eine neue Bildidee kann wirklich motivieren, eine ganz andere Szenerie mit gleicher Wirkung zu erzielen, und wird vielleicht einen festen Platz in euren Reportagen finden.
Auch die geplante Zeit für die Paarbilder ist maßgeblich für eure Ideenfindung und natürlich die Menge der entstehenden Bildserien. Wenn das Paar zu viele Wünsche hat, lassen sich diese einfach nicht in 20-30 Minuten an nur einer Location umsetzen. Denn schließlich lebt das Bild auch vom Hintergrund und dem Drumherum.
Mit der Zeit werdet ihr ein Gefühl dafür bekommen und könnt das Paar auch zu seinen gewünschten Motiven perfekt beraten. Das kommt von allein. Und selbst wenn es Bilder aus Hochglanzmagazinen sind und ihr nur als Hobbyfotograf fungiert. Lasst euch davon nicht abschrecken! Niemand erwartet solche Resultate von euch. Das sollte dem Paar auch klar sein.
Generell müssen die Fotos natürlich zum Paar passen. Jüngere Paare bevorzugen natürlich mehr moderne Aufnahmen, ältere Paare hingegen werden romantischere oder klassischere Bilder bevorzugen. Ihr werdet nach ein paar Minuten Gespräch herausfinden, was euer Paar möchte und vor allem, was zu ihm passt!
4. Welche Location?
Viele Faktoren sind maßgeblich für ein gutes Bild. Die Modelle, das Licht und die Location. Ihr werdet die perfekte Mischung aus allem erleben und natürlich auch Hochzeiten, wo eigentlich nichts so ist, wie es für gute Fotos sein sollte. Die Kunst ist, das Beste daraus zu machen.
Habt ihr ein Paar, das nur schwer aufzulockern ist und dem es schwerfällt, sich natürlich vor der Kamera zu bewegen, wird euch eine längere Reportage helfen. Habt ihr aber nur wenig Zeit, dann müsst ihr euer Fingerspitzengefühl einsetzen (mehr dazu in Punkt 6). Kommt dann noch graues Wetter mit wenig Licht und eine triste Location mit wenig Szenerie dazu, ist das Chaos perfekt.
Inzwischen sage ich: Jedes Paar ist gut in Szene zu setzen, wenn man ein wenig Zeit hat, und Licht findet sich immer, aber die Location ist natürlich nicht unerheblich. Ihr könnt sie nicht immer beeinflussen, doch auch hier wird euch das Vorgespräch nützlich sein. Einige Punkte sind abzuklären:
A. Wie viel Zeit ist für die Paarbilder eingeplant (meistens 30-60 Minuten, gerne mehr!)
B. Welche Locations stehen zur Verfügung bzw. passen zu den Wünschen des Paares?
C. Ist ggf. eine bessere/andere Location in der Nähe, die schnell angefahren werden kann?
Habt ihr kurze Begleitungen mit nur einer halben Stunde für die Paarbilder, bleibt meist kaum Spielraum für einen Locationwechsel. Ihr müsst wahrscheinlich an der Kirche oder dem Standesamt fotografieren oder ggf. der Location, an der später gefeiert wird. Ich rate euch, falls ihr die Location nicht kennt, sie euch im Internet einmal anzusehen. Vielleicht findet ihr hier einige Bilder, die euch schon zeigen, wie es dort aussieht und mit welchen Hintergründen ihr es zu tun habt.
Auf dem Golfplatz! Macht mal Unsinn, für die beiden ein Heimspiel. Natürlich setzt sich nicht jede Braut auf den Rasen. Hier seid bitte vorsichtig mit euren Ideen.
Geht die Paarreportage länger, dann habt ihr Spielraum; ihr könnt ggf. Standesamt und Location für einige Paarbilder nutzen und sogar noch eine weitere Location nur für die Bilder anfahren. Klärt das Zeitfenster ab, dann wisst ihr zu Punkt B. und C. eine Lösung. Natürlich geht die Locationwahl auch Hand in Hand mit den Wünschen des Paares. Vor zwei Jahren hatte ich ein Paar, dem die Einzelaufnahmen das Wichtigste bei ihrer Hochzeit waren. Veranschlagt waren über 2 Stunden für die Paarfotos.
Als ich die generell schöne Location besichtigte, an der gefeiert wurde, war mir sofort klar: Ein paar Bilder gehen, aber auf gar keinen Fall alle Fotos dort. Die Location war einfach nur Grün. Dunkle Sträucher und Hecken im Schatten, keine schönen Wege, nur Asphalt und parkende Autos, Wiesen mit Häusern im Hintergrund und wie gesagt, es war alles immer gleichbleibendes dunkles Grün. Noch dazu lag alles in einem Tal gelegen mit vielen starken Schattenbereichen. Kein schöner Lichteinfall, alles sehr düster. Wäre es nicht anders gegangen, hätte ich das Beste aus der Situation gemacht, aber unter den o.g. Umständen musste eine Alternative her; Zeit war vorhanden.
Das Vorgespräch an der Location fand 2 Monate vor der Hochzeit statt. Bis dahin kann sich jahreszeitlich viel ändern, d.h., ich bat mein Paar 1-2 Wochen vor der Hochzeit, auf Rundreise zu gehen, alles im Umkreis von 1-2 Kilometern. Gesucht werden sollten offene, weite Felder mit viel Himmel oder ein kleines helles Waldstück. Und das machten sie sehr gerne.
Ich habe euch hier ein paar Bilder von der Feierlocation und unserer gesuchten Fotoszenerie mitgebracht, …
… damit ihr seht, was ich meine. Wir hatten nachher viele bunte Motive …
… und das war definitiv eine gute Alternative zu nur "Grün".
Hier im Umkreis habe ich eine Location, die ich gerne meinen hier heiratenden Paaren empfehle. Es ist eine Burg mit alten Mauern, herrlichen Holztüren und einer langen Allee. Es gibt Wiesen, wunderschön bepflanzten Beete und sie bietet daher viel Abwechslung für die Hintergründe. Hier habe ich schon im Regen fotografiert (vieles ist überdacht) und bei herrlichem Sonnenschein. Es gibt nämlich auch viele Schattenplätze dort! Ich habe euch einige Fotos von dort mitgebracht. Es schadet nicht, wenn ihr euch einmal umhört, ob es so etwas in eurer Nähe gibt.
Ihr könnt nicht immer alles nach euren Aufnahmen ausrichten, aber manchmal könnt ihr mit ein paar Tricks und der nötigen Vorbereitung euren Fotos den passenden Hintergrund verleihen! Das Brautpaar wird sich über die Fotos später sehr freuen.
5. Das richtige Posing
Unzählige Workshops und Fachliteratur können euch hier sicherlich nicht das A und O des Posings beibringen. Denn es gibt Hürden, die nur von euch genommen werden können:
• Der richtige, geschulte Blick
• Eigene Erfahrungswerte
• Das bzw. die Modelle
Kein Shooting gleicht dem anderen, und da ich viele Business und Porträtshootings gemacht habe, weiß ich, dass vor allem das Modell für eure Aufnahme entscheidend ist. Aber es gibt natürlich einige Sachen, die ihr beachten könnt und die mit Sicherheit schon einen Grundstein für euer Foto legen in Sachen Posing.
Nicht jedes Modell gibt sich so leicht vor der Kamera wie dieser Profi! Glück für den Fotografen, denn er muss nur noch abdrücken, genau wie die Damen bei diesem Workshop.
Ein paar Dinge sage ich jedem Model vorab, egal, ob ich ein Familienshooting im Studio mache oder ob ich eine Hochzeitsreportage durchführe:
Schokoladenseite
Hat das Modell eine Schokoladenseite? Natürlich könnt ihr selbst schauen, ob ihr eine findet, aber es muss ja nicht die sein, die sich die Person selbst aussuchen würde. Oftmals kommt ein Nein, aber es gibt auch Personen (insb. Frauen), die ihre Schokoladenseite kennen. So fotografieren sie sich z.B. selbst mit dem Hand immer aus einem bestimmten Winkel oder zeigen mehr die linke oder rechte Seite oder fotografieren sich am liebsten frontal oder leicht von oben. Tja, und da haben wir sie. Denn genau so mag sich das Model selbst am liebsten und dann ist es egal, was ihr bevorzugt! Stellt die Frage und vielleicht macht ihr euch damit bereits den ersten Pluspunkt. Ansonsten lasst euer eigenes Auge aktiv werden. Bei Paarbildern könnt ihr hierauf nicht so stark Wert legen wie bei Porträtaufnahmen von Einzelpersonen, wo ihr euch ausschließlich auf ein Gesicht konzentrieren müsst.
Gutes Gefühl!
Eure vorgegebene Pose muss sich natürlich anfühlen. Gebe ich vor, dass mein Model die Arme lässig verschränken soll, die Person fühlt sich jedoch nicht gut dabei, wird sich das auf dem Foto widerspiegeln. Vielleicht dann einfach mal eine Hand in der Hosentasche, falls ihr eine lässigere Pose wünscht. Das können sie fast alle gut!
Gerade stehen!
Wir neigen alle dazu, einen schönen runden Buckel zu machen. Ganz natürlich! Na ja. So natürlich auch wieder nicht. D.h., ein wenig Körperspannung und gerade stehen darf schon sein. Das ist übrigens auch schnell mal vorgemacht! Sicherlich werdet ihr während des Shootings immer mal wieder darauf hinweisen müssen! Aber ich schiebe das direkt mal in die Voranleitung.
Zur Kamera fallen
Einfache Regel: Lieber zur Kamera kippen als von der Kamera weg. Ich finde es sogar schön, wenn die Modelle sehr stark zur Kamera kippen, natürlich den geraden Rücken dabei nicht vergessen. Das wirkt dynamischer und offener. Aber das ist Geschmackssache. Dabei streckt man aber auch schön ein ggf. vorhandenes Doppelkinn und das Gesicht wirkt freundlicher und schlanker. Einfach mal selbst vor dem Spiegel ausprobieren.
Ansonsten gibt es viele Regeln, die ihr sicherlich selbst herausfinden müsst. Ich finde es immer schön, wenn die Paare miteinander agieren, wenn sie sich anlachen, vielleicht in Bewegung auf die Kamera zugehen oder sogar von mir wegspazieren. Dazu erkläre ich auch noch Weiteres im Punkt Animation. Achtet immer darauf, dass ihr nicht falsch anschneidet, und die Arme sind ganz wichtig. Die Braut sollte diese nie "andrücken", sondern etwas vom Körper abstehen lassen. Das ist vorteilhafter. Am liebsten auch leicht angewinkelt. Es gibt nichts Schlimmeres als schlaff herabhängende Arme, die dann auch noch angeschnitten werden. Am besten angewinkelt. Ansonsten möchte ich an dieser Stelle auch die Bilder sprechen lassen zum Thema Posing und dazu einige Kommentare schreiben.
Bräutigam im Hintergrund. Natürlich muss er jubeln oder springen. Etwas näher wäre er besser erkennbar. Hier ist er mir fast zu unscharf.
Ein ganz klassisches Motiv vor einem schönen Holztor. Das verliebte Paar strahlt sich an. Bei dieser Pose darf der Strauß den Mittelpunkt der Hände bilden und der Bräutigam seine Liebste natürlich umarmen.
Braut Anki steht gerade angelehnt.
Im zweiten Bild fällt sie stark zur Kamera, aber ich finde, es ist ein schönerer Winkel. Es hat außerdem die Wirkung, als hättet ihr etwas von "oben" fotografiert.
Viel schöner, wenn die Braut den Strauß vor sich hat, als wenn die Hände herunterhängen!
Eine etwas lässigere Pose ist schnell erreicht. Arme verschränkt oder Hand in der Hosentasche. Die Braut stützt sich an ihm ab. Dabei ist es egal, ob sich beide ansehen oder zu euch in die Kamera.
Gerne nehme ich das Paar auch einmal von oben auf! Ein anderer Bildwinkel, der das Bild aufpeppen kann.
6. Wie animiere ich das Paar / Accessoires
Ganz wichtig ist natürlich die Animation eures Brautpaares. Niemand kann auf Kommando natürlich sein oder lachen. Daher ist das euer Job, die Paare harmonieren, agieren und natürlich aktiv werden zu lassen. Nicht jedes Paar ist "leicht" zu fotografieren. Das ist leider so und ihr könnt das vorher nicht immer abschätzen.
Vor einigen Monaten hatte ich ein sehr gut aussehendes Brautpaar, aber schon bei der Beratung stellte sich heraus, dass der männliche Part überhaupt kein Interesse an den Bildern hatte. Er wollte am liebsten nur 10 Minuten für die Paarbilder einräumen und sagte mir ganz ehrlich, dass ich - wenn es nach ihm ginge - überhaupt keinen Job an dem Tag hätte. Aber seiner Frau zuliebe hat er die Bilder "über sich ergehen lassen" und ich konnte ihn sogar das ein oder andere Mal zu einem Lächeln bewegen. Manchmal sagen die Paare auch, dass sie schwer zu fotografieren wären, das wird manchmal zutreffen, manchmal auch nicht.
i Aber was heißt überhaupt "schwer" zu fotografieren? Ich denke, damit sind Menschen gemeint, die dazu neigen, sich vor der Kamera zu verstellen. Die krampfhaft ein Lächeln aufsetzen, das wirklich sehr unecht wirkt. Sogar bei Kindergartenfotos fällt mir das auf! Es gibt schon Kids, die dazu neigen, ein verkrampftes Lächeln aufzusetzen, eher eine Grimasse. Diese Personen neigen dazu, sobald eine Kamera auf sie gerichtet ist, zu verkrampfen. Hier werden euch die Schnappschüsse zu wahren Meistern machen, doch bei der Paarreportage wird es euch dann treffen. Jeder Mensch lässt sich gut fotografieren, aber manchmal müsst ihr erfinderischer sein! Hier müsst ihr kreativer zu Werke gehen und die Paare so ablenken, dass sie gar nicht mehr mitbekommen, dass sie gerade Modell stehen.
Sollte sich das Paar anfangs ganz unwohl vor der Kamera fühlen und gar nicht so recht wissen, wie es lachen soll, wie es sich bewegen muss oder wohin mit den Händen, dann helfen Accessoires. Gerne drücke ich diesen Paaren zu Anfang einige Buchstaben in die Hand und lasse sie damit einfach mal herumalbern. Das lockert auf und wenn sie schon einmal ihre Arme beschäftigt haben und sich dann einfach nur anlachen sollen, dann sind die ersten paar Minuten des Shootings schon einmal viel natürlicher vollbracht, als wenn ihr direkt mit harten Posings beginnt. Solche Paare dürft ihr nicht zu fixiert stellen; lasst ihnen viel Spielraum und wählt eher bewegte Motive oder Bilder, die diesem Paar mehr liegen. Lasst sie ruhig in die Ferne sehen oder mal romantisch oder verträumt wirken.
Generell klappt es immer, wenn sie etwas miteinander "machen" - daher sage ich auch schon mal: Flüstere deiner Braut mal was Schmutziges ins Ohr! Meistens fangen beide an zu lachen, weil ihm nichts einfällt. Perfekt! Das wollten wir. Ihr müsst einfach gute Laune mitbringen und das Paar mitreißen, ein paar Witzchen mittendrin: "Schaut euch mal verliebt an, fast so, als wäre heute euer Hochzeitstag und ihr echt glücklich …" - "Wie, das ist alles?" Es ist schwer, ein Patentrezept oder eine Formel niederzuschreiben. Ich war anfangs auch nicht so locker, wie ich es heute bin, doch genau diese offene und lustige Art gefällt den meisten Paaren. Weil es ihnen die Hemmungen nimmt und sie sich später gar nicht so gefühlt haben, als hätten sie verkrampft Model gestanden. Nur die Wangen dürfen später schmerzen, weil sie so viel und so herzlich gelacht haben.
Auch bei Paaren, die schon fast selbst "agieren", greife ich gerne auf einige Tricks zurück. Probiert es mal aus! Wenn sich das Paar nur ansieht, werdet ihr sicher einen verliebten Blick festhalten können. Ein Kuss auf die Stirn kann ein tolles romantisches Motiv sein. Wenn ihr ausgefallenere Motive mögt und euer Paar gewillt ist, sie umzusetzen, dann darf es gerne kreativer zugehen.
Ein springender Bräutigam, eine schreiende Braut oder auch das ganz ernste Pokerface. Hier wird schließlich auch euer eigener Geschmack gefragt sein! Gerne nutze ich auch die jeweilige Location für individuelle Fotos oder vielleicht hat euer Brautpaar etwas Ausgefallenes im Schlepptau. Feuerwehrwagen, ein Golfplatz, ein Fußball. Das alles sind tolle Elemente für eure Bilder.
Zeigt her eure Ringe!
Doch trotzdem muss euer Auge immer geschult sein! Achtet auf jedes kleine Detail, auf störende Gegenstände im Hintergrund, und wählt danach den perfekten Bildausschnitt! Schaut, ob alles richtig sitzt, von der Krawatte bis zu Falten am Anzug oder dem Kleid der Braut. Das sind Kleinigkeiten, die aber später mächtig ins Gewicht fallen können. Entweder verursachen sie sehr zeitintensive Bearbeitungen oder, wenn ihr unbearbeitete Dateien herausgebt, werden sie das Paar nicht glücklich machen. Besonders störend sind z.B. Handys oder ein dicker Schlüsselbund in der Hosentasche des Bräutigams. Achtet darauf und lasst sie bitte schon vor dem ersten Foto herausnehmen.
Mach mal Unsinn und es klappt wieder.
7. Lichtfindung / Lichtsetzung
Neben dem Blick für den richtigen Hintergrund ist natürlich das richtige Licht entscheidend für ein gutes Bild. Fast die komplette Reportage nehme ich mit meinem 70-200 mm auf (bei Porträts auch gerne ein 105-mm-Makro). Es erlaubt mir nahezu jede Aufnahme, vor allem, da ich gerne viel vom Paar sehe! Zwar sind auch Aufnahmen mit einem Weitwinkel oder Fisheye "nett" und interessant, aber ich mag mein Brautpaar immer gerne gut sehen und mache dementsprechend viele Porträts. Daher ist mein Tele hier für mich persönlich eine gute Wahl und gibt mir viel Spielraum.
Bei der Paarreportage suche ich jetzt natürlich Stellen, die mir auch das richtige Licht geben, oder ich sehe, ob ich einen Reflektor einsetze oder zur Not den Aufsteckblitz verwenden muss. Bei Sonnenlicht - gerade in der Mittagszeit - suche ich eigentlich immer schattige Bereiche auf. Dabei ist es wichtig, dass sie nicht zu dunkel sind und ich habe dann trotzdem gerne die Sonne im Rücken oder nutze einen Reflektor, um ein wenig Licht zurückzugeben. Hiermit lassen sich natürlich auch tolle Gegenlichtaufnahmen einfangen. Das ist also meine persönliche Regel Nr. 1: Bei Sonne geht es in den Schatten! Lustig, aber das ist eben so. Außerdem ist es schon störend für eure Modelle, wenn sie ins Licht kniepen müssen, von den hässlichen harten Schatten einmal abgesehen.
Wenn ihr Glück habt, ist es leicht bewölkt. Das ist euer natürlicher Diffusor! Hell, aber leicht bedeckt, perfektes Licht, ohne dass ihr euch über Schatten oder starke Lichtkontraste Gedanken machen müsst. Da ich meine Kamera manuell bediene, ärgere ich mich bei jeder Hochzeit, wenn wir zur Mittagszeit starkes Sonnenlicht haben und die Hälfte der Gäste steht im Schatten, die andere in der vollen Sonne. Ich muss immer die Kamera umstellen und mit diesen harten Kontrasten viel mehr auf meine Arbeit achten, als wäre es jetzt leicht bewölkt. So sehr ich einen wolkenfreien blauen Himmel im Bild mag - steht die Sonne zu hoch, wird sie euren Gästen nicht immer schmeicheln.
Dann gibt es natürlich noch das Problem: düster oder sogar regnerisch. Ein graues Bild bleibt grau. Wenn es ein verregneter Tag ist, noch dazu im Winter am späten Nachmittag, dann habt ihr schnell Probleme. Versucht daher immer, die Paarbilder rechtzeitig im Kasten zu haben, damit ihr euch mit dem schwindenden Licht später nicht die Arbeit schwerer macht als nötig. Arbeitet mit Reflektor und eurem Aufsteckblitz, damit euer Paar gut ausgeleuchtet ist, und schaut, dass ihr möglichst helle Hintergründe wählt. Sonst wird das Motiv einfach in der Gesamtstimmung zu dunkel! Mit der Zeit seht ihr auch, welche Hintergründe euch die schönsten Lichtstimmungen zaubern!
Ich habe euch zur Veranschaulichung einmal einige Bilder mitgebracht.
Ein verregneter Tag! Ich denke, hier kommen die Vorteile eines Reflektors gut zur Geltung!
Hier habt ihr zwar viel Grün im Bild, aber es ist durch den Rhein im Hintergrund mehr Stimmung vorhanden. Das Bild ist ohne Blitz/Reflektor aufgenommen. Mit einem Reflektor gäbe es noch etwas mehr Leben im Bild.
Leichter Schatten mit kleinen Sonnenflecken, eine tolle Stimmung für ein Porträt!
Herrlicher Sommertag mit blauem Himmel. Aber die Sonne steht schon etwas tiefer. Hier entstehen tolle bunte Farben.
Ich hoffe, dass euch dieses Tutorial ein wenig bei eurem nächsten Paar- oder Brautpaar-Shooting helfen wird und sicherlich werdet ihr bald eure eigenen Erfahrungen sammeln!
Jeder Fotograf wird hier seine eigenen Herangehensweisen finden. Ich wünsche euch viel Spaß dabei! Bis zum nächsten Teil.
Nicole Schick
www.fotostudio-mit-herz.de