Teil 01 – Einleitung: Motiv Tier – tierisch gut!

Teil 02 – Die richtige Ausrüstung

Teil 03 – Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Teil 04 – Auf den Ausschnitt kommt es an!

Teil 05 – Shooting-Vorbereitungen und -Planung

Teil 06 – Hundefotografie

Teil 07 – Katzenfotografie

Teil 08 – Pferdefotografie

Teil 09 – Kleintierfotografie

Teil 10 – Indoor-Shootings – Die Studiofotografie

Teil 11 – Outdoor-Shootings

Teil 12 – Bildbearbeitung

Teil 13 – Diverse allgemeine Tipps

Teil 14 – Reptilienfotografie

Bei diesem recht ausführlichen Tutorial gibt es etliche Unterpunkte, hier eine kurze Übersicht:

  1. Einleitung
  2. Angst vor Hunden
  3. Die Position des Fotografen
  4. Vorbereitung des Shootings
  5. Vorbereitung des Modells
  6. Germanys next Topmodel – Gönnen Sie Ihrem Star Ruhe und Erholung
  7. Der Hund und sein Rudel
  8. Bello in Aktion: Der Hund im Freien

    •Das richtige Licht/Sonnenstand

    •Outdoor-Shooting mit Konzept

    •Bello im Wald

    •Bello beim Springen

    •Bello im Wasser

    •Bello beim Laufen

    •Bello beim Spielen

    •Bellos Eigenschaften aufs Bild bringen

    •Bellos kreative Suche

    •Bello beim Hundesport
  9. Der Hund im Studio – Anleitung für den Hundebesitzer

    •Erziehungsstand des Hundes

    •Bildausschnitte

    •Allgemeines

    Da hat Bello einiges zu zeigen, also lassen wir ihn nicht warten …

1. Einleitung

Jeder Fotograf wird seine besonderen Lieblinge haben. Der Tierfotograf wird also auch eine Rasse oder Art haben, die er ganz besonders gern vor der Linse hat. Hätten Sie mich vor meiner Arbeit befragt, hätte ich Ihnen ganz klar meine Favoriten aufzählen können und was ich im Laufe meiner späteren Arbeit gern und was ich überhaupt nicht gern fotografieren würde. Würden Sie mich dagegen heute fragen, würde ich Ihnen sagen: Ich liebe fotogene Modells und unfotogene sind die Herausforderung, die ich bei meiner Arbeit suche. Und das hat überhaupt nichts mit dem Aussehen des Motivs zu tun, was ich früher immer angenommen hätte. Da wir hier das Thema Hund behandeln, hätte ich Ihnen also früher gesagt: „Ich fotografiere unheimlich gerne Bullys und Doggen. Ja und einen Rhodesian Ridgeback muss ich unbedingt mal vor die Linse bekommen. Vor Kampfhunden habe ich große Angst und Schäferhunde werde ich sicherlich nie gerne fotografieren…“ Wie schnell sich diese Meinung, die noch dazu intoleranter nicht hätte sein können, geändert hat. Heute sieht meine Wunschliste ganz anders aus. Früher habe ich mir z. B. nie Gedanken darüber gemacht, wo ich meine Modelle gern sehen würde, im Vordergrund stand immer nur das Modell an sich. Heute ist das komplett anders, fragen Sie mich heute noch einmal. Hier ist meine Antwort: „Mal sehen, wie es wird, ich freue mich!“ – Sagen Sie mir, welches Tier ich fotografieren darf, dann habe ich sofort eine Vorstellung, wie ich den Vierbeiner am besten ablichten kann! Und da entsteht gedanklich ganz klar eine ganze Kulisse, Landschaften mit Wiesen und Wald, Hintergrundfarben für die Studiowand, ich habe sofort im Kopf, wie ich dieses Tier gern fotografieren würde. Wenn ich selbst wählen darf, ich würde heute ganz andere Modelle nehmen. Aber ich muss den Hund sehen, ihn vor der Kamera auf mich wirken lassen und dann ist völlig egal, ob dort ein Langhaardackel sitzt oder ein Bullterrier. Das habe ich im Laufe meiner Arbeit gelernt. Hunde werden den Menschen mit ihrem Charme so verführen, dass das Aussehen, Größe und Rasse auf einmal völlig irrrelevant sind. Es zählt nur der liebenswerte Charakter. Und den gilt es als Fotograf aufs Papier zu bringen.

So mag ich Ihnen ein Beispiel nennen: Mein Lebensgefährte war mit mir bei einem Tagesshooting mit Hunden. Er liebt Hunde über alles, mag aber keine Dalmatiner und hat furchtbare Angst vor Bullterriern. Gesagt, getan. Es kam natürlich am Nachmittag eine junge Frau zum Shooting mit drei Hunden. Sie dürfen raten, richtig! Ein Dalmatiner und ein Bullterrier befanden sich im Gepäck. Ich kam nicht umhin, es der Dame im Laufe des Shootings zu verraten, denn mein Lebensgefährte lag nach einer gewissen Kennenlernzeit mit der Bullterrierdame Lola auf dem Boden und kraulte ihr den Bauch und die kleine Dalmatinermaus gab ihm dabei Pfötchen und Küsschen zugleich. Als die junge Dame sich mit ihren Hunden von uns verabschiedete, sagte sie, ich möge den Mann grüßen, der keine Dalmatiner und Bullterrier mag. Er schwärmt noch heute von diesen beiden Hunden und ich weiß, er hätte sie sofort mit nach Hause genommen. Vor der Linse ist das genau das Gleiche. Sie werden das schnell herausfinden, wenn Sie nicht nur Ihre eigenen, sondern fremde Hunde fotografieren. Auf einmal werden Sie an einem Hund, den sie früher immer für „langweilig“ gehalten oder als „nicht mein Typ“ abgestempelt haben, als interessant und vielleicht auch liebenswert empfinden.

Sobald ich einen Shooting-Auftrag erhalte, frage ich in der Regel nach der Hunderasse, damit ich direkt ein Bild vor Augen habe. Inzwischen bin ich auf der Suche nach Modellen, die eigentlich überhaupt nicht meinem Hundetyp entsprechend, aber ich würde sie liebend gern einmal fotografieren. Ich wette darauf, dass sie mich während des Shootings mit ihrem Charme verführen und um den kleinen Finger wickeln würden. Am Ende des Shootings würde ich diese Hunde ganz sicher bedenkenlos und sehr glücklich mit nach Hause nehmen!

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Yorkshire Terrier gehörten z. B. nie zu meinen Lieblingshunden, diese kleine Maus namens Thea jedoch hat mich sofort fasziniert. Sie war unheimlich lieb und zutraulich und ließ uns freie Hand beim Shooting. Sie war jedoch zu 100 % auf ihre Besitzerin fixiert!

2. Angst vor Hunden

Mich verbindet zum Hund eine ganz besondere Sache. Als ich mit meinem Hobby Tierfotografie begann, war ich unsicher, ob ich jemals Hunde würde fotografieren können. Ich hatte nämlich sehr große Angst vor Hunden, da ich schon einige Male angeknurrt und attackiert worden bin. Von einem West Highland Terrier, der mir ein Stück aus meinem Bein gebissen hat über einen Rottweiler, der mir mal lustig ins Gesicht geschnappt hat (kleine Drohung, mehr war es nicht) bis hin zu Schäferhunden, die mich als junges Mädchen über den Reiterhof gejagt haben. Stundenlang hielten sie mich durch Zähnefletschen und Gebelle in einer Pferdebox fest, bis mir jemand zu Hilfe kam. Meine Angst war über die Jahre immer weiter angestiegen und ich konnte irgendwann keinen Hund mehr ansehen, ohne dass ich es mit der Angst zu tun bekam. Selbst noch so friedliche Hunde fingen dann meist an zu bellen oder unruhig zu werden. Sie spürten es, immer! Noch vor mir. Und das lockte immer noch mehr unangenehme Situationen hervor. Wenn Sie irgendwo eingeladen werden und wissen, dort lebt ein Hund, den Sie nicht kennen, kann dies bei einer Hundephobie schnell zu Schweißausbrüchen führen. Langer Rede, kurzer Sinn: Die Hunde haben mich auch wieder von dieser Angst befreit, denn seitdem ich fast jede Woche Hunde fotografiere, geht es mir deutlich besser und meine Angst ist verschwunden. Es gibt einfach zu viele nette und liebe Hunde und die Arbeit macht mir so großen Spaß, dass ich mich davon auch nie einschränken lassen wollte. Ich freue mich sehr, dass ich wieder so ungehemmt und angstfrei mit fremden Hunden in Kontakt treten, mit ihnen toben und spielen kann. Mich ihnen mit der Kamera ohne Zögern nähen kann. Also, nur Mut! Hunde sind wunderbare Motive und sie können auch Menschen mit dieser Angst aufgrund ihres liebevollen Wesens davon überzeugen, dass nicht jeder Hund böse ist. Außerdem weiß ich heute, dass viele Fehler bei mir lagen und ich mich auch oft falsch verhalten habe. Hunde sind niemals ohne Grund böse und ein Schäferhund verteidigt eben sein Haus und Grund und auch ein Rottweiler sagt mal, hier ist mein Intimbereich, hier hast Du nichts verloren! Sonst lesen Sie doch einfach mal etwas über diese wundervollen Tiere und sie werden schnell erkennen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten und wie Sie als Mensch darauf eingehen sollten.

Aber nicht nur, wer vielleicht mit Unbehagen an Hunde herangeht, auch Hundebesitzern oder gar Hundeneulingen bzw. -neugierigen kann ich ein paar Bücher zu diesem Thema empfehlen:

  1. Hund – Deutsch / Deutsch – Hund – Kosten ca. 10,00 Euro
  2. Hundeverhalten – Verhalten verstehen, Körpersprache deuten – Barbara Schöning – Kosten ca. 10,00 Euro
  3. Hundepsychologie von Dorit U. Feddersen-Petersen – Kosten ca. 40,00 Euro
  4. Ausdrucksverhalten vom Hund von Dorit U. Feddersen-Petersen – Kosten ca. 40,00 Euro

    Inzwischen gibt es Hunderte solcher Bücher, schauen Sie sich einfach ein wenig um!

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Dieser Hund wirkte zum Fürchten. Ein Rhodesian Ridgeback mit über 60 kg Kampfgewicht. Links sieht er noch angsteinflößend aus, rechts zeigt er dann sein wahres Gesicht!

3. Die Position des Fotografen

Im Freien

Bei fast allen Aufnahmen im Freien, falls es möglich ist, liege ich auf dem Boden in direkter Augenhöhe zum Tier. Knien oder Sitzen geht natürlich auch. Das kommt natürlich auf ein paar Faktoren an, u. a. die Größe und Entfernung des Tieres. Na gut, manchmal auch auf die Bodenbeschaffenheit! Wenn Sie im Liegen eine stehende Dogge fotografieren möchten, kann das schwierig werden, kann unter Umständen aber auch ganz interessant aussehen.

Bei Studioaufnahmen liege ich fast ausschließlich. Sie sollten Ihr Motiv eigentlich nie von oben ablichten, das wirkt unprofessionell. Natürlich gibt es den ein oder anderen Schnappschuss, wo genau das beabsichtigt ist. Trotzdem sollten Sie versuchen, sich auf Augenhöhe des Tieres zu befinden. Machen Sie doch aus Spaß mal Aufnahmen von allen Seiten, lichten Sie das Tier von oben, aus der Augenhöhe und von unten ab. Sie werden sehen, was ich meine …Wenn Sie die ganze Zeit stehen und sich auf einmal auf den Boden legen, kann es sein, dass der ein oder andere Hund merkwürdig drauf reagiert. Darauf sollten Sie vorbereitet sein. Diese zwei Australian Cattle Dogs z. B. kamen sofort auf mich zugeschossen. Manche Hunde möchten nur spielen und Ihnen ein Küsschen geben, andere vielleicht etwas anderes. Da Sie hochwertige Technik in den Händen halten und sich gerade bei großen Hunden im Liegen in einer sehr ungünstigen Position befinden, sollten Sie das wirklich beachten.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Diese Aufnahme entstand, als ich mich gerade auf Augenhöhe begeben hatte. Der Australian Cattle Dog nimmt dies – wie man auf der Aufnahme erkennen kann – in diesem Augenblick wahr. Er ließ daraufhin die Frisbee fallen und stürmte auf mich zu, ohne gute Absichten im Sinn. Die Besitzerin rief den Hund glücklicherweise noch rechtzeitig zurück.

Im Studio

Manchmal nutze ich für kleine Hunde einen Tisch. Das hat zum Vorteil, dass sie nicht so schnell weglaufen können und etwas fixierter sind. Klären Sie am besten vorher mit dem Besitzer, ob das für den Hund i. O. ist. Wenn der Hund auf einem Tisch sitzt, muss ich mich auf Augenhöhe bringen. Entweder beuge ich mich vor oder gehe in die Hocke, manchmal kann man auch auf einen Stuhl zurückgreifen. Arbeite ich jedoch direkt am Boden, dann muss auch ich dort sein. D.h. wenn ein großer Hund im Sitz ist, dann werde ich mich hinknien. Liegt er, dann werde auch ich das tun. Ich versuche immer auf Augenhöhe zu bleiben. Eine Isomatte kann daher sehr nützlich sein! Wie beschrieben, müssen Sie bei Detailaufnahmen z. B. ein wenig mit Brennweiten und der Entfernung zum Tier spielen, seien Sie aber vorsichtig, vor allem, wenn Sie sich auf den Boden legen, wie ich es mache. Dann kann es passieren, dass der Hund auf Sie zuspringt und nicht immer freundlich. Lassen Sie dem Hund immer seine Zone, wo er sich wohl fühlt und nicht bedrängt.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Hier war der Blickwinkel von oben gewünscht.

4. Vorbereitung des Shootings

Wenn es nicht Ihr eigener Hund ist, dann fragen Sie, welchen Vierbeiner Sie ablichten dürfen. Für Ihre Planung ist es natürlich wichtig, egal ob Studio oder ein Shooting im Freien, ob Sie einen Westhighland-Terrier oder einen Schäferhund ablichten. Bei der Studiofotografie ist die Farbe und Größe des Tieres entscheidend. Hiernach können Sie bereits passende Hintergründe wählen. Fragen Sie auch nach den Vorlieben des Besitzers, denn schließlich muss er mit den Aufnahmen auch zufrieden sein!

Bei den Aufnahmen im Freien fragen Sie einfach nach den Vorlieben des Hundes und was der Zweibeiner für geeignete Hintergrundmotive für seinen Hund hält. Wenn ein Hund leidenschaftlich gerne schwimmt, haben Sie doch schon einmal eine tolle Möglichkeit. Fragen Sie ruhig nach Alter und Temperament des Hundes, so können Sie vorab schon einiges an Planungen für Ihr Shooting machen. Ruhige und vielleicht schon etwas ältere Hunde lassen sich eventuell gar nicht von einem fliegenden Stöckchen animieren, hier werden Aufnahmen in aktionsreicher Bewegung schwierig werden.

Oft werde ich vom Hundebesitzer gefragt, was er mitbringen soll. Das ist schwer zu pauschalisieren. Es gibt Hunde, die sich mit Leckerchen gut animieren lassen, gerade im Studio. Sie fixieren die Leckerchen und spitzen gespannt die Ohren. Sie folgen mit den Augen der Hand, die die Leckerchen bereithält, und damit kann man die Fellnase gut steuern und manchmal den Blick sogar direkt auf die Kamera lenken. Das ist perfekt! Es gibt aber auch das genaue Gegenteil. Der Hund wird zappelig und rennt der Hand hinterher, er bleibt nicht mehr sitzen und ist regelrecht versessen auf das Leckerchen. Hierbei kommt es natürlich auch auf den Erziehungsgrad des Hundes an und wie er sich in völlig neuer Umgebung mit fremden Menschen noch an Antrainiertes halten mag. Also, Leckerchen mitbringen? Ja! Aber ob sie wirklich sinnvoll zum Einsatz kommen, muss abgewartet werden. Gut erzogene Hunde finden das Shooting definitiv noch toller, wenn sie für ein braves „Sitz“ immer wieder eine Belohnung bekommen. Wenn möglich, sollten Sie also mit einigen Köstlichkeiten arbeiten, alleine schon als Dankeschön an Ihr Modell. Schließlich haben Sie als Fotograf eine große Freude daran. Spielzeug ist auch immer gut, allerdings mehr im Freien. Bellos Lieblingsball ist immer eine gute Animation, um ihn in Bewegung zu bringen. Im Studio ist es Geschmackssache, ob Sie einen vielleicht nicht sehr dekorativen angesabberten Knochen mit auf dem Bild haben möchten. Außerdem wird der Hund darauf herumkauen oder -beißen, und das sieht nicht immer toll aus.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Merlin hat das Rumkauen auf Spielzeug total entspannt, er hat sich im Studio hingelegt und genüsslich darauf herumgebissen.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Natürlich kann man auch immer noch einen Spruch hinzufügen!

5. Vorbereitung des Modells

Auch diese Antwort kann nicht immer klar für alle Hunde gegeben werden, aber es gibt ein paar Sachen, die Sie in jedem Falle beachten sollten:

  • Der Hund sollte einige Stunden vor dem Shooting keine Mahlzeit mehr einnehmen. Es ist nicht gut, wenn er sich mit vollem Magen viel bewegt (noch dazu die Aufregung).
  • Der Hund sollte nicht ausgepowert ins Shooting gehen. Ein Welpe z. B., der gerade aus der Hundeschule kommt, wird nur noch eines wollen: schlafen!
  • Der Hund sollte bei einem reinen Studioshooting nicht überdreht sein, hier hilft eine lange Spazierrunde und ein bisschen Toben vor dem Shooting, damit er ruhiger ist.

Es ist immer ein schmaler Grat, der Hund darf z. B. im Studio nicht zu müde und auch nicht zu aktiv sein. Wenn er rumzappelt, wird es schwer sein, ihn zum Stillhalten zu bewegen. Ist er jedoch übermüdet, wird er irgendwann auf nichts mehr reagieren und einfach schlafen. Das ist zwar für 1 bis 2 Fotos mal ganz nett, aber auf Dauer langweilig.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie

Das Shooting mit Samy war eigentlich schon vorbei, wir hatten das Studio bereits abgebaut. Doch der Rüde war so müde, dass wir ihn mit dem Stoff zudecken konnten und die Schildkröte neben ihm platzierten. Weil das so witzig aussah, habe ich dann die Kamera noch einmal ausgepackt. Wir konnten ihn zu keiner Bewegung mehr animieren.

Wenn wir mit dem Hund ins Freie gehen, dann soll er möglichst aktiv sein. Hier ist es im Gegensatz zum Studio von Vorteil, wenn er quirlig und aufgedreht ist. Wenn Sie eine Kombination aus beidem machen (Studio- und Outdoor-Shooting), machen Sie zuerst das Shooting im Freien. Aber übertreiben Sie es nicht, sonst haben Sie wie erwähnt ein schlafendes Studiomodell. Egal, wie Sie es machen und wie lange das Shooting geht, achten Sie immer darauf, wie es Ihrem Vierbeiner geht, siehe auch den nächsten Punkt.

6. Germanys next Topmodel – Gönnen Sie Ihrem Star Ruhe und Erholung

Das ist eine wichtige Regel. Denn ein Shooting darf niemals eine Tortur für das Tier werden. Der Hund muss sich wohlfühlen und entspannt sein. Er darf keine Angst haben, nicht unter Stress stehen und vor allem muss er in Ruhe gelassen werden, wenn er eine Pause braucht. Sorgen Sie für frisches Wasser und bieten Sie es immer wieder an. Beim Studioshooting sollten Sie immer wieder Streichelpausen machen oder das Tier fünf Minuten in Ruhe machen lassen, was es möchte. Es reicht schon, nicht ständig etwas zu wollen. „Bello, sitz!“, „Bello, Platz!“, „Bello komm her“, „Bello, bleib“. Die Kommandos bei einem Shooting sind oft zu viel für den Hund und manchmal auch widersprüchlich. So kommt es oft vor, dass wir sagen „Bello, sitz.“ – Der Hund geht in Ruheposition. Dann folgt ein „Bello, schau mal.“ Der Hund geht in Habachtstellung und spitzt die Ohren. Wir machen ein Foto. „Bello, fein, schau mal her.“ Bello verlässt seinen Platz und kommt schwanzwedelnd angelaufen. „Nein, Bello, sitz!“. Geht das einige Minuten so, ist der Hund total genervt und hat auch keine Lust mehr, irgendeinem Befehl Folge zu leisten. Erklären Sie dem Hundebesitzer, falls Sie es nicht selber sind, einfach, wie das Shooting auf den Hund wirkt und bitten Sie ihn, genauso geduldig an die Sache heranzugehen, wie Sie es sein müssen. Das Bespaßen und Animieren des Tieres ist viel schwieriger als Ihr Part, also seien Sie getröstet!

Kennen die Hunde keine Kommandos oder haben Sie diese im Blitzlichtgewitter plötzlich vergessen, dann kann es passieren, dass der Zweibeiner verzweifelt versucht, den Hund zum Stillhalten zu bewegen. Schließlich möchte man doch gern sooo schöne Fotos von Bello. Aber Bello weiß nicht, warum er auf einmal stillhalten soll, das muss er sonst doch auch nie. Daher versteht er auch nicht, warum plötzlich mit ihm geschimpft wird oder mit mehr Nachdruck die Erfüllung eines Kommandos gefordert wird, als sonst üblich. Das Resultat: Ein schimpfendes Frauchen, ein genervter Fotograf und ein traurig dreinblickender Hund. Die Frage, ob die Fotos gut aussehen, beantworten Sie sich selbst!

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Samy schaut fragend zu seiner Besitzerin, weil er nicht weiß, warum sie auf einmal mit ihm schimpft.

7. Der Hund und sein Rudel

Ich selbst habe keinen Hund, und immer, wenn ich ein Shooting mit Hunden habe, beneide ich Frauchen oder Herrchen um die wunderbare Sache, ein solch fantastisches Tier sein Eigen nennen zu dürfen. Hunde lieben ihr Rudel, ihren Menschen, sie würden alles für ihn tun. Der Blick ruht ständig auf dem geliebten Zweibeiner. Was soll ich tun? Was soll ich machen? Was möchtest du von mir? Komm, beschäftige dich mit mir! Der Hund fixiert seinen Besitzer, lässt ihn kaum aus den Augen.

Es gibt Hunde, die überschlagen sich bei dem Versuch, alles richtig zu machen, sie suchen das Lob, die Bestätigung von Frauchen oder Herrchen. Sie werden also nicht viel ausrichten können, sie werden es den Hundebesitzern voll und ganz überlassen müssen, den Hund zu animieren und gerade in der Studiofotografie zu den Posen zu bringen, die Sie dann ablichten können. Außer Mensch und Tier um dieses herrliche und enge Band zu beneiden, können Sie eigentlich nur eins tun: fotografieren. Ich genieße den Anblick bei jedem Shooting, schließlich fixiere ich ständig die Augen des Hundes, die nie auf mich, immer nur auf den Zweibeiner gerichtet sind, der für Bello das Rudel bedeutet. Mit dem Besitzer des Hundes steht und fällt der Erfolg des Shootings. Seien Sie sich dessen bewusst. Und wenn am Ende des Shootings Herrchen oder Frauchen beim Anblick der Bilder sagt: „Guck mal! Typisch Bello!“, dann wissen Sie, dass Sie alles richtig gemacht haben. Sie haben Bello mit Herz und Seele aufs Papier gebracht.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Diese gut trainierte Hündin war keineswegs daran interessiert, sich der Kamera zu präsentieren, sondern, wie man an ihrem Blick unschwer erkennt, bat sie Herrchen um neue Anweisungen, denn auf ihm ruhte ihr Blick ständig! Bild ist unbearbeitet (Hintergrund).

8. Bello in Aktion: Der Hund im Freien

Hunde im Freien zu fotografieren ist ein großes Highlight bei der Tierfotografie. Davon kann der Fotograf nie genug bekommen. Ich fiebere diesem Moment entgegen. Das Motiv, das perfekte Licht und meine Kamera, zusammen an einem ganz besonderen Ort. Das ist einfach fantastisch. Macht das Modell dann noch mit, sind die schönsten Aufnahmen eigentlich schon garantiert. Doch wie findet man diesen ganz besonderen Ort, was eignet sich am besten als Hintergrund bei der Tierfotografie? Bello wird es uns verraten …

TIPP: Zu den Kameraeinstellungen bei Tieren im Freien in Bewegung: Wählen Sie entweder die Zeitautomatik und verwenden Sie eine möglichst große Blende (z. B. 2,8) oder den Sportmodus, wenn Sie lieber mit der Kameraautomatik arbeiten möchten. Verwenden Sie eine Sonnenblende bei Außenaufnahmen, und auch ein Polfilter ist oft ein schönes zusätzliches Schmankerl.



Das richtige Licht/Sonnenstand

Der Punkt ist schnell abzuhandeln und gilt für alle Outdoor-Shootings. Ich gebe hier nur meine eigenen Erfahrungen wider, es mag gut sein, dass Sie hier nicht mit mir übereinstimmen. In den kalten Monaten fotografiere ich bis 11:00 Uhr am Vormittag und dann erst wieder ab 15:00 Uhr. Hier habe ich die besten Resultate erzielt, was die Lichtverhältnisse angeht. Fotos in der Sommerzeit mache ich fast ausschließlich nach 18:00 Uhr. Das Licht ist dann einzigartig. Wenn es möglich ist, fotografiere ich sogar noch später, gern von 20:00 bis 21:30 Uhr. Fangen Sie die Abendstimmung im Bild ein und genießen Sie den Vierbeiner genau in diesem Licht! Das gilt natürlich nicht für schattige Motive (Wald o. Ä.), sondern nur für Aufnahmen im vollen Sonnenlicht. Fotografieren Sie immer mit der Sonne im Rücken, wenn möglich. Vermeiden Sie Gegenlichtaufnahmen ganz (falls nicht aus irgendeinem Grund beabsichtigt), und wenn es nicht anders möglich ist, nehmen Sie einen schrägen Winkel zur Sonne ein, sodass das Licht nicht durch die Sonnenblende fällt. Das mache ich nur im absoluten Notfall.

Beispiel: Wir wollten einen Hund beim Schwimmen in einem Kanal fotografieren. Als wir dort ankamen, hatte ich zwei Möglichkeiten, direkt gegen die Sonne ablichten oder auf die andere Seite laufen und der Hund wäre komplett von Schatten bedeckt gewesen, da dort hohe Bäume standen. Ich wählte also eine Position X und ließ den Hund möglichst weit rechts oder links von mir durchs Wasser schwimmen. So waren zwar viele Fotos für den Abfall bestimmt und das Licht war keinesfalls ideal, aber es entstanden doch einige brauchbare Aufnahmen.

Outdoor-Shooting mit Konzept

Für das Outdoor-Shooting suchen wir meist verschiedene Motive. Schließlich möchten wir Bello nicht nur in einer Position mit einem Hintergrund ablichten, sondern wir wollen aus ihm alles herauskitzeln, was er uns zu bieten hat! Und das ist eine ganze Menge! Hier können Sie sich unten einige Anregungen holen. Aber um das überhaupt so hinzubekommen und vor allem, ohne dass der Hund uns dabei zusammenklappt, sind einige Überlegungen im Vorhinein anzustellen. 1. Planen Sie die Strecke, die sie mit Bello abgehen möchten. Interviewen Sie, wenn Sie an fremden Orten fotografieren, den Besitzer des Tieres über mögliche Motive und wie Sie diese bestmöglich in Ihr Shooting einbauen können. Das Alter und die Fitness des Hundes sind das Hauptkriterium, um hier überhaupt einen tierfreundlichen Plan aufstellen zu können! Erkundigen Sie sich danach, wenn Sie es nicht bereits wissen.

Teilen Sie das Shooting in verschiedene Etappen auf, um eine Überanstrengung zu vermeiden. Nach einer sicherlich aufregenden Bekanntmachung und Vorstellung auf beiden Seiten beginnen Sie gemütlich Ihren Spaziergang. Fangen Sie dann, wenn der Hund sich beruhigt hat, mit Portraitfotos an, machen Sie vor einem schönen Hintergrund verschiedene Fotos im Sitz und Platz oder auch im Stehen. Wenn der Hund noch ausgeruht ist und es nicht zu warm ist, dann haben Sie vielleicht Glück und er hechelt nur ein bisschen oder für einige Momente gar nicht. Auf Fotos ist die Hundezunge oft ein unschönes Accessoire. Mich persönlich stört es nicht, aber der ein oder andere Besitzer möchte bestimmt auch mal ein Foto ohne den rosa Lappen. Sicherlich sind Fotos mit gespitzten Ohren und geschlossenem Mund in Habachtstellung nicht das schlechteste Motiv. Jetzt können Sie mit Bello anfangen zu toben. Gehen Sie in den Wald oder aufs Feld, werfen Sie Stöckchen und fotografieren Sie ihn dabei. Dann schlendern Sie gemütlich zur nächsten Station, z. B. auf eine kleine Waldlichtung. Platzieren Sie Bello im Sitz und Platz falls möglich vor einigen schönen Hintergründen und fotografieren Sie ihn. Idealerweise hat er sich da schon etwas vom Toben erholt und die Zunge hängt ihm nicht bis auf den Waldboden. Suchen Sie nach einem kleinen Hindernis zum Überspringen und machen Sie erneut einige Aufnahmen. 5-6 Sprünge sollten ihn nicht überfordern und auch nicht das Letzte aus ihm herauskitzeln. Wenn Sie dann noch ein wenig weiterlaufen und ihn erneut in einigen schönen Posen eingefangen haben, könnten Sie ihn ins Wasser schicken, vorausgesetzt, er mag das kühle Nass. Beachten Sie hier immer, dass ihr Modell im Anschluss etwas unschön wirken kann. Nasse Hunde sind nicht jedermanns Geschmack. Vor allem wenn Sie nachher noch ins Studio möchten, kann es zu längeren Wartezeiten kommen, bis der Hund wieder trocken ist. Ich stelle das Baden immer ganz zum Schluss auf den Shooting-Plan, und auf dem Rückweg sind die Hunde in der Sonne meist wieder trocken. Wir pausieren meist 30-40 Minuten vor dem Studioshooting, falls es einzuhalten ist. Manchmal machen einem die Vierbeiner aber einen Strich durch die Rechnung. Wenn Sie eine echte Wasserratte im Gepäck haben, kann es sein, dass sie nicht auf unser GO wartet und sich vorher schon einmal eine Abkühlung holt!

Bello im Wald

Im Wald ist es in der Regel dunkel! Lichtungen eignen sich hervorragend zum Fotografieren eines Hundes in Bewegung. Selbst mit einem lichtstarken Objektiv kann man sich an sehr schattigen Plätzen schwertun, wenn der Hund sich schnell bewegt. Setzen Sie Ihr Motiv doch einfach mal vor einen Baumstamm oder ins Herbstlaub. Das kann fantastisch aussehen. Auch der Wald an sich kann eine wunderbare Kulisse sein. Trotzdem kommt es immer auf Ihr Modell an, wie viel Sie wagen und probieren können bzw. dürfen. Nicht alle Hunde halten still oder machen auf Kommando das, was man ihnen sagt. Manche Situationen sind für sie angsteinflößend o. Ä. – Lassen Sie es immer auf einen Versuch ankommen. In den kalten Monaten sieht es toll aus, wenn Sie den Waldfotos ein bisschen von ihrer Sättigung nehmen, dann wirken sie dramatischer und das verleiht vielen Bildern ein gewisses Flair! Das eignet sich auch in der Zweibeiner-Fotografie hervorragend!

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie

Bello beim Springen

Wenn Sie durch den Wald schlendern, schauen Sie doch mal, ob Sie vielleicht einen Baumstamm finden, über den Sie Bello hüpfen lassen können. Es gibt eine Menge Sachen, die dafür geeignet sind. Meist sind die Hunde jedoch sehr raffiniert, und wenn das Hindernis nicht gut abgegrenzt ist, werden sie versuchen, irgendwie drum herum zu laufen. Strohballen sind auch immer tolle Motive. Um den Hund zum Springen zu bewegen, werfen Sie am besten einen interessanten Gegenstand. Meist sind die Hunde auf der Jagd schneller als bei ihrer Rückkehr mit der Beute. Sie sollten also versuchen, den Ball- oder Stöckchen-Werfer weit vor der Kamera zu platzieren und den Gegenstand in Ihre Richtung auf die Kamera zu werfen zu lassen (Sie sollten vorher die Wurffähigkeiten überprüfen oder die Haftpflichtversicherung). Der Hund wird wesentlich schneller laufen und auch interessanter aussehen. Schließlich ist jeder Muskel angespannt und sein Blick ist auf das Ziel konzentriert. Ein tolles Motiv! Sie werden sicherlich ein paar Versuche benötigen, bis Sie den Hund gut fokussieren können, und zwar bereits vor dem Sprung. Sie müssen eine Position wählen, wo das Hindernis den Hund nicht verdeckt, um ihn vorher fokussieren und ihn während des Sprungs scharf ablichten zu können. Ansonsten fokussieren Sie einfach auf das Hindernis und schauen Sie, dass Sie passend abdrücken. Das wird ein Weilchen dauern und Sie sollten Bello immer wieder eine Pause zwischen den Sprüngen gönnen. Am schönsten ist es natürlich, wenn Sie den Hund bei der eigentlichen Flugphase „erwischen“. Sie können den Hund aber auch schon fotografieren, wenn er sich nur mit dem Oberkörper im Sprung befindet und noch mit den Hinterläufen vom Boden abdrückt. Auch die „Landephase“ ist ein interessantes Motiv. Probieren Sie es aus.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Hier ist es mir nicht gelungen, die Schärfe auf den Punkt zu bringen.

Bello im Wasser

Ich fürchte, dass ich mich jetzt outen muss, denn ich war noch nie mit einem Hund im Wasser, um ihn zu fotografieren. Und doch rate ich Ihnen dazu! Bisher habe ich Hunde ausschließlich „von oben“ fotografiert, wenn sie im Wasser unterwegs waren. Was für eine Todsünde. Ich weiß. Machen Sie es also besser und gehen Sie mit dem Hund ins Wasser … Wollen Sie auch nicht? Kann ich verstehen. Sie können Ihren Hund auch ablichten, wenn Sie sich nicht auf einer Ebene mit ihm befinden. Versuchen Sie einfach, die Kamera so nah wie möglich an die Wasseroberfläche zu bringen. Wenn Sie einen flachen Einstieg ins Wasser haben oder sogar am Meer fotografieren, können Sie sich natürlich auf eine Höhe bringen, das Ideale! Haben Sie jedoch ein Gewässer, wo der Rand steinig und vielleicht auch entsprechend höher gelegen ist, versuchen Sie es eben mit ein paar Tricks. Natürlich können Sie sich auch mit der Badehose mit ins Getümmel werfen, achten Sie nur gut auf Ihre Kamera. Es gibt ja auch noch entsprechende Kleidung und Hosenüberzieher, die Sie verwenden könnten. Abgesehen von den Wasserspritzern, wenn Sie sich zu nah am Motiv befinden, müssen sie hier nicht so viel beachten. Fokussieren Sie den Hund, nehmen sie eine große Blende (2,8, falls möglich) und halten Sie drauf. Sie können Ihr Modell mit einem Stöckchen oder einem Ball zur Aktion animieren. In den flachen Bereichen sieht das alles natürlich spektakulärer aus, als wenn der Hund (wie bei Bello unten zu sehen) ganz im Wasser verschwindet und nur der Kopf rausschaut. Die für unsere Aufnahmen am besten geeigneten Bewegungen sind dem Hund nur im flachen Wasser möglich. Am besten steht er nur mit den Beinen im Wasser, ein guter Teil des Oberkörpers darf rausschauen. Jetzt kann Bello sich mit voller Kraft am Untergrund abdrücken und losspringen. Dabei wird das Wasser um ihn herum Sagenhaftes mit der Aufnahme anstellen!

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie

Bello beim Laufen

Wenn Sie Bello beim Laufen fotografieren, wirkt es am besten, wenn er tempomäßig Vollgas gibt. Der Hund hat genau wie das Pferd drei Gangarten. Schritt, Trab und Galopp (den Pass lasse ich einfach mal aus). Sowohl der Schritt als auch der Trab, den der Hund am meisten zur Fortbewegung nutzt (Wolfstrab), sind zum Fotografieren relativ langweilig. Bewegt der Hund sich im Trab durch die Landschaft, wird er meist rechts und links ein wenig rumbummeln, die Nase ins Grün stecken und immer wieder Ausschau nach seinem Zweibeiner halten. Für unsere Fotos sind Schritt und Trab somit die etwas uninteressanteren Gangarten des Hundes. Der volle Galopp ist dagegen ein sensationelles Motiv. Der Bewegungsapparat des Hundes ist auf Hochtouren und das sieht im Bild festgehalten unglaublich toll aus. Lassen Sie – wie bereits oben erwähnt, den Hund wieder in eine Richtung laufen – animieren Sie ihn mit einem Stöckchen o. Ä. und fotografieren Sie ihn, wenn er dem Gegenstand nachjagt. Vermutlich wird er im Trab zum Werfer zurücklaufen oder sich mit dem Gegenstand hinlegen oder in eine Ecke verkriechen. Sie brauchen Bello aber in der Laufbewegung. Sie können Bello gerade oder schräg auf sich zulaufen lassen oder ihn seitlich fotografieren. Beides hat etwas für sich. Achten Sie nur darauf, dass sich der Werfer nicht im Bild befindet. Wählen Sie einen Hintergrund, der nicht zu auffällig ist, da er sonst vom Motiv ablenkt. Immer wunderschön ist ein Stoppelfeld in der Abendsonne! Natürlich spielt bei der Wahl des Hintergrundes auch die Fellfarbe eine nicht unerhebliche Rolle. Schwarze Hunde vor einem dunklen Hintergrund sind genauso ungünstig wie ein gemustertes Fell vor unruhigen Grüntönen.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie
Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie

Bello beim Spielen

Zwei Hunde, die spielen, sind immer ein tolles Motiv. Halten Sie einfach drauf und schauen Sie sich nachher an, was Sie davon gebrauchen können. Zwar scheint es kaum möglich, zwei tobende Hunde gescheit einzufangen, gerade wenn sie Ihnen den Rücken kehren, aber es kann doch klappen. Der richtige Moment muss es eben sein und das ist der, wenn sich beide Hunde gerade hinterherjagen oder voneinander lösen, um sich erneut anzuspringen. So böse dieses Spielen auch beim ersten Hinsehen ausschauen mag, wenn Sie sich die Mühe machen, länger durch den Sucher zu blicken, kommen Sie nicht umhin zu bemerken, wie zärtlich Hunde miteinander im Spiel umgehen können und wie schnell sie es abbrechen, wenn sie merken, dass sie es doch einmal übertrieben haben. Selbst wenn einer von beiden zu müde ist um zu spielen, dann wird der andere nicht aufhören, ihn zu animieren, bis sein Spielgefährte ihn erneut zu fangen versucht. Das Niedlichste war die junge Hündin Laika (Setter-Mix), die sich von einer erst 15 Wochen alten Labrador-Hündin wirklich alles gefallen ließ. Ich vermutete schon, ihre Ohren würden gleich davongetragen oder Ähnliches, doch sie tat dem Welpen nichts. Sie stellte sich freiwillig als Ziel jeglicher Attacken zur Verfügung. Wenn mir bei einem Shooting ein anderer Hund „in die Quere“ kommt, nutze ich das direkt aus und mache ein paar Spiel-Fotos. Probieren Sie es aus!

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie

Bellos Eigenschaften auf das Bild bringen

Am besten legen Sie sich ein Buch zu, das die Hunderassen im Einzelnen beschreibt. Sie sollten wissen, welche Hunde in die Rubrik Jagdhund und welche in die Kategorie Wachhund einzuordnen sind. Das kann Sie insofern bei Ihrer Arbeit unterstützen, als dass Sie genau nach diesen Eigenschaften auch das ein oder andere Foto schießen können. Haben Sie es z. B. mit einem waschechten Jagdhund zu tun, dann fotografieren Sie ihn doch genau bei dieser Arbeit! Denn schließlich sollten Sie Ihr Motiv genauso darstellen, wie es ist. Mit Leib und Seele und mit seinem ganzen Charakter. Einen Hund aus der Kategorie Wachhund (z. B. einen Dobermann oder einen Rottweiler) würde ich immer auch immer in gleichnamiger Pose ablichten: Wachend! „Hier wache ich“ sollte unter diesem Foto stehen können, denn dafür ist dieser Hund ja auch oft ausgebildet worden. Außerdem gibt es noch andere Kategorien wie z. B. Familienhunde (Labrador etc.), Schlittenhunde (Husky etc.), Hirtenhunde oder auch Gebrauchshunde, wie Rettungs-, Polizei- oder Therapiehunde. Da auch ich als Tierfreund die Vorurteile gegen Kampfhunde schwer verurteile, fotografiere ich diese Hunde alleine schon deshalb in krassem Gegenteil zu ihrem unberechtigt schlechten Ruf. Denn ich lichte sie falls möglich als Kuschelmonster und guten Kinderfreund ab! Denn genau das ist der Kampfhund. Ich fotografiere auch Tierheimhunde und habe es hier zum großen Teil mit Kampfhunden zu tun, die dort oft viele Jahre einsitzen müssen.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Samy springt gern durch Kornfelder, also los geht's!

Bellos kreative Suche

Natürlich gibt es unheimlich viele Motive, die in der freien Natur überall versteckt oder manchmal auch ganz offensichtlich sind, die wir einfach nur als solche erkennen müssen. Daher muss der Fotograf auch ständig mit offenen Augen durch die Welt laufen. Wenn es auch manchmal eine Sache ist, die es erst zu erlernen gilt! Mir passiert es immer, dass ich solche Stellen mit perfektem Licht immer dann entdecke, wenn nichts in verfügbarer Reichweite ist. Weder die Kamera noch ein Vierbeiner! Lernen Sie das Sehen, sehen Sie Ihre Umwelt mit den Augen eines Suchers. Typische und oft genutzte Motive sind z. B.

  • Steine oder Bänke, auf die der Hund ganz klettern oder mit den Vorderbeinen auf ihnen stehen kann
  • Strohballen oder abgemähte Felder und Wiesen (bitte lassen Sie sich vorher die Erlaubnis des Bauern geben, es handelt sich hier meist um Viehfutter!)
  • Teiche oder Bachläufe
  • Baumstämme, vermooste Äste oder Rinden

Kaufen Sie sich ein paar schöne Tierbücher und holen Sie sich Anregungen für Ihr eigenes Motiv. Oder wühlen Sie sich doch einmal kostenlos durch ein paar Internet-Bildarchive! Sie werden sehen, dass Sie selbst bald ein gewisses Gespür dafür entwickeln, wenn Sie auf einem Shooting-Spaziergang sind und selbst erkennen, wo Bello jetzt gerade in Position gehen sollte für das perfekte Foto! Seien Sie kreativ, erfinderisch und vor allem mutig! Was haben Sie zu verlieren? Probieren Sie alles aus, was Ihnen in den Sinn kommt. Zur Not brauchen Sie einen gut gefüllten Leckerli-Beutel, aber sonst kostet es Sie außer ein bisschen Zeit überhaupt nichts.

Wie bereits oben in der Stichpunktliste beschrieben: Ein tolles Motiv sind Kornfelder, auch abgemäht als Stoppelfeld, sind sie ein wahnsinnig toller Hintergrund. Sie müssen aber aufpassen, denn die Felder gehören natürlich jemandem, der natürlich gut darauf achtgibt. Dass wir also nicht einfach mit Bello ins Feld hineinlaufen dürfen, ist auch klar. Sind Wiesen gemäht worden, liegt das Heu meist zum Trocknen noch einige Zeit obenauf. Laufen wir also mit Bello dadurch, verschmutzen wir eventuell Viehfutter. Da Sie auch nicht möchten, dass Ihr Tier etwas Verunreinigtes essen muss, gerade weil es ja auch sein kann, dass Bello auf dem Feld sein Geschäft verrichtet, sollten wir das lieber unterlassen. Ich sage es ganz ehrlich, mir ist das auch schon passiert, und zwar nicht, weil es mir egal war, sondern weil ich nur das Motiv gesehen habe ohne nachzudenken! Glücklicherweise hat man mich freundlich darauf hingewiesen und seitdem achte ich darauf. Das kann auch anders ausgehen und zu unangenehmen Szenen führen.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie

Bello beim Hundesport

Immer wieder ein aufregendes Spektakel für den Fotografen bieten Hundeveranstaltungen aller Art oder einfach ein Ausflug auf den nächsten Hundeplatz oder ein Besuch bei der Hundeschule. Auf öffentlichen Veranstaltungen wie z. B. dem Dog’s Day oder der Hunde-Wasserolympiade kann der Fotograf völlig ungestört üben und die Hunde in Aktion ablichten. Schauen Sie sich einfach mal in Hundeforen oder auf Vereinsseiten um, Sie finden bestimmt etwas in Ihrer Nähe. Allerdings braucht es keine Veranstaltungen, Hundeschulen oder -plätze bieten genauso Action mit Vierbeinern. Meist ist es ganz einfach, einen solchen Besuch zu arrangieren. Fragen Sie doch mal ganz höflich beim Inhaber der Hundeschule oder Verein des Hundeplatzes nach. Sie sind ganz sicher willkommen, wenn Sie vielleicht noch eine nette Foto-CD im Anschluss für die zweibeinigen Halter versprechen! Dort werden Sie ganz fix Kontakte knüpfen können, und wenn Sie sagen, dass Sie auf Modellsuche sind, können Sie ganz bestimmt viele tolle Hunde fotografieren. Hundeschulen haben meist viele Sachen im Programm, deren Namen alleine schon das Herz jedes tierlieben Fotografen höherschlagen lassen, ich sage nur Welpenschule, Agilitytraining, Dog-Frisbee …

Jedenfalls ist Bello bei sportlicher Aktivität immer ein echter Hingucker und Sie werden bestimmt mit ganz vielen tollen Bildern nach Hause kommen und sich lange daran erfreuen. Ärgern Sie sich nicht über falsche Ausschnitte, Unschärfen oder falsche Belichtungen. Das ist immer so und ergeht letztlich jedem Fotografen so. Übung macht den Meister, und am Ende reicht es doch, wenn Sie ein paar schöne Aufnahmen gemacht haben und analysieren können, wie Sie beim nächsten Mal vielleicht noch mehr rausholen können.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie
Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie

Bello in Aktion: Hunde im Studio

Im Tutorial Studiofotografie bin ich bereits auf Punkte wie Equipment, Kameraeinstellungen & Co. eingegangen. Daher wiederhole ich mich an dieser Stelle nicht, sondern gehe ausschließlich auf die Studiofotografie mit Hunden ein. Wenn Sie also beabsichtigen, Ihren Hund zusätzlich im Studio abzulichten, dann lassen wir Bello mal erklären, wie wir ihm die Sache möglichst schmackhaft machen können.



Anleitung für den Hundebesitzer

Hunde möchten immer bei ihrem Rudel sein. Und für ihr Rudel würden sie alles tun. Die Augen ruhen daher fast immer auf seinem zweibeinigen „Leithund“. Sie werden als Fotograf auch nicht viel ausrichten, sofern Bello nicht ihr eigener Hund ist. Er wird Sie, wenn Sie Glück haben, ignorieren bzw. tolerieren, aber keinesfalls respektieren! D. h. Herrchen muss die ganze Arbeit leisten. Sie müssen nur fotografieren! Dafür sollten Sie vorher dem Zweibeiner erklären, was er zu tun hat, damit Sie schöne Fotos von seinem Liebling machen können. Beginnen Sie also nach der Vorstellung beim Hund mit einem ausführlichen Gespräch über die Studiofotografie mit einem Hund. Hier sind u. a. wichtige Punkte:

  • Wo soll der Hund sich am besten positionieren?

    Mittig auf dem Stoff bzw. dem Fotokarton. Er darf weder zu nah an der Rückwand sitzen noch zu nah am Rand bzw. zu nah am Fotografen. Auch an den Rändern sollte er nicht sitzen. Verwenden Sie am besten einen Hintergrund von 1,50 m Breite bei kleinen Hunden und 3 m Breite bei großen Hunden. Sonst werden Sie ständig das Ende des Hintergrundes im Bild haben oder sich ständig bewegen müssen. Denn Ihr Motiv ist kein Mensch, dem Sie sagen können, wie er sich positionieren möchte.

  • Wie soll der Hund sich präsentieren?

    Eine Frage, die mehr der Besitzer beantworten muss. Dennoch sollten Sie immer eigene Ideen einfließen lassen. D. h.: Fotografieren Sie den Hund in möglichst vielen Positionen. Im Sitz, im Platz, wenn möglich sogar seitlich oder auf dem Rücken. Wenn er Kunststücke kann, auch gern im Männchen oder Pfötchengeben. Warum auch nicht mal den Besitzer mit aufs Bild nehmen? Auch im Stehen können Sie Ihren Hund ablichten, das ist aber oft schwer umsetzbar.

  • Wo soll der Hund hinschauen?

    Am besten natürlich in die Kamera oder zumindest auf etwas in gleicher Höhe. Schaut der Hund nämlich zu weit nach oben, fotografieren Sie das Kinn des Hundes … unschön! Schaut er zu weit runter, ist das zwar manchmal ganz niedlich, aber die schönen Augen sind nicht zu sehen.

  • Wie kann man Bello am besten animieren?

    Bei jedem Hund gilt es herauszufinden, was seine Augen magisch fesselt bzw. ihn dazu bringt, angestrengt in Richtung Kamera zu schauen. Das ist nicht so einfach, denn es darf nicht so interessant sein, dass Bello aufspringt, um es zu packen (sicher auch eine Frage der Erziehung), aber doch so interessant sein, um seinen Blick zu fesseln. Bei einigen Hunden ist das eine Leckerli-Box, bei anderen ein Spielzeug, und viele reagieren nur auf das eigene Herrchen.

Ein „Schau mal, ja so ist fein …“, und der Hund wartet auf das Kommando seines Besitzers. Eine gute Zeit, um ihn abzulichten, vor allem, wenn er dabei die Ohren spitzt und den Mund schließt. Hervorragend! Da der Hund auf mich sehr wahrscheinlich nicht reagieren wird, bitte ich den Besitzer also, Bello in die Mitte des Studios zu „setzen“ und ihn dort, wenn möglich, mit entsprechenden Kommandos zum Bleiben zu überreden. Dann sollte der Besitzer eine Position direkt neben mir einnehmen und mit einem Gegenstand oder seiner Stimme den Blick des Hundes in meine Richtung lenken.

Fragen Sie auch immer nach Wünschen des Besitzers und besonderen Fähigkeiten (Kunststücken, Charaktereigenschaften etc.) des Hundes. Lassen Sie diese in Ihre Arbeit mit einfließen. Fotografieren Sie Bello so, wie er ist! Mit Leib und Seele.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Erziehungsstand des Hundes

Die Erziehung des Hundes ist immer eine für die Studiofotografie sehr relevante Angelegenheit. Einen quirligen, nicht gut auf Kommando hörenden Hund können Sie draußen problemlos ablichten, wenn er spielt oder läuft oder einfach dasitzt. Aber überreden Sie Bello mal, der weder Sitz noch Platz kennt, im Studio stillzuhalten. Und das nicht nur für 1 bis 2 Aufnahmen. Fotografiert haben wir noch jeden Hund, aber die Frage ist, ob Sie nachher 20 Bilder mit Müh und Not machen konnten oder in einem Viertel der Zeit sogar 200 perfekte Fotos haben. Und selbst ein Hund, der sehr gut Kommandos befolgt, der kann unter dem Stress und in neuem Umfeld plötzlich nicht mehr darauf reagieren. Sie müssen also eventuell alle Register ziehen, und das sind nicht wenige, und sich alles Mögliche einfallen lassen, um Bello zu den Bildern zu überreden oder ihn auch auszutricksen. Hier gibt es keine Patentlösung und im Prinzip werden Sie oft hilflos daneben stehen, denn der Besitzer wird den Hund dazu überreden müssen, auch wenn Sie natürlich mithelfen können.



Bildausschnitte

Ich werde oft „verurteilt“, dass ich nur Teile bzw. bestimmte Ausschnitte und Details von Tieren ablichte. Das ist Geschmackssache, auch wenn die Kritiker sagen, es ist ein absolutes No-Go. Es ist immer wieder lustig, wie viele Tierbesitzer auch genau das wünschen. Bitte einmal eine Augenaufnahme, bitte einmal nur das Gesicht oder ein Teil des Gesichts. Versuchen Sie es einfach. Meiner Meinung nach ist es definitiv Geschmackssache und Bilder, die immer gleich aussehen, sind furchtbar langweilig. Wichtig ist natürlich bei Detailaufnahmen – genau wie bei allen Studioaufnahmen –, dass die Schärfe auf den Augen des Hundes liegt.

Neben Detailaufnahmen sollten Sie wie oben beschrieben einfach alles ausprobieren und den Hund in möglichst vielen Positionen aufnehmen, auch mal aus verschiedenen Blickwinkeln.

Tierfotografie Teil 06: Hundefotografie



Viel schöner, würde der Hund jetzt auch noch in die Kamera sehen, trotzdem fand ich die blonden Haare so interessant, dass ich diesen Ausschnitt einfach mal via Photoshop gemacht habe.

Allgemeines

Es sollten immer Leckerchen und Spielzeug parat sein. Spielzeug bitte Neuware oder gereinigtes. Halten Sie dem Hund nie zu lang etwas vor die Nase, sondern belohnen Sie ihn immer wieder fürs Stillhalten nach einigen Fotos. Das steigert auch die Motivation. Gönnen Sie ihm Pausen und stellen Sie auch frisches Wasser bereit.

Meiner Erfahrung nach sitzen Hunde bei warmem Wetter lieber auf Fotokarton als auf Stoff. Allerdings muss man stark darauf achten, dass der Karton nicht wegrutscht, das verunsichert viele Hunde und es wird eine schwierige Sache, sie wieder ins Studio zu locken! Im Winter ist der Stoff hingegen eine tolle Sache.

Ich hoffe, Ihnen hat der Workshop ein wenig Inspiration gegeben für eigene Fotografien im Freien oder auch im Studio mit Ihrem Hund oder auch denen anderer Hundebesitzer.

Bis zum nächsten Tutorial!



Nicole Schick

www.tierfotografie-mit-herz.de