Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung

Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung: Teil 4 - Anforderungen an professionelle Blitzanlagen

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Hier eine Übersicht über die einzelnen Kapitel:

Teil 1 - Was ist „die“ korrekte Belichtung?

Teil 2 - Drei Gründe, warum Beleuchtungstechnik eingesetzt werden sollte

Teil 3 - Für die professionelle Fotografie relevante Lichtquellen (?)

Teil 4 - Anforderungen an professionelle Blitzanlagen

Teil 5 - Blitzanlagen für In- und Outdoor?

Teil 6 - Alternativen?

Teil 7 - Kameraeinstellungen bei der Arbeit mit Studio- und mobilen Blitzanlagen

Teil 8 - Praxistipps zum Umgang mit Studio- und Outdoor-Blitzanlagen

Teil 9 - Professionelle Lichtführung Indoor

Teil 10 - Professionelle Lichtführung Outdoor

Wie im vorherigen Tutorial deutlich wurde, sind in den meisten Fällen Blitzanlagen am besten geeignet, um das Licht bei der Bewältigung fotografischer Aufgaben kreativ zu setzen. Sie erfüllen die Anforderungen professioneller und engagierter Fotografen am ehesten.

Folgende Punkte sollten erfüllt sein, damit optimal mit Kunstlicht gearbeitet werden kann.

4.1 Farbtemperaturstabilität

Die Farbwiedergabe sollte kontrollierbar und reproduzierbar sein; von Belichtung zu Belichtung und über den gesamten Regelbereich. Das ist wichtig, damit beim Einsatz mehrerer Lichter lediglich die Lichtintensität (je nach Einstellung) unterschiedlich ist und nicht damit einhergehend auch die Farbtemperatur.

4.2 Per Funk steuerbar

Eine Blitzanlage sollte sich nicht nur per Funk auslösen lassen, sondern auch eine Fernsteuerungsfunktion bieten, womit die Leistung nicht nur pauschal gesamt, sondern auch der verschiedenen Blitzköpfe einzeln (möglichst in Zehntel-Blendenstufen) geregelt werden kann. Oftmals wird aber für eine ansonsten identische Blitzanlage mit Fernsteuerungs- und Auslösefunktion per Funk horrend viel mehr Geld verlangt, weshalb es viel vernünftiger sein kann, auf die eingebaute Fernsteuerungs- und Auslösefunktion zu verzichten und anstelle dessen ein Funkauslösesystem eines Fremdherstellers zu kaufen. In der professionellen Praxis haben sich zum Beispiel die Funk-Auslöser von Pocket Wizard sehr gut bewährt.

Abbildung 4.1: Der angenehm kompakte Funkauslöser von Hensel ermöglicht nicht nur die Auslösung des Porty-Akku-Generators (und einiger anderer Hensel-Geräte), sondern auch die Leistungsregelung und die Steuerung des Einstelllichtes (Full-, Aus- und Proportional-Schaltung). Wie alle Geräte verfügt er auch über eine Test-Blitzauslösetaste und ermöglicht über die 3 Kanäle (+ All-Funktion) die Steuerung unterschiedlicher Geräte (-gruppen).

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 4.2: Die Funkauslöser „Pocket Wizard Plus III“ sind die Nachfolger der bewährten „Plus II“. Sie verfügen nun über 32 Kanäle und ermöglichen das gleichzeitige Auslösen einer Kamera und des Blitzgenerators. Die Reichweite wird vom Hersteller mit bis zu 500 Metern angegeben. Im Repeater-Modus kann ein „Plus III“ als Verstärker eingesetzt werden und die Funkdistanz vergrößern. Die „Plus III“ sind abwärtskompatibel zu den „Plus II“-Geräten. Ein Gerät, das sowohl als Sender als auch als Empfänger eingesetzt werden kann, kostet circa 149,- Euro brutto. (Stand: April 2013)

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.3 Tageslichttemperatur

Die Farbtemperatur sollte mittlerem Tageslicht entsprechen. Das sind 5.500 Kelvin. Dies ist bei Mischlichtaufnahmen wichtig, wenn also Kunstlicht in Räumen eingesetzt wird, wo gleichzeitig Tageslicht mit eine Rolle spielt. Das ist zum Beispiel bei Innenaufnahmen in Hotels der Fall: Bei Werbefotos sollte man immer auch das hereinströmende Tageslicht mit abbilden, um den Eindruck von hellen, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten zu erzielen.

Abbildung 4.3: Wer Modefotos für den Hersteller fotografiert, die dieser für die Werbung verwenden will, muss darauf achten, dass das eingesetzte Licht auch wirklich Tageslichttemperatur (5.500 Kelvin) hat. Ansonsten kommt es zu Farbverfälschungen, was dann beim Kunden, der zum Beispiel eine Tasche in einem ganz bestimmten Farbton – wie im Prospekt gesehen – haben will, für Verärgerung sorgen würde.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.4 Stabilisierte (Blitz-) Intensität

Dies garantiert bei identischer Einstellung stets die gleiche Lichtmenge. Intensitätsschwankungen hingegen machen Reproduzierbarkeit unmöglich.

Abbildung 4.4: Gerade in der Produktfotografie sind konstante Leistungsabgaben wichtig, ebenso wie Farbtemperatur-Stabilität.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.5 Ein möglichst großer Regelbereich

Nur dann lassen sich mit einer Anlage viele unterschiedliche fotografische Aufgaben bewältigen. Bei Porträts benötigt ihr oftmals zum Beispiel nur ganz wenig Licht, weil ihr mit nahezu offener Blende fotografieren wollt, um nur die Augen scharf abzubilden (und den Rest des Kopfes/Körpers unscharf). (Benötigte Leistung hierbei oftmals unter 10 Wattsekunden!)

Abbildung 4.5: Wenn man Aufnahmen mit nur einem ganz kleinen Schärfentiefenbereich machen möchte, benötigt man eine Blitzanlage, die auch mit ganz wenig Leistung blitzen kann. Ein großer Regelbereich, beispielsweise über 10 Blendenstufen, lässt dem Fotografen diese Option offen.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Bei Interieur-Aufnahmen benötigt man hingegen meist möglichst viel Lichtleistung, damit möglichst das ganze Motiv scharf abgebildet werden kann. (Benötigte Leistung hierbei oftmals in einer Größenordnung von bis zu mehreren Tausend Wattsekunden!).

Abbildung 4.6: Ein großer Regelbereich sorgt dafür, dass der Fotograf mit nur einer Blitzanlage möglichst viele unterschiedliche Aufgaben bewältigen kann. Außerdem erlaubt es genaueste (feinste) Lichtsetzungen mit unterschiedlichen Leuchten. Der Regelbereich wird in Blendenstufen angegeben. Ausgehend vom internationalen Standard wird die maximale Blitzleistung des Generators mit 10 angegeben.

Davon abgehend lässt sich die Leistung herunterregeln. Bei diesem Generator, der 1.600 Wattsekunden (Joule) Maximalleistung aufweist, kann ich bis auf 3,1 Wattsekunden (Joule) herunterregeln (hier bei Leuchtenanschluss 1). Die LED-Anzeigen geben hier die Blendenstufen an, während das beleuchtete LCD-Display die Leistungswerte in Wattsekunden (Joule) anzeigt.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Einhergehend mit einem großen Regelbereich ist die Möglichkeit der „Spreizung“ von Bedeutung. Dies besagt, dass die Blitzköpfe am Generator mit möglichst großen Leistungsunterschieden eingesetzt werden können. Vor wenigen Jahren war das noch nicht möglich. Neuere Geräte hingegen können mit großen Leistungsunterschieden zwischen den verwendeten Blitzköpfen eingesetzt werden. Im obigen Bild ist die Spreizung gut zu erkennen: Während Leuchte 1 nur mit 3,1 Wattsekunden (Joule) eingesetzt wird, wird Leuchte 3 mit 1.131 Wattsekunden (Joule) verwendet (also mit 364-facher Leistung!)

4.6 Starkes Einstelllicht

Wer genau und kreativ das Licht setzen möchte, kommt nicht darum herum, beim Kauf auf ein starkes Einstelllicht zu achten. Nur dann lässt sich der Lichtverlauf der verschiedenen Blitzköpfe und der verwendeten Lichtformer schon vor der Aufnahme genauestens begutachten. Ein starkes Einstelllicht hilft zudem, dass der Autofokus der Kamera schneller und zuverlässiger scharf stellt.

Verwendet man die Blitzanlage on location, wo noch anderes Licht vorhanden ist (beispielsweise Tageslicht, das durch die Fenster scheint), ist ein möglichst starkes Einstelllicht von noch größerer Bedeutung.

So mögen 650 Watt Einstelllicht übertrieben scheinen, solange man sich im dunklen (oder abgedunkelten) Fotostudio befindet. Doch macht man Fotos unter Verwendung der Blitzanlage in Räumen, wo viel Tageslicht herrscht, so wird man schnell feststellen, dass das Einstelllicht dann – in Relation zum starken Tageslicht gesehen - gar nicht mehr so stark erscheint.

Abbildung 4.7: Hier zu sehen ist eine 650 Watt starke Halogenlampe, die als Einstelllicht bei einem Studioblitz (broncolor Pulso F) Einsatz findet. Sie wird eingeschlossen durch die Omega-förmige Blitzröhre. Die Wärmeentwicklung des Einstelllichtes ist im Dauerbetrieb enorm. Diesen Umstand müssen die Techniker bei der Entwicklung der Lichtformer berücksichtigen, damit es nicht zum Brand kommen kann. Eine „Eigenkonstruktion“ aus nicht feuerfesten Materialien kann bei geringem Abstand daher gefährlich werden! Vergisst der Fotograf übrigens die Plastik-Schutzkappe des Blitzkopfes abzunehmen, bevor er das Einstelllicht einschaltet (oder bei eingeschaltetem Einstelllicht den Blitzkopf an den Generator anschließt), … (Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

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Abbildung 4.8: … dann passiert es innerhalb weniger Sekunden (hier waren es schätzungsweise 10 Sekunden bei einem 650 Watt starken Einstelllicht), dass die Plastik-Schutzkappe anfängt zu schmelzen. Ein Fehler, der bestimmt schon jedem Fotografen (zumindest 1x) passiert ist! Hätte ich den Fehler erst weitere 10 Sekunden später bemerkt, wäre die Schutzkappe so sehr geschmolzen, dass sie sich ums Schutzglas des Blitzkopfes gelegt hätte und vermutlich Schutzglas, Blitzröhre und Einstelllicht unbrauchbar gemacht hätte. Glücklicherweise stinkt schmelzendes Plastik bestialisch, sodass der Fotograf schnell merkt, dass da mit dem Blitzkopf etwas nicht stimmt (und dann schnell reagieren kann, um das Schlimmste zu verhindern).

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.7 Bedienkomfort

Dazu gehört eine gute Reproduzierbarkeit aller Einstellungen. Wenn man mit Fotos Geld verdienen möchte, sind viele Features moderner hochwertiger Blitzanlagen kein Luxus, sondern Notwendigkeit, um effizient den fotografischen Workflow bewältigen zu können. Unerlässlich ist es auch, wenn Arbeitszeit bei der Bedienung verkürzt wird, Fehlresultate vermieden werden und Beschädigungen durch Fehlbedienung verhindert werden. Eine einfache logische Bedienung ist wichtig, um sich schnell mit der Anlage anzufreunden, was gerade für fallweise eingesetzte Assistenten, die mit dem System in der Vergangenheit noch nicht gearbeitet haben, wichtig ist.

Abbildung 4.9: In der Hektik eines Fotoshootings, wo man sich ganz auf das Model konzentrieren möchte, ist es von großem Vorteil, wenn die Bedienung der Blitzanlage schnell und unkompliziert erfolgen kann.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 4.10: Komplizierte, umständliche Bedienung, wozu auch das Wechseln der Lichtformer gehört, nerven und halten unnötig auf.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.8 Umfangreiches Lichtformersortiment

Ähnlich wie bei Kameras, wo die Objektive für die Gestaltung wichtig sind, sind Lichtformer bei der Beleuchtung entscheidend für unterschiedliche Lichtcharakteristiken. Eine große Auswahl an Lichtformern ist daher eminent wichtig, um kreativ das Licht setzen und um unterschiedliche fotografische Aufgaben bewältigen zu können. Doch nicht nur eine große Auswahl an verschiedenen Lichtformern ist notwendig, auch die Qualität dieser Vorsätze (sie formen das Licht) ist von Bedeutung.

Schaut euch mal den Lichtverlauf beispielsweise von zwei Normalreflektoren zweier unterschiedlicher Hersteller an (gerichtet, im gleichen Abstand, auf eine weiße Wand): Ihr werdet staunen, dass es bei so etwas Simplen wie einem Normalreflektor Unterschiede gibt in der Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung! Auch die Leichtigkeit beim Aufbau (beispielsweise von Softboxen) ist ein wichtiges Kriterium für Fotografen, die häufig on location fotografieren und daher auf einen einfachen Aufbau Wert legen. Je komplizierter, desto „nerviger“ ist der Aufbau, was gerade in der Vorbereitung eines Jobs nicht gerade gut für das Nervenkostüm des Fotografen ist …

Abbildung 4.11: Jeder Lichtformer sorgt für eine andere Licht-Charakteristik. Um festzustellen, welche Lichtformer für bestimmte fotografische Vorhaben am besten geeignet sind, kann man in manchen professionellen Fotogeschäften zumindest die wichtigsten ausleihen. Meistens werden die Leihgebühren beim anschließenden Neukauf dann sogar angerechnet. Also: Einfach vorher ausprobieren! Denn auch bei den Lichtformern gilt: Qualität gibt es nicht umsonst.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 4.12: Gerade auch bei Anfängern besonders beliebt sind Softboxen. Diese liefern eine weiche Lichtcharakteristik. Der entstehende Schatten wird, je näher sich die Softbox am fotografierten Objekt befindet, weitgehend unscharf aufgelöst (im Gegensatz zur harten Abgrenzung bei zum Beispiel Normalreflektoren). Qualitative Unterschiede machen sich in der Handhabung beim Aufbau bemerkbar, in der Strapazierfähigkeit oder in der Gleichmäßigkeit der Lichtverteilung.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.9 Lebensdauer und Qualität

Robustheit und langlebige Konstruktion (zum Beispiel spielen auch Art und Abmessung der verwendeten Kondensatoren bei Blitzanlagen eine wichtige Rolle) der Beleuchtungstechnik garantieren eine lange Lebensdauer. Auch die Ladezeit der Kondensatoren, welche beim Auf- und Entladen starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, determinieren die Lebensdauer. Was hilft eine günstig erworbene Blitzanlage, wenn diese nach bereits zwei Jahren den Geist aufgibt?

Abbildung 4.13: Robustheit und Zuverlässigkeit gehören zu den wichtigen Ausstattungsmerkmalen professioneller Blitzanlagen. Es wäre fatal, wenn bei einem Fotojob, der jenseits der großen Metropolen stattfindet, auf einmal die Blitzanlage versagt! Der Profoto Pro-B4, ein absolutes Top-Gerät, gehört zu den modernsten und zuverlässigsten Outdoor-Generatoren. Auch für starke Beanspruchungen im Rent-Bereich ist er geeignet. Unter anderem deshalb ist er erste Wahl bei professionellen Fotohändlern (und Leihstationen) wie beispielsweise Calumet.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.10 Elektrische Sicherheit

Sind alle nationalen (und gegebenenfalls auch internationalen) Sicherheitsbestimmungen erfüllt? Ist das Gehäuse robust und schlagfest oder führt ein versehentliches Fallenlassen bereits zu Beschädigungen, die die Bedienung zu einem Sicherheitsrisiko werden lässt, weil sich elektrisch kritische Elemente verformt haben und nun Kurzschlüsse verursachen können?

Hinweis Hände weg von alten, beschädigten oder billig produzierten Blitzanlagen!

Abbildung 4.14: Billig-Blitzanlagen haben nicht nur einen geringen Funktionsumfang, sondern sind nicht selten schlichtweg als „gefährlich“ einzustufen. Mir wurden von Teilnehmern meiner Workshops und Coachings schon solche Blitzanlagen mitgebracht, bei denen ich mich geweigert habe, den Stecker in die Steckdose zu stecken, da ich schon beim Auspacken der Geräte gemerkt habe, dass diese keinerlei Sicherheitsüberprüfung bestehen würden. Verzichtet bei der Anschaffung auf den Kauf sehr alter, ramponierter oder qualitativ billig gebauter Geräte, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein können.

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4.11 Langlebige leistungsfähige Blitzröhren

Blitzröhren sind Verschleißteile. Je langlebiger, desto mehr wird der Geldbeutel geschont. Somit können Qualitäts-Blitzröhren, die etwas teurer sind als Billigvarianten, letztendlich (über einen längeren Zeitraum betrachtet) günstiger sein. „Wer billig kauft, kauft zweimal!“

Abbildung 4.15: Blitzröhren werden vorne am Blitzkopf befestigt. Sie können vom Anwender (Fotografen) selbst gewechselt werden. Dafür wird die alte (kaputte) Blitzröhre abgezogen und die neue in die vorgesehene Halterung gesteckt. Bei diesem Modell ist die Blitzröhre mittels Drei-Punkt-Stecksystem befestigt. Achtet darauf, dass ihr die Blitzröhre nicht mit bloßen Händen anfasst, denn fetthaltige Rückstände auf der Blitzröhre führen zur Zerstörung derselben, da sich das Fett bei starker Erhitzung (beim schnellen Blitzen oder beim Blitzen mit hoher Leistungsabgabe) ins Glas der Blitzröhre einbrennt.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.12 Individuelle Leistungsverteilung

Wer sich für eine Generator-basierte Blitzanlage entscheidet, sollte darauf achten, dass alle (möglichst 3 oder 4) Leuchtenausgänge individuell geregelt werden können. Nur dann lässt sich mit einem Gerät (einem Generator) kreativ das Licht nach eigenen Vorstellungen setzen. Man ist dann nicht mehr von der Technik eingeschränkt, sondern besitzt alle Freiheiten bei der Lichtführung. Kompaktblitzanlagen besitzen hingegen per definitionem eine individuelle Leistungsverteilung:

Abbildung 4.16: Bei Kompaktblitzanlagen kommt jedes Kompaktblitzgerät an die Steckdose, denn die Technik, also die Kondensatoren und die Elektronik, steckt in jedem einzelnen Gerät. Jedes Kompaktblitzgerät ist autark einsatzfähig. Wer nur einen Blitz benötigt, nimmt auch nur ein Kompaktblitzgerät mit. Jedes Kompaktblitzgerät lässt sich einzeln individuell regeln.

Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung: Teil 4 - Anforderungen an professionelle Blitzanlagen

Abbildung 4.17: Bei Generatorblitzanlagen benötigt man neben dem Blitzkopf auch noch einen Generator. Selbst wenn man nur einen Blitz benötigt, muss der (oftmals schwere) Generator mitgeschleppt werden. Dafür sind die Blitzköpfe leichter, weshalb man diese früher in erster Linie für Positionen in größeren Höhen eingesetzt hat, beispielsweise unter der Decke im Deckenschienensystem.

Die Blitzköpfe bestehen eigentlich nur aus einer Halterung für die Blitzröhre und das Einstelllicht sowie einem Ventilator. Die Technik steckt hingegen im Generator, der allerdings in der Regel leistungsfähiger und vielseitiger ist als Kompaktblitzgeräte. Generatorblitzanlagen ermöglichen normalerweise eine schnellere Blitzfrequenz, stärkeres Einstelllicht sowie diverse Sonderfunktionen (wie zum Beispiel Stroboskopblitzen). Dafür kosten Generatorblitzanlagen auch mehr als Kompaktblitzanlagen.

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Abbildung 4.18: Äußerlich unterscheiden sich die Blitzköpfe von Generatoranlagen gegenüber denen der Kompaktblitzanlagen kaum. Oben abgebildet ist der Blitzkopf broncolor unilite, der im Einsatz an einen Generator angeschlossen werden muss, weil er weder Kondensatoren noch irgendwelche Steuerungsmöglichkeiten aufweist. Darunter ist das Kompaktblitzgerät Genesis 400 von Calumet zu sehen, welches allein eingesetzt werden kann.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 4.19: Es reicht nicht, dass ein Generator mehrere Leuchtenanschlüsse (hier: 3, rechts oben am Generator) hat. Diese sollten auch individuell regelbar sein (hier links oben am Gerät). Bei diesem Modell sind alle drei Anschlüsse völlig frei regelbar, sowohl einzeln individuell als auch in der Gesamtleistung für alle zusammen. Deshalb sind 4 Leistungsregler in Tastenform, jeweils mit zugehörigem Display, vorhanden: jeweils einer für jeden der 3 Anschlüsse und ein Gesamtregler für die Gesamtleistung. Am Generator befestigt ist der Funkauslöser „Pocket Wizard Plus II“.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

4.13 Zusatzfunktionen

Nicht nur die sichtbaren Funktionen der Geräte sind von Bedeutung, auch die vielen unsichtbaren wie zum Beispiel die Proportionalität des Einstelllichtes zum Blitzlicht (siehe Teil 7 dieses Tutorials) und der Thermoschutz, der die Blitzanlage vor Schäden durch Überhitzung (durch temperaturgeregelte Lüfter oder durch vorzeitige Abschaltung bei Erreichen kritischer Temperaturen) schützt.

Auch der interne Leistungsabbau beim Runterregeln ist eine nützliche Funktion, welche das Abblitzen von Hand, wie es bei älteren Modellen der Fall war, erübrigt.

Gerade diese unsichtbaren, aber wichtigen Funktionen machen einen nur oberflächlich durchgeführten Vergleich beim Kauf von Blitzanlagen eigentlich unmöglich. Aufgrund der Investitionssumme, die beim Kauf einer Blitzanlage fällig wird, empfehle ich daher dringend, sich intensiv mit dem Funktionsumfang infrage kommender Blitzanlagen zu beschäftigen – und auf Qualität zu setzen, statt nur auf den Preis zu achten.

Hinweis

Da immer mehr Fotografen ihre Blitzanlage flexibel einsetzen möchten, suchen sie nach Lösungen, bei denen ein Gerät alle Anforderungen abdeckt. Doch gibt es diese „Eier-legenden Wollmilchsäue“ wirklich? Dieser Frage gehen wir im nächsten Kapitel 5 nach: „Blitzanlagen für In- und Outdoor“.