Vorwort „Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung“
Mit einer professionellen Blitzanlage werden die Fotos nicht zwangsläufig besser. Doch im hektischen Arbeitsalltag eines Berufsfotografen kommt es insbesondere eben auch auf Effizienz an. Man hat auf Fotojobs leider nicht immer Zeit für langwieriges Herumprobieren. Meist zählt das Preis-Leistungsverhältnis in einer vordefinierten (und immer zu kurzen) Zeitspanne. Schließlich rechnen die meisten Fotografen ihre Arbeit nach Zeit („Tagessätzen“) ab. Und da erwarten die Kunden natürlich einen schnellen und reibungslosen Produktionsablauf. (Dass das auf Kosten der Kreativität gehen kann, sei dabei nur am Rande bemerkt) …
Hilfreich bei der Erledigung der Fotojobs ist auf jeden Fall eine Beleuchtungstechnik, auf die Verlass ist und die schnell und unkompliziert eingesetzt und bedient werden kann!
• Was ist „die“ korrekte Belichtung?
• Warum braucht ein Fotograf überhaupt Beleuchtungstechnik?
• Welche Lichtquellen sind für die professionelle Fotografie geeignet und wie setze ich sie am besten ein?
• Welche Kameraeinstellungen sind vonnöten?
• Gibt es Blitzanlagen, die für drinnen und draußen gleichermaßen geeignet sind?
• Welche Fehler können beim Einsatz von Blitzanlagen passieren und wie vermeide ich sie?
• Was gibt es für Unterschiede bei der Lichtsetzung im Freien und Indoor?
• Was muss ich beim Kauf von Blitzanlagen beachten?
• Welchen Anforderungen sollten professionelle Anlagen gerecht werden?
• Welche Anlagen sind empfehlenswert - und warum?
All diese Fragen werden im Laufe dieser Tutorial-Serie von mir erläutert werden.
Hier eine Übersicht über die einzelnen Kapitel:
Teil 1 - Was ist „die“ korrekte Belichtung?
Teil 2 - Drei Gründe, warum Beleuchtungstechnik eingesetzt werden sollte
Teil 3 - Für die professionelle Fotografie relevante Lichtquellen (?)
Teil 4 - Anforderungen an professionelle Blitzanlagen
Teil 5 - Blitzanlagen für In- und Outdoor?
Teil 6 - Alternativen?
Teil 7 - Kameraeinstellungen bei der Arbeit mit Studio- und mobilen Blitzanlagen
Teil 8 - Praxistipps zum Umgang mit Studio- und Outdoor-Blitzanlagen
Teil 9 - Professionelle Lichtführung Indoor
Teil 10 - Professionelle Lichtführung Outdoor
Neben den vielen Praxistipps zur Belichtung und Beleuchtung werde ich verschiedene professionelle Blitzanlagen vorstellen. Die Betonung liegt dabei auf „professionelle“ Blitzanlagen. „Elektroschrott“ aus dem Internet wird von mir hier nicht behandelt. Ich werde mich auf diejenigen Geräte konzentrieren, mit denen ich im Laufe von 15 Jahren als Werbefotograf und Referent für Beleuchtungstechnik bereits gearbeitet habe oder die mir von anderen Berufsfotografen als besonders für professionelle Ansprüche geeignet empfohlen wurden.
Dies kann keine Marktübersicht werden; wichtig war mir, dass ich nur über die Technik berichte, die ich persönlich kenne. Der Praxisbericht wird daher sehr subjektiv und bisweilen auch kritisch ausfallen. Schließlich möchte ich euch eine echte Hilfestellung bei der Auswahl geeigneter Blitzanlagen geben (und nicht bloß die technischen Daten verschiedener Geräte zusammenstellen, wie das meistens gemacht wird).
Bei Blitzanlagen geht es immerhin um Investitionsentscheidungen, die für die nächsten zwanzig oder mehr Jahre gelten. Da ist es – sowohl wegen des Anschaffungspreises als auch wegen der langen Nutzungsdauer – sinnvoll, sich genauestens zu informieren, welche Anlage die jeweiligen individuellen Anforderungen am besten abdeckt.
Last but not least werden verschiedene Lichtformer im Vergleich vorgestellt. So könnt ihr anhand der Lichtcharakteristik sehen, welcher Lichtformer für welches Aufgabengebiet geeignet ist. Beispiele professioneller Lichtführungen (von Fotos, die sowohl In- als auch Outdoor entstanden sind) runden dieses Tutorial dann abschließend ab.
Abbildung 0.1: Viel Spaß beim Lesen und allzeit „Gut Licht“ wünscht euch Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de, im April 2013.
(Foto © 2013: Hodzic ; Licht: Brüggemann).
1. Belichtung und Beleuchtung
Um ein Foto „richtig“ zu belichten, muss man zunächst die Helligkeit des Motivs messen. Eine Kombination der jeweiligen Werte aus Zeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit ergibt dann die „korrekte“ Belichtung. Es sei denn, es ist zu dunkel. Dann muss der Fotograf für die Beleuchtung sorgen, damit die Kamera so belichten kann, dass das Motiv ausreichend hell wiedergegeben wird.
Abbildung 1.1: Das menschliche Auge gewöhnt sich an unterschiedliche Helligkeiten, deshalb fällt es selbst Berufsfotografen schwer, die korrekte Belichtung zu schätzen. Auch im manuellen Modus richten sich Profis nach den Ergebnissen der Belichtungsautomatik, die als Information im Sucher erscheint und vom Fotografen in der Form umgesetzt wird, dass eine geeignete Kombination aus Zeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit gewählt wird (Nachführmessung).
(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Aber ist das wirklich so einfach? Funktioniert das immer so reibungslos?
1.1 Was ist die „korrekte“ Belichtung?
Zunächst einmal stellt sich die Frage, was die „korrekte“ Belichtung ist. Um das beantworten zu können, muss zuerst geklärt werden, was die verschiedenen Belichtungs-Messmethoden sind und warum sie nicht selten zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
1.1.1 Belichtungs-Messmethoden: Licht- vs. Objekt-Messung
Man unterscheidet zwischen Licht- und Objektmessung. Bei der Lichtmessung wird das tatsächlich vorhandene Licht an der Stelle gemessen, die bildwichtig ist, also beispielsweise am Gesicht, bei der Produktfotografie am Objekt etc. Dafür benötigt man einen Handbelichtungsmesser.
Dieser wird (im Normalfall) so vor das Objekt gehalten, dass die weiße Kalotte in Richtung Fotografen-Standpunkt (Standpunkt des Fotografen während der Aufnahme) zeigt.
Zeit und ISO-Empfindlichkeit werden im Regelfall vom Fotografen vorgegeben, sodass als Mess-Ergebnis die Blende resultiert. Die Kombination aus voreingestellter Zeit, voreingestellter ISO-Empfindlichkeit und ermittelter Blende ergibt dann eine Belichtung, die ein korrekt belichtetes Bild liefert. Einschränkend muss gesagt werden, dass die Belichtung korrekt ist bezogen auf die Stelle, an der die Helligkeit gemessen wurde.
Abbildung 1.2: Dieser Belichtungsmesser von broncolor ermöglicht nicht nur die Messung des vorhandenen und des Blitzlichts, sondern erlaubt darüber hinaus auch die (drahtlose) Steuerung der Blitzanlage in 1/10 Blendenstufen. Dadurch spart man Zeit beim Höher- oder Runterregeln. Die Messung des vorhandenen Lichts (Schriftzug ambi für Ambiente) hat in diesem Beispiel (bei voreingestellten ISO 100 und Zeit 1/60 Sekunde) die Blende 4,0 ½ ergeben (also 4,8).
Ein Belichtungsmesser misst die Lichtmenge des tatsächlich vorhandenen Lichts. Das nennt man Lichtmessung. Diese ist viel genauer als bei der Messung des reflektierten Lichts (Objektmessung), wie die in den Kameras eingebauten Belichtungsmesser sie durchführen. Da kann es nämlich aufgrund der Reflexionseigenschaften des Motivs zu Falschbelichtungen kommen, beispielsweise wenn ein sehr helles oder sehr dunkles Motiv fotografiert wird. Diese unterschiedlich starken Reflexionen werden von dem in der Kamera eingebauten Belichtungsmesser fälschlicherweise als unterschiedlich starke Helligkeit interpretiert. Ein besserer Name für die „Objektmessung“ wäre daher: Reflexionsmessung.
(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Abbildung 1.3: Die weiße Halbkugel beim Belichtungsmesser wird Kalotte genannt. Bei der Messung wird der Belichtungsmesser normalerweise so gehalten, dass sie zum Fotografen zeigt. Es gibt aber auch Ausnahmen: Bei Gegen- und Streiflicht hält man ihn am besten so, dass die Kalotte in Richtung Winkelhalbierende (also in die mittlere Richtung aus Standpunkt des Fotografen und Lichtrichtung) zeigt. Anders wäre eine korrekte Lichtmessung nicht möglich.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Die Objektmessung hingegen wird von der Kamera aus durchgeführt. Es wird folglich der in der Kamera eingebaute Belichtungsmesser verwendet. Das Prinzip hierbei ist, dass unmittelbar vor der Aufnahme die Motivhelligkeit durch den eingebauten Belichtungsmesser gemessen wird, und zwar vom Standpunkt des Fotografen aus (also aus der Distanz heraus).
Aber was wird nun tatsächlich gemessen? Die Helligkeit am zu fotografierenden Objekt? Nein! Gemessen wird lediglich die Reflexion des Lichtes, also das, was an Licht vom Objekt in Richtung Kamera reflektiert wird. Es ist spontan einleuchtend, dass diese Methode sehr fehleranfällig ist, denn es gibt Motive, die zum Beispiel aufgrund der Motiv-Farben viel Licht reflektieren und welche, die wenig Licht reflektieren.
Dabei spielt es auch keine Rolle, ob nach der Matrix- (Mehrzonen-), Spot- oder Integral-Messmethode vorgegangen wird. Das Prinzip der Messung des reflektierten Lichts ist allen dreien gemein.
Abbildung 1.4: Ich habe eine weiße Fläche und eine schwarze Fläche mit Programmautomatik unter sonst gleichen Bedingungen (vor allem bei absolut identischen Lichtverhältnissen) fotografiert. Der in der Kamera eingebaute Belichtungsmesser hat aus beiden jeweils eine graue Fläche gemacht. Der Grund ist, dass der Belichtungsmesser auf einen mittleren Grauwert (18%iges Grau) geeicht ist. Die Methode der Objektmessung führt zu falschen Ergebnissen, wenn die durchschnittliche Motivhelligkeit nicht einem 18%igen Grau entspricht.
Abbildung 1.5: Hätte ich einen Hand-Belichtungsmesser benutzt (und damit die Methode der Lichtmessung verwendet), so wäre das Ergebnis wie hier gezeigt ausgefallen. Diese Methode ist also der Methode der Objektmessung deutlich überlegen, sie ist präziser.
Der Ehre halber muss man aber eingestehen, dass in den weitaus häufigsten Fällen die Methode der Objektmessung zu brauchbaren Ergebnissen führt. Motive wie Familienfeiern, Landschaften, Menschenmengen etc. ergeben in der durchschnittlichen Summe aller Helligkeitswerte in den meisten Fällen in etwa einen mittleren Grauwert. Dennoch sollte der Fotograf die Ausnahmen erkennen können und entsprechend gegensteuern, um zu brauchbaren Ergebnissen zu gelangen.
Abbildung 1.6: Wer mit einer der Kameraautomatikenfotografiert, kann bei kritischen Motiven (die aufgrund ihrer Reflexionseigenschaften ein zu dunkles oder ein zu helles Ergebnis erwarten lassen) mithilfe der Belichtungskorrektur (auch Plus-Minus-Korrektur genannt) dennoch zu optimalen Ergebnissen gelangen. Besteht die Gefahr, dass das Motiv zu dunkel wiedergegeben wird (zum Beispiel, wenn eine blondhaarige Frau in einem weißen Kleid vor einer weißen Wand steht), sollte die Belichtungskorrektur auf schätzungsweise +2 eingestellt werden.
Gleiches gilt für Aufnahmen von einem Schneemann auf der schneebedeckten Wiese. Wenn dieser strahlend-weiß auf den Fotos rüberkommen soll anstatt schmutzig-grau, sollte die Belichtungskorrektur ebenfalls auf + stehen. Anders hingegen ist es, wenn man beispielsweise einen Schornsteinfeger aus Südafrika vor einer schwarzen Wand fotografieren möchte. Dann ist eine Belichtungskorrektur von schätzungsweise -1 oder -2 notwendig, damit das Foto nicht zu hell wird.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Der Vorteil der Objektmessung (die besser Reflexions-Messung heißen müsste) ist die bequeme Handhabung für den Fotografen. Ohne zusätzliche Mühen überlässt er unmittelbar vor der Aufnahme dem in der Kamera eingebauten Belichtungsmesser die Messung. Er braucht seinen Standort dafür nicht zu verlassen und verliert auch keine Zeit. Ideal für Presse- und Sportfotografen oder bei der Fotografie von weit entfernten Objekten (zum Beispiel Landschaften), wo es nicht möglich ist, das tatsächlich vorhandene Licht unmittelbar am zu fotografierenden Objekt zu messen.
Ein Fotograf, der die Problematik kennt und mitdenkt (und entsprechend bei kritischen Motiven mithilfe der Belichtungskorrektur gegensteuert), kann auch mit der Objektmessung zu optimalen Ergebnissen gelangen. Wer einen Handbelichtungsmesser besitzt und die Muße hat, ihn auch einzusetzen, wird präzise Ergebnisse geliefert bekommen und entsprechend korrekt belichtete Fotos abliefern.
Die Tücke im Umgang mit dem Handbelichtungsmesser besteht allerdings darin, dass die Zeit zwischen Lichtmessung und der tatsächlichen Aufnahme ausreichen kann, dass sich die Lichtbedingungen unmerklich, aber doch relevant ändern, sodass unter den neuen Lichtbedingungen die gemessenen Werte schon veraltet sein können. (Das betrifft natürlich nur das vorhandene Licht; Studioblitze bleiben in der Regel konstant in Bezug auf die Leistungsabgabe).
Abbildung 1.7: Das menschliche Auge gewöhnt sich schnell an wechselnde Lichtverhältnisse. Helligkeitsunterschiede, sofern sie nicht abrupt stattfinden, könnten daher unbemerkt bleiben. Die Kombination aus Wolken und Wind sorgt (vor allem auch an der See) nicht selten für ständig wechselnde Lichtbedingungen. Wer da versucht, rein manuell zu fotografieren, ohne eingebaute Belichtungsautomatik und ohne Einsatz eines Belichtungsmessers, ist „verloren“:
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Auch Berufsfotografen können die Belichtung nicht einfach in der Form einschätzen, dass sie Zeit, Blende und ISO-Einstellung so wählen, dass alle Fotos korrekt belichtet sind. Auch Profis benötigen einen Richtwert, nach dem sie ihre Einstellungen wählen.
Das manuelle Arbeiten mit der Nachführmessung bedeutet nämlich nicht, dass der Fotograf alle Parameter schätzt, sondern dass er die Kombination aus Zeit, Blende und ISO-Wert so wählt, wie es ihm geeignet scheint, doch ausgerichtet nach der Messung des (kamerainternen oder externen) Belichtungsmessers.
1.1.2 High key und Low key
Nicht immer führt die ermittelte „korrekte“ Messung aber auch zum gewünschten Ziel. Es gibt nämlich genügend Beispiele, bei denen wir keine Fotos haben wollen, die auf einem mittleren Helligkeitswert basieren. Wer möchte beispielsweise schon Fotos vom Winterurlaub ansehen, bei dem die schneebedeckte Landschaft schmutzig-grau aussieht? Oder wo der neu gekaufte schwarze Pullover auf dem Foto verwaschen aussieht?
Abbildung 1.8: Wer sich bei diesem Motiv auf den eingebauten Belichtungsmesser verlässt, wird ein zu dunkles Foto als Ergebnis bekommen. Solche Fotos, bei denen die hellen Bildstellen deutlich überwiegen, nennt man High-key-Aufnahmen.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Irrtümlich wird von vielen Fotografen High key mit »viel Licht« und Low key mit »wenig Licht« gleichgesetzt. Das ist falsch! Der High-key- oder Low-key-Charakter eines Fotos ist nicht davon abhängig, ob viel Licht vorhanden oder verwendet wurde, sondern nur davon, ob und wie stark über- oder unterbelichtet wurde oder wie die Farben bzw. Reflexionseigenschaften des fotografierten Motivs und die mit abgebildete Umgebung waren.
Abbildung 1.9: Bei diesem Low-key-Foto habe ich „sehr viel“ Licht eingesetzt, um die Blende ganz weit abblenden zu können, damit ich einen möglichst großen Schärfentiefenbereich bekomme. „Viel Licht“ bedeutet hier: 1.200 Wattsekunden. Nikon D3X mit 2,8/70-200mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 200mm. 1/160 Sekunde, Blende 22, ISO 100.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Es gibt folglich zweierlei Methoden, um zu einem High-key- oder Low-key-Foto zu gelangen:
- durch gezielte Über- oder Unterbelichtung oder 2. wenn das Motiv überwiegend aus hellen (oder dunklen) Bildelementen zusammengesetzt ist (und korrekt belichtet wird, also beispielsweise durch Lichtmessung mithilfe eines Handbelichtungsmessers).
Manchmal führen aber auch sehr helle Stellen im Motiv (beispielsweise Lampen wie Autoscheinwerfer, die in die Kamera scheinen) dazu, dass das Foto (oft ungewollt) unterbelichtet und so zu einem Low-key-Foto wird.
Abbildung 1.10: Diese Aufnahme entstand im starken Gegenlicht, am 21. Oktober 2008, nachmittags um 15:57 Uhr auf Ibiza, bei strahlendem Sonnenschein. Um die Formen von Felsen und Körper wirkungsvoll zur Geltung kommen zu lassen, entschied ich mich, die Gegenlichtaufnahme nicht in der Helligkeit zu korrigieren. Canon PowerShot G9 mit 7,4-44,4 mm bei verwendeter Brennweite 7,4 mm. 1/6000 Sekunde, Blende 8, ISO 80. Programmautomatik. Mehrzonenmessung.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
1.1.3 Die „Relativitätstheorie“ in der Fotografie
Was wir Menschen höchst subjektiv als „viel Licht“ oder „wenig Licht“ wahrnehmen, ist quantitativ nicht fassbar. Es gibt nicht „viel Licht“ oder „wenig Licht“ in der Fotografie, denn es kommt darauf an,
- wie viel Licht wir
- wie lange
- auf ein lichtempfindliches Medium lassen.
Die Aussage „Es war viel Licht vorhanden“ ist also relativ. Sie sagt nichts darüber aus, ob das Foto normal, über- oder unterbelichtet ist.
Insofern kann es im Hochsommer tagsüber sehr hell sein – wenn der Fotograf möchte, kann er trotzdem unterbelichtete Fotos machen. Genauso kann man (durch Einsatz eines Stativs und Langzeitbelichtung oder durch Wahl einer extrem hohen ISO-Empfindlichkeit) in der Dämmerung überbelichtete Fotos erstellen. Der Fotograf allein (im Idealfall) entscheidet, wie das Foto aussehen wird.
1.1.4 Die Aussagekraft des Histogramms
Schon häufiger wurde ich bei meinen Workshops von Teilnehmern beiseite genommen und darauf hingewiesen, dass das Foto ja schon ganz gut aussähe, dass aber die Belichtung noch korrigiert werden müsse, weil das Histogramm noch nicht den Idealverlauf hat. Diese Teilnehmer monierten, dass die Kurve Ausschläge fast ausschließlich in den Lichtern aufweist. Und das sei doch zumindest sub-optimal, wenn nicht gar völlig falsch.
Mein Hinweis, die Aufnahme anhand des Fotos zu beurteilen und nicht aufgrund des Kurvenverlaufs des Histogramms, verpuffte ins Leere: Nein, das Histogramm zeige ganz klar, dass die Aufnahme überbelichtet und damit falsch sei, so die Teilnehmer. Doch sie irrten sich. Alles wurde vollkommen richtig gemacht, denn fotografiert wurde ein blondes Model in einer weißen Bluse vor einer weißen Wand. Da muss das Histogramm die beschriebene Form aufweisen. Eine Korrektur hingegen hätte dazu geführt, dass die Bluse des Models grau ausgesehen hätte; ebenso die Wand. Und das wäre falsch gewesen!
Nicht wenige Fotografen lassen sich unmittelbar nach der Aufnahme anstelle des gemachten Bildes lieber das Histogramm zur Kontrolle anzeigen. Sie erhoffen anhand des Histogramms etwaige Fehler bei der Belichtung des Fotos entdecken zu können.
Für mich hat das Histogramm keinerlei Aussagekraft. Ich kann mit seiner Hilfe nichts erkennen, was ich nicht anhand des gemachten Fotos auch erkennen würde. Es muss nicht alles, was technisch machbar ist, auch sinnvoll sein …! Kein engagierter Fotograf lässt sich dabei erwischen, wie er mit einem der Motiv-Programme (zum Beispiel „Porträt“ oder „Landschaft“ oder „Sport“) fotografiert – warum also das Festklammern am Histogramm als Quell angeblich alleingültiger Wahrheit? Das Histogramm zeigt lediglich die Verteilung der verschiedenen Helligkeitsanteile im Foto. Das Histogramm zeigt den Anteil der Bildpunkte unterschiedlicher Helligkeit/Farbe.
Es ist ein Balkendiagramm, denn es zeigt sehr viele unterschiedliche Helligkeitswerte, vom tiefsten Schwarz bis zum hellsten Weiß. Da in einem Foto normalerweise keine rein gleichmäßigen Farbverläufe vorhanden sind, sondern unterschiedlich helle und dunkle Bereiche mit Schatten und Spitzlichtern, zeigt das Histogramm zackige Kurven. Diese Zacken bilden die Häufigkeitsverteilung eines bestimmten Helligkeitswertes ab. Nicht selten führt das Histogramm zu Fehlinterpretationen bei unerfahrenen Anwendern, beispielsweise bei Motiven mit großen Kontrasten, bei ungewöhnlicher Farbverteilung (wie sie bei monochromen Motiven zu finden sind) und bei High-key- und Low-key-Motiven.
Abbildung 1.11: Hier abgebildet ist das Histogramm mit oftmals postulierter „Normalverteilung“. Die Ausschläge sind in den Mitten am größten. An den Rändern sind nur wenig Ausschläge zu finden, was bedeutet, dass es nur wenige Bereiche im Bild gibt mit extremen Tiefen und hellsten Lichtern.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Nicht wenige Fotografen sind erst dann zufrieden, wenn sie ein Foto gemacht haben, das – bezogen auf die Häufigkeitsverteilung der Helligkeitswerte - dem hier gezeigten Beispiel entspricht. Hat das Histogramm die hier gezeigte Form, dann wird auch von der „Normalverteilung“ des Histogramms gesprochen.
Bei anderer Kurvenform wird dann belichtungstechnisch solange korrigiert, bis in etwa diese Form erreicht wird. Hintergrund ist das Bestreben, eine nahezu „mathematisch ausgerechnete“ (korrekte) Belichtung durchzuführen. Aber was hier fälschlicherweise als Optimum angestrebt wird, ist der falsch verstandene Glaube an die Unfehlbarkeit (des Papstes und) der Mathematik.
Das ist falsch!
Fotos lassen sich nicht berechnen. Das Einhalten zum Beispiel eines bestimmten Kurvenverlaufs des Histogramms sagt gar nichts über die Qualität des Fotos aus!
Im Gegenteil! Oftmals sind es die ungewöhnlichen Fotos, die begeistern, auch in belichtungstechnischer Hinsicht. High-key- und Low-key-Fotos sind unter anderem deshalb bei den Fotografen so beliebt, weil sie eine Alternative darstellen zum (belichtungstechnischen) Einheitsbrei, zur Normalität.
Doch schauen wir uns noch die Histogramme von einem High-key- und von einem Low-key-Foto an:
Abbildung 1.12: Ein Foto von zwei sich küssenden hellhäutigen Blondinen muss belichtungstechnisch anders aussehen als das von zwei sich küssenden schwarzen Mädchen. Beim linken Beispiel sind die Ausschläge in den hellen Bereichen deutlich im Histogramm zu erkennen, während vice versa im rechten Beispiel die Ausschläge in den Tiefen stattfinden.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Fazit
Das Histogramm gaukelt dem Fotografen eine scheinbar wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfe vor, ob das aufgenommene Foto korrekt belichtet wurde. Wer das Histogramm so interpretiert, wird immer wieder von seinen Ergebnissen enttäuscht werden. Besser ist es, das Foto in seiner Gesamtheit zu beurteilen und dann zu entscheiden, ob die gewählte Belichtung zum Motiv passt - oder ob eine andere Belichtung, eine Über- oder Unterbelichtung beispielsweise, zu einem besseren Ergebnis führen würde.
1.2 Blendenstufen
Um die Quantität des Lichtes vergleichbar zu machen, auch wenn von unterschiedlichen Belichtungs-Parametern die Rede ist, wird in der fotografischen Praxis gerne in Blendenstufen gerechnet. Eine Blendenstufe mehr bedeutet die Zunahme an Licht (an Helligkeit) um das Doppelte. Eine Blendenstufe weniger bedeutet dementsprechend die Halbierung des Lichts (der Helligkeit).
Der Begriff „Blendenstufe“ kommt von der Blende im Objektiv: Ein Öffnen um eine Stufe bedeutet, dass die doppelte Menge an Licht durchs Objektiv fällt (unter sonst gleichen Bedingungen, also bei konstanter Zeit und gleichem ISO-Wert).
Auch bei der Verschlusszeit und der ISO-Empfindlichkeit kann in Blendenstufen gerechnet werden: Die Verdopplung der Verschlusszeit, beispielsweise von 1/60 Sekunde auf 1/30 Sekunde (2* 1/60 = 2/60 = 1/30), bewirkt, dass das Foto doppelt so hell wird wie zuvor. Und genauso gilt bei Verdopplung der ISO-Empfindlichkeit von 200 ISO auf 400 ISO, dass der Sensor doppelt so empfindlich auf das einfallende Licht reagiert und das Foto doppelt so hell wird.
Hinweis: Licht addiert sich
Licht addiert sich. Das weiß jeder, der schon mal in seinem Wohnzimmer erst eine Lampe angeschaltet hat und dann, nachdem ihm dies zu dunkel vorkam, weitere Leuchten zugeschaltet hat. Eine Verdopplung der Lichtmenge (in zeitlicher Hinsicht oder als Verdopplung durch zwei gleiche Lichtquellen) bewirkt die Verdopplung der Helligkeit (in unserem Fall: des entstehenden Fotos).
Abbildung 1.13: Auch bei Blitzanlagen wird in Blendenstufen gerechnet. Dieser Blitzgenerator (broncolor Scoro) hat drei Leuchtenanschlüsse, deren Leistung individuell („asymmetrisch“) eingestellt werden kann. Beim Leuchtenanschluss 1 wurde der Wert 9 eingestellt (als Maximal-Wert wird von den Blitzanlagen-Herstellern üblicherweise 10 verwendet). Damit liegt er 5 Blendenstufen über dem des Leuchtenanschlusses 2. Und noch einmal 3 weitere über dem Leuchtenanschluss 1 (also gesamt 8 Blendenstufen mehr Leistungsabgabe als Anschluss 1). Zusätzlich zur Anzeige in Blendenstufen kann im Menü die Leistung in Joule (= Wattsekunden) angezeigt werden.
Zur Kontrolle: 25 Joule sind 5 Blendenstufen geringer als 800 Joule: 800 – 400 – 200 – 100 – 50 – 25. Jede Halbierung der Leistung (hier: jeder Schritt nach rechts) entspricht einer Blendenstufe. Der Scoro erlaubt, eine Maximalleistung von 1600 Joule einzusetzen und eine Minimalleistung von 3,1 Joule. Damit kann der Fotograf sowohl Produktaufnahmen mit Einsatz von viel Lichtleistung realisieren als auch Porträtfotos mit geringer Schärfentiefe mit nur ganz wenig Blitzleistung. In diesem Zusammenhang spricht man vom Regelbereich der Blitzanlage. Dieser Generator lässt sich von 10 (1600 Joule) bis auf 1 (3,1 Joule) herunterregeln. Der Regelbereich beträgt 9 Blendenstufen. Neunmal lässt sich die Leistung (ausgehend von der Maximalleistung 1600 Joule) halbieren.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Hinweis: Je größer der Regelbereich einer Blitzanlage ist, desto mehr Möglichkeiten stehen dem Fotografen offen. 9-10 Blendenstufen Regelbereich im Bereich professioneller Generator-Blitzanlagen sind mittlerweile oberer Standard. Bei Kompaktblitzanlagen sind 7 Blendenstufen Regelbereich (zum Beispiel bei der Profoto D1) Spitze. Normal sind eher 4-5 Blendenstufen Regelbereich.
Beim Neukauf empfehle ich euch, unbedingt auf einen großen Regelbereich der Blitzanlage zu achten, damit eurer Kreativität keine (technischen) Grenzen gesetzt sind und ihr nicht mehrere Blitzanlagen für unterschiedliche Zwecke benötigt! Die nächsten Teile dieses Tutorials werden sich noch ausführlich mit den Anforderungen beschäftigen, die Beleuchtungstechnik erfüllen sollte.
1.3 Das Zusammenspiel zwischen Zeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit
Damit ihr die folgenden Ausführungen besser verstehen könnt, werden zunächst die üblichen Werte (in ganzen Blendenstufen) der drei Belichtungsparameter Verschlusszeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit aufgelistet:
Verschlusszeit (in Sekunden)
8 - 4 - 2 - 1 - ½ - ¼ - 1/8 - 1/15 - 1/30 - 1/60 - 1/125 - 1/250 - 1/500 - 1/1000 - 1/2000 - 1/4000 - 1/8000
Ein Schritt nach rechts bedeutet hier eine Abnahme der Lichtmenge um den Faktor 2: Das auf den Sensor treffende Licht halbiert sich, weil die Zeit, die dafür zur Verfügung steht, sich ebenfalls halbiert.
Blende
1,0 - 1,4 - 2,0 - 2,8 - 4,0 - 5,6 - 8,0 - 11 - 16 - 22 - 32 - 45 - 64
Ein Schritt nach rechts bedeutet hier eine Abnahme der Belichtung um den Faktor 2: Das auf den Sensor treffende Licht halbiert sich, weil die Öffnung (der Blende), durch die das Licht fällt, kleiner geworden ist. Und zwar so viel, dass die Lichtmenge bei gleicher Zeit halbiert wird.
ISO-Empfindlichkeit
50 - 100 - 200 - 400 - 800 - 1600 - 3200 - 6400 - 12800 - 25600
Ein Schritt nach rechts bedeutet hier eine Zunahme der Belichtung um den Faktor 2: Das (gleich gebliebene) auf den Sensor treffende Licht wird doppelt so stark gewichtet, weil die Empfindlichkeit des Sensors auf doppelte Empfindlichkeit eingestellt wurde.
Wie wir wissen, ergibt die Kombination aus diesen drei Parametern (Verschlusszeit, Blendenöffnung und ISO-Empfindlichkeit) eine bestimmte Belichtung. Das war schon bei der ersten Kamera so. Und bis heute hat sich daran nichts geändert!
Abbildung 1.14: Genauso wie bei neuen digitalen Kameras wurde bei alten Modellen die Belichtung bestimmt durch die drei Parameter Verschlusszeit, Blendenöffnung und ISO-Empfindlichkeit (des Filmmaterials).
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Abbildung 1.15: Dieses Foto, das mit der Canon PowerShot G11 aufgenommen wurde, wurde folgendermaßen belichtet: 1/2000 Sekunde (Verschlusszeit), Blendenöffnung 4,0, ISO-Empfindlichkeit 100.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Die Parameter 1/2000 Sekunde, Blende 4,0, ISO 100 haben bei dem oben gezeigten Foto also diese Belichtung ergeben. Gearbeitet wurde mit Programmautomatik, ich müsste also eigentlich schreiben, dass die Kamera (nach Messung mit dem eingebauten Belichtungsmesser) diese Werte (nach einem mir unbekannten Schema) gewählt hat. Ich hätte als Fotograf eingreifen können, doch ging es mir bei der Aufnahme dieses Cortijo lediglich darum, es als Location für meine Auslandsworkshops zu dokumentieren.
Ich hätte aber auch eine andere Parameter-Kombination wählen können, beispielsweise:
1/500 Sekunde, Blende 8,0, ISO 100
oder 1/125 Sekunde, Blende 11, ISO 50
oder 1/1000 Sekunde, Blende 16, ISO 800.
Alle diese Kombinationen (und noch viele mehr) würden zur gleichen Helligkeit des Fotos führen. Unterschiede wären lediglich bei der unterschiedlichen Bildqualität (wenn höhere ISO-Werte zum Bildrauschen führen), bei unterschiedlicher Schärfentiefe-Ausdehnung (aufgrund unterschiedlicher Blendeneinstellungen) und bei Verwacklungs- und Wischeffekten (bei unterschiedlich langen Verschlusszeiten) zu sehen. Auf den ersten Blick hingegen würden die Fotos identisch aussehen, weil diese unterschiedlichen Kombinationen alle zur gleichen Bildhelligkeit führen.
Ein anderes Beispiel: Folgende Parameter-Konstellationen führen zur gleichen Belichtung (gleiche Helligkeit des Fotos):
1/125 Sekunde, Blende 5,6, ISO 400
oder 1/500 Sekunde, Blende 4, ISO 800
oder 1/8 Sekunde, Blende 11, ISO 100
oder 1/30 Sekunde, Blende 8, ISO 200 oder 1/30 Sekunde, Blende 16, ISO 800 u.s.w. Wie man nun leicht verstehen kann, gibt es viele Zeit-Blenden-ISO-Kombinationen, die alle zur gleichen Belichtung (!) führen. Aber da diese drei Parameter auch noch andere Auswirkungen auf das Bildergebnis haben, ist es eben nicht immer ratsam, sich auf die Kombination zu verlassen, die die Kamera vorschlägt. Besser ist es, zu prüfen, welche Parameter-Einstellung zum Beispiel aus kreativen Gründen ratsam wäre.
Übungsaufgabe:
Abbildung 1.16: Füllt die fehlenden Felder in der Tabelle so aus, dass jeweils die gleiche Belichtung resultiert.
Zeit | Blende | ISO | |
Ausgangskombination | 1/60 | 8 | 400 |
Variante 1 | 1/500 | ? | 200 |
Variante 2 | ? | 2,8 | 800 |
Variante 3 | 1/4 | 11 | ? |
Variante 4 | 1/30 | 5,6 | ? |
Variante 5 | 1/1000 | ? | 1600 |
Variante 6 | ? | 8 | 100 |
Ob ihr richtig gerechnet habt, könnt ihr hier überprüfen: www.jensbrueggemann.de/news.html (Eintrag vom 31.12.2012).
Abbildung 1.17: Letztendlich hat man als Fotograf – belichtungstechnisch gesehen – nur diese drei Parameter: Zeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit. Ihr Zusammenspiel führt zu einer richtigen oder falschen Belichtung. Außerdem sind sie aber auch noch wesentliche Faktoren für kreative Gestaltung. So kann man mit der Wahl der entsprechenden Verschlusszeit Bewegung einfrieren (beispielsweise fliegende Haare beim Läufer), oder darstellen (zum Beispiel fließendes Wasser eines Gebirgsbaches). Nikon D700 mit 4,0/24-120mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 120mm. 1/800 Sekunde, Blende 7,1, ISO 200.
(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Bezogen rein auf die Möglichkeiten der Kamera haben wir mit den drei Parametern Zeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit alles abgedeckt, das gestalterisch Einfluss auf die Belichtung haben kann. Allerdings gibt es noch eine vierte Möglichkeit, die Belichtung zu beeinflussen, nämlich das bewusste Setzen (oder Nehmen) von Licht. Dafür verlassen wir allerdings die kameratechnische Seite und erweitern unser kreatives Potenzial um die Beleuchtungstechnik.
Fotografen erweitern ihren kreativen Spielraum, wenn sie dem Motiv aktiv Licht hinzufügen (oder wegnehmen). Dadurch kommt zu den drei Belichtungs-Parametern noch ein vierter hinzu: das aktiv gesetzte (oder weggenommene) Licht. Fortan hat der Fotograf folgende vier Parameter, um die Helligkeit des Bildes zu steuern:
• Verschlusszeit = Kamera
• Blendenöffnung = Kamera
• ISO-Empfindlichkeit = Kamera
• Zusätzliche Beleuchtung = Beleuchtungstechnik
Hinweis
Es gibt drei Gründe für den Einsatz von Beleuchtungstechnik: 1. praktikable Gründe, 2. technische Gründe und 3. kreativ-gestalterische Gründe. Hiermit befassen wir uns ausführlich im nächsten Teil dieses Tutorials: Kapitel 2: „Drei Gründe, warum Beleuchtungstechnik eingesetzt werden sollte“.