Professionelle Modelfotografie

Professionelle Modelfotografie: Teil 2 - Die sinnvolle (!) Ausrüstung

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2.1 Kamera-Kaufkriterien

Welche Kriterien sind beim Kamerakauf zu berücksichtigen? Außer dem Preis gibt es noch viele weitere Gesichtspunkte. Hier aufgelistet findet ihr ein paar der wichtigsten.

Abbildung 2.1: Handlichkeit ist sicherlich eins der wichtigsten Kaufkriterien. Nur wenn die Kamera gut in den Händen liegt, wird man ermüdungsfrei stundenlang am Stück damit fotografieren können. Es ist daher notwendig, das favorisierte Modell persönlich ausprobiert zu haben. Nikon D3 mit 2,8/105mm Mikro Nikkor. 1/200 Sekunde, Blende 7,1, ISO 800.

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Wie viele Megapixel braucht der Mensch?

Viele Fotografen achten beim Kauf zunächst einmal hauptsächlich auf eine große Anzahl Megapixel. Doch braucht man die wirklich? Sicherlich ist es gut, wenn man als Werbefotograf ausreichend große Datenmengen für 18/1-Plakate oder für Messedisplays liefern kann. Doch wie oft kommt das vor?

Der Arbeitsalltag sieht anders aus: Mehr als 70% der Fotos, die ich mache, werden in erster Linie für eine Veröffentlichung im Internet gebraucht. Insofern lege ich keinen großen Wert auf Dutzende von Megapixel. Wichtiger ist mir die Bildqualität! Nicht die Quantität.

Hinzu kommt, dass große Datenmengen archiviert werden müssen. Und das kostet Speicherplatz und Zeit. Überlegt euch also lieber zweimal, ob ihr unbedingt eine Kamera mit so vielen Pixeln braucht!?

Abbildung 2.2: Mit diesen beiden Kameras habe ich alles, was ich benötige. Die Nikon D4 (Design by www.pimpyourcam.com) mit effektiv 16,2 Megapixel und die Nikon D3X mit 24,5 Megapixel Auflösung.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

2.1.2 Dynamikumfang

Hand aufs Herz: Wer von euch kennt den Dynamikumfang seiner/ihrer Kamera?

Der Dynamikumfang gibt an, wie viele Blendenstufen Kontrastumfang die Kamera (bei einem bestimmten ISO-Wert) verarbeiten kann. Alles, was außerhalb des Dynamikumfangs liegt, wird entweder ohne Zeichnung schwarz wiedergegeben oder ausgefressen weiß.

Der Dynamikumfang, der technisch vorgegeben ist, entscheidet also ganz wesentlich darüber, ob Fotos, die ihr macht, technisch einwandfrei sind oder aber Stellen aufweisen, die zugelaufen oder ausgefressen sind.

Damit wird klar, dass ein möglichst großer Dynamikumfang ganz wesentlich zur technischen Qualität eurer Fotos beiträgt!

Abbildung 2.3: Wenn in den dunkelsten und hellsten Stellen des Fotos noch Zeichnung zu erkennen ist, dann deutet dies auf einen großen Dynamikumfang hin. Der Dynamikumfang der derzeit von mir verwendeten Nikon D4 beträgt beispielsweise 13,4 Blendenstufen (bei ISO 100); damit weist diese Kamera einen der größten Dynamikumfänge, die es zur Zeit gibt, auf. Wer den Dynamikumfang seiner Kamera wissen möchte, sollte sich in Fotozeitschriften informieren oder im Internet suchen. Nikon D3S mit 2,8/14-24mm Nikkor. 1/1000 Sekunde, Blende 8, ISO 200.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

2.1.3 Auf die Größe (des Displays!) kommt es an!

Bei den von mir veranstalteten Workshops bemerke ich immer wieder, dass einige Teilnehmer mit Kameramodellen fotografieren, die sie anscheinend liebgewonnen haben – aber die schon veraltet sind. Sichtbar ist das oftmals weniger an der Bildqualität, sondern am zu kleinen Display; denn die großen, qualitativ hochwertigen Displays, bei denen man das Bildergebnis auch im Hellen betrachten kann (transreflexiv ist hier das Stichwort), gibt es – je nach Kameramodell – erst wenige Jahre.

Allerdings ist ein großes Display Gold wert, denn zur Kontrolle wird jedermann bei seinen oder ihren Fotoshootings X-mal einzelne Ergebnisse auf dem Kameradisplay betrachten. Insbesondere, wenn man die Lichtsetzung geändert hat oder mit manueller Einstellung fotografiert, wird man zur Kontrolle auf das Display schauen.

Abbildung 2.4: Ich wüsste wirklich gern, wie oft ich im Laufe eines Fotoshootings auf das Display meiner Kamera schaue. Ein paar Dutzend Mal bestimmt. Gerade im hektischen Berufsalltag ist es gut, wenn das Display genügend groß ist und eine gute Auflösung hat, sodass ich möglichst schnell viele Details erfassen und kontrollieren kann.

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(Fotos ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de (1) und LI-Design(2))



Um Zeit zu sparen, empfehle ich, die Funktion der automatischen Bildwiedergabe zu nutzen. Nach jeder Aufnahme erscheint für kurze Zeit (wie viele Sekunden, kann man im Kameramenü einstellen) das gemachte Foto. Die Anzeige erlischt umgehend, wenn man den Auslöser erneut antippt. (Oder eben nach ein paar Sekunden. Diese Funktion spart Zeit, außerdem kann man die Haltung der Hände an der Kamera belassen, weil man keine Taste drücken muss, um sich das zuletzt gemachte Foto anzuschauen.

Hinweis: Selbst wenn ihr mit Eurer „Alten“ (Kamera) noch sehr zufrieden seid, kann der Umstieg auf ein Nachfolgemodell sinnvoll sein. Neben technischen Verbesserungen, die sich vor allem bei der Bildqualität auszahlen werden, wird das größere, modernere Display euch helfen, effizienter und schneller zu arbeiten. Für Berufsfotografen ist das absolut notwendig!

2.1.4 Schnelle Auslösung

Eine kurze Auslöseverzögerung ist wichtig, wenn man keinen Moment verpassen will. Modelfotografie ist manchmal fast wie Actionfotografie: Es kommt auf den entscheidenden Augenblick an. Es gibt Sekundenbruchteile, in denen das Model einfach viel besser als sonst aussieht; diese Momente sollte man nicht verpassen!

Wer nicht glaubt, wie viel komfortabler eine extrem kurze Auslöseverzögerung ist, der sollte einmal vergleichend eine Kamera mit kurzer und sofort danach eine mit längerer Auslöseverzögerung bedienen. Der Unterschied ist enorm! Einfach mal ausprobieren!

Abbildung 2.5: Eine sehr kurze Auslöseverzögerung ermöglicht präzises Arbeiten. Ich entscheide, wann das Foto gemacht wird; nicht die Kamera! Wer einmal mit einer Kamera mit kurzer Auslöseverzögerung fotografiert hat, wird dieses Feature nie wieder missen wollen.

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

2.1.5 100-%-Sucherbild

Noch zu Analog-Zeiten hatte ich mir angewöhnt, möglichst ganz genau und formatfüllend zu fotografieren. Bis heute wähle ich den Bildausschnitt ganz genau und vermeide es, hinterher am Computer das Foto zu beschneiden.

Diese Arbeitsweise garantiert mir maximale Qualität; ich nutze den Kamerasensor voll aus, weshalb auch mit 16 Megapixeln (bei meiner D4) Großvergrößerungen möglich sind. Wer hingegen immer seine oder ihre Fotos beschneidet, verschenkt unnötig Potenzial.

Das Ausnutzen des kompletten Sensors bedingt aber, dass ich schon im Sucher meiner DSLR genau 100 % des Sucherbilds sehen muss, denn sonst ist das beschnittfreie Fotografieren nicht möglich (nicht sinnvoll). Allerdings haben nur wenige Kameras (nur die Profi-Modelle) dieses Feature. Es ist für mich beim Kamerakauf jedoch K.O.-Kriterium Nr. 1.

2.1.6 Zuverlässigkeit und Robustheit

Ich gehe sehr sorgfältig mit meiner Ausrüstung um. Anders als andere Fotografen lasse ich meine Kameratasche am Strand nicht offen herumliegen. Ich achte auch darauf, beim Objektivwechsel nicht das hintere Glaselement zu berühren. Ich würde niemals meine Kamera mit dreckigen oder klebrigen Händen anfassen und vermeide es auch, zum Beispiel Getränke in der Nähe der Kameraausrüstung abzustellen. Kurz: Ich kenne den Wert meiner Ausrüstung und behandle sie dementsprechend.

Trotzdem gibt es Situationen im Berufsalltag, bei denen ich unter widrigen Bedingungen fotografieren muss: Sei es im Regen, an einer staubigen Location oder aufgrund der niedrigen Perspektive halb im Salzwasser liegend am Strand. Da ist es gut zu wissen, dass meine Kamera staub- und spritzwassergeschützt ist.

Abbildung 2.6: Lange Jahre glaubte ich, dass der Hinweis der Kamerahersteller auf den Staub- und Spritzwasser-Schutz ihrer Kameras lediglich ein Marketing-Argument sei. Doch spätestens nachdem ich (mittlerweile schon mehrfach) mit meinen Kameras am Strand halb im Salzwasser gelegen habe und eine Welle nach der anderen über mich und meine Kamera geschwappt ist, weiß ich, dass diese doch viel robuster sind, als ich in meinen kühnsten Träumen gehofft hatte.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

2.1.7 Geringes Bildrauschen bei hohen ISO-Werten

Immer wieder stößt man als Fotograf an Grenzen. Dank des technischen Fortschritts in den letzten 10 Jahren sind diese Grenzen jedoch immer weiter nach hinten verschoben worden.

Zu den bedeutendsten technischen Entwicklungen im Bereich der Kameratechnik gehört zweifelsohne, dass man sogar bei schwachem Licht noch Fotos in sehr guter Qualität, also nahezu ohne Bildrauschen, machen kann.

Warum ist das so wichtig? Es gibt doch tolle Systemblitzgeräte, die dank TTL-Steuerung eine sorgenfreie Beleuchtung ermöglichen.

Der Grund liegt darin, dass es meistens viel stimmungsvoller ist, dank hoher ISO-Einstellung möglichst viel von dem vorhandenen schwachen Dauerlicht (zum Beispiel auf Partys, bei Nachtaufnahmen etc.) im Foto zu berücksichtigen, um dann nur ganz leicht mithilfe des Blitzgerätes die Szenerie aufzuhellen. Wer auf Partys mit ISO 100 fotografiert und dann noch eventuell mit einem lichtschwachen Zoomobjektiv ausgestattet ist, dessen Fotos sehen schnell „totgeblitzt“ aus. :-(

Abbildung 2.7: Damit der Blitzcharakter nicht unschön überwiegt habe ich bei diesem Foto die Regalbeleuchtung berücksichtigt. Dies habe ich erreicht, indem ich die ISO-Empfindlichkeit auf 3.200 ISO eingestellt habe. Nikon D3 mit 2,8/105mm Mikro Nikkor. 1/100 Sekunde, Blende 7,1, ISO 3200.

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(Foto © 2008: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

2.2 Hochwertige Objektive kaufen

Objektive sind die „Augen“ eurer Kamera. Dementsprechend wichtig ist die entsprechende optische Qualität dieser Linsen.

Fast noch wichtiger aber ist die „Lichtstärke“ der Objektive. Hier entscheidet sich, welcher Fotograf in der Dämmerung oder im Halbdunkel noch weiter fotografieren kann, während die anderen bereits ihre Kameras wieder einpacken.

Wie stark der Unterschied von Objektiven verschiedener Lichtstärken ist, sei hier an einem Beispiel „Partyfotos“ demonstriert:

Beispiel „Partyfotos“:

• A verwendet ein Normal-Objektiv 50mm mit der Lichtstärke 1,4.

• B hingegen nimmt für seine Fotos ein Zoomobjektiv mit der Lichtstärke 4.

• Der Unterschied beträgt somit 3 (ganze) Blendenstufen.

• Eine Blendenstufe Unterschied bedeutet das Doppelte an Licht (oder die Hälfte, je nachdem von welcher Seite aus man dies betrachtet).

• A benötigt lediglich 1/8 des Lichts von dem, was B benötigt, um (unter sonst gleichen Bedingungen) noch Fotos machen zu können.

• Anders ausgedrückt: B benötigt das 8-Fache an Licht wie A.

Damit wird klar, wie groß die Unterschiede bei den Blendenwerten der verschiedenen Objektive wirklich sind. Dies ist auch der Grund, warum Profifotografen so großen Wert auf lichtstarke Objektive legen. Bei Partys, wenn diese nachts in wenig beleuchteten Räumen stattfinden, ist es wichtig, lichtstarke Objektive zu verwenden. Weil dies entscheidend sein kann, um unter widrigen Bedingungen mit wenig Licht brauchbare Fotos machen zu können.

Lichtstarke Objektive haben aber noch einen weiteren (für die gestalterische Fotografie wichtigen) Vorteil: Wenn man sie mit nahezu offener Blende verwendet, kann man damit sehr schön mit begrenzter Schärfentiefeausdehnung arbeiten. Man kann dann also Fotos mit nur sehr wenig Schärfentiefe machen, was gerade bei Porträts (oder auch bei Produktfotos) sehr schön aussehen kann.

Abbildung 2.8: Der geringe Schärfentiefebereich war von mir aus gestalterischen Gründen gewollt. Um die Schärfeleistung zu optimieren, habe ich das Objektiv um eine Blendenstufe abgeblendet. Objektive sind am „knackigsten“ scharf, wenn sie – von der Anfangsblendenöffnung ausgehend – um eine bis zwei Blendenstufen abgeblendet werden. Werden sie dann noch weiter abgeblendet, nimmt nur noch die Ausdehnung der Schärfentiefe zu; nicht aber die „Knackigkeit“. Im Gegenteil: Diese nimmt dann wieder leicht ab. Wer also beeindruckend scharfe Fotos abliefern möchte, sollte bei einem Objektiv mit der Anfangsblendenöffnung 2,8 die Blende auf einen Wert zwischen 4 und 5,6 einstellen. Nikon D4 mit 2,8/105mm Mikro Nikkor. 1/125 Sekunde, Blende 4, ISO 100.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 2.9: Ausschnitt, Originalgröße (100%). Nur leicht nachgeschärft. Hier wird deutlich, warum das 105er Mikro-Nikkor zu den Favoriten vieler Porträtfotografen gehört.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

2.3 Beleuchtungstechnik

Hinweis: Wer professionelle Modelfotos machen und sich nicht selbst unnötig in seiner Kreativität beschränken möchte, kann auf die Anschaffung geeigneter Beleuchtungstechnik nicht verzichten.

Zumindest die „Grundausstattung“, bestehend aus Aufheller und Abschatter und Systemblitzgerät (welches entfesselt eingesetzt werden kann), sollte jeder Modelfotograf besitzen.

Wer mit Licht „malen“, also eine etwas aufwendigere Lichtführung realisieren möchte, kommt um den Einsatz einer Studio- oder Outdoor-Blitzanlage langfristig nicht herum. Vor der Anschaffung solltet ihr euch aber unbedingt meine Tipps zum Thema Blitzanlagen-Kauf durchlesen, die auf PSD-Tutorials.de in meiner 10-teiligen Tutorialserie „Professionelle Lichtführung“ veröffentlicht sind. Denn es gilt, wirklich eine geeignete Blitzanlage zu finden, die euren individuellen Anforderungen gerecht wird!

Bevor ihr euch aber eine teure Blitzanlage zulegt, empfehle ich, dass ihr zunächst einmal einen Workshop besucht, wo ihr in die Bedienung und Funktionsweise von Blitzanlagen eingewiesen werdet.

Außerdem ist es bei einigen Fotohändlern möglich, zum Beispiel bei der Fotokette Calumet (Shops u.a. in Berlin, Düsseldorf, München, Stuttgart, Essen), verschiedene Blitzanlagen im Rent auszuleihen und sie zu testen. Das ist sinnvoll, denn so könnt ihr vor dem Kauf ausprobieren, ob die ausgewählte Anlage euren Ansprüchen genügt.

Welche Hilfsmittel bei der professionellen Lichtführung in der Modelfotografie sinnvoll eingesetzt werden können, seht ihr ausführlich beschrieben im Teil 8 („Models gekonnt beleuchten“) dieser Tutorialserie!

2.4 Computertechnik

Der Computer ist in den letzten 10-13 Jahren zum unverzichtbaren Werkzeug der Fotograf(inn)en geworden. Bei vielen meiner Kolleg(inn)en nimmt die Arbeit am Rechner mehr Zeit in Anspruch als die mit der Kamera.

Digital aufgenommene Fotos werden gesichert und archiviert, müssen gesichtet werden, die besten ausgewählt und dann (je nach Verständnis des Fotografen mehr oder weniger aufwendig) bearbeitet werden.

Kurz: Der Computer, samt entsprechendem Zubehör, ist (gleichberechtigt) neben Kamera und Lichtequipment das wichtigste Werkzeug des Fotografen. Ihr solltet euch beim Kauf daher genau überlegen, welche Anforderungen die Computertechnik erfüllen sollte. Denn schließlich wollt ihr diese möglichst über mehrere Jahre produktiv einsetzen.

Sehr empfehlenswert, zumindest für professionelle Fotografen, die während einer Job-Abwicklung oft unter Zeitdruck stehen, sind intern eingebaute SSD-Festplatten. Es war die größte Arbeitserleichterung in den letzten Jahren, nachdem ich meinem Mac die Festplatten hatte austauschen lassen. Jetzt startet der Rechner (das Betriebssystem) in ca. 5 Sekunden, und auch die Programme, allen voran Photoshop, starten sofort. Vor der Aufrüstung bin ich nach dem Drücken des Startknopfes erst einmal Kaffee (beziehungsweise Tee) kochen gegangen, um die Wartezeit totzuschlagen. Heute schalte ich den Rechner ein, gebe das Passwort ein und fange an zu arbeiten. Genial! :-)

Außerdem sollte der Rechner, mit dem ihr die Bildbearbeitung durchführt, über eine gute Grafikkarte und möglichst viel Arbeitsspeicher (RAM) verfügen. Je mehr RAM, desto besser!

Auch der Monitor sollte nicht allein nach dem Kriterium „Preis“ ausgewählt werden: Schließlich werdet ihr hieran etliche Stunden konzentriert bei der Bildbearbeitung verbringen. Deshalb ist die Qualität des (natürlich kalibrierbaren) Monitors wichtiger als alles andere!

Für Fotografen, die mit dem Verkauf ihrer Fotos Geld verdienen, ist das Thema Datensicherung und –Archivierung besonders heikel. Stellt euch den Mega-GAU vor, wenn alle eure Fotos unwiderruflich verschwunden, gelöscht oder zerstört wären …!

Abbildung 2.10: Ich verwende daher zur Archivierung RAID-Systeme (hier links im Bild das „Blueline“-RAID von Certon, welches noch den Vorteil hat, dass es auch als FTP-Server eingesetzt werden kann). Bei RAID-Systemen kann irgendeine (beim „Blueline“ sogar 2 der 8) der mehreren vorhandenen Festplatten ausfallen und trotzdem bleiben alle Daten noch 100%ig erhalten.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Zur größtmöglichen Sicherheit (um Gefahren wie Diebstahl, Feuer oder Wasserschäden vorzubeugen) habe ich meine Fotos gleich zweimal auf RAID-Systemen gesichert, die beide 100km getrennt voneinander an unabhängigen Orten stehen.

Ebenfalls unverzichtbar ist der Einsatz von mobilen Festplatten, zumindest wenn man on location fotografiert und die Fotos nicht umgehend archiviert werden können. Oder wenn Kunden unmittelbar nach dem Fotoshooting die gemachten Fotos mitnehmen wollen, was bei Werbefotos eigentlich fast immer der Fall ist.

Abbildung 2.11: Für einen Datenaustausch sensibel zu handhabender Fotos, wie beispielsweise Erotik-Fotos von Prominenten oder Produktfotos von noch geheimen Innovationen, erweisen sich die High Security-Festplatten von Digittrade, die ein zweistufiges Sicherheitssystem aufweisen, als ziemlich genial. Um auf die auf der Festplatte nach 256 Bit AES verschlüsselten Daten zugreifen zu können, benötigt man sowohl eine Smartcard als auch eine PIN.

So kann man beispielsweise nach einem Shooting dem Kunden zuerst die Festplatte zusenden und anschließend erst (nach Empfang des Datenspeichers) die Smartcard. Hat der Kunde dann beides sicher bekommen, kann, als letzter Schritt, per Telefon die 8-stellige PIN durchgegeben werden. Erst danach kann auf die Fotos zugegriffen werden. Dass es diese Mini-Tresor-Festplatten auch als SSD-Variante gibt und dass der Kryptoschlüssel bei Manipulationsversuchen Unbefugter automatisch zerstört wird (ohne jedoch die Daten selbst anzugreifen) rundet das tolle System ab, das 2012 mit dem Innovationspreis IT ausgezeichnet wurde.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 2.12: Ein Grafiktablett mit drucksensitivem Stift hat mittlerweile schon fast jede(r) Fotograf(in). Doch auch für diejenigen, die am liebsten (oder am häufigsten) mit der Mouse arbeiten, gibt es interessante Neuerungen: Diese drahtlose Gamer-Mouse R.A.T.9 verfügt nicht nur über zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten an die individuelle Handgröße und Arbeitsweise (unter anderem lässt sich der Winkel der Daumenablage verstellen, die Länge, Höhe sowie das Gewicht der Mouse verändern), sondern es ist auch möglich, anhand unterschiedlicher (mittels Software selbst programmierbarer) Profile und Tastaturbelegungen einzelne Befehle oder gar Makros den Tasten und Rädchen zuzuordnen. So wird die Arbeit mit Photoshop auch ohne Kenntnis der Tastaturbefehle zum Vergnügen!

Das rote Scrollrad habe ich beispielsweise mit der Verstellung (nach rechts: größer; nach links: kleiner) des Werkzeugspitzenumfangs belegt. Die einstellbare und mittels Wippschalter zu wechselnde Genauigkeit der Abtastung (bis zu 6.400 DPI), das ergonomische Design und die Auflademöglichkeit des zum Lieferzubehör gehörenden zweiten Li-Io-Akkus mittels USB-Ladestation runden das empfehlenswerte Paket ab (Preis zwischen 99,- bis 159,- Euro).

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

2.5 Sonstiges Zubehör

Hinweis: Für Fotografen gibt es noch viel weiteres nützliches Zubehör! Wer einen Überblick darüber bekommen möchte, was es alles gibt, dem sei der Katalog vom Brenner Fotoversand empfohlen (kann bei www.fotobrenner.de angefordert werden). Mehr als 10.000 Artikel rund um die Fotografie sind dort aufgelistet!

Abbildung 2.13: Da meine Foto-Workshops nicht nur im Düsseldorfer Studio, sondern auch im Ausland, zum Beispiel im Süden, wo viel Sonne herrscht, stattfinden, ist die Bildkontrolle direkt vor Ort aufgrund des hellen Umgebungslichts oftmals schwierig. Bei einigen erfahrenen Teilnehmer(inn)en hat sich daher der Einsatz von Vergrößerungslupen, die passgenau aufs Display zur anschließenden Betrachtung aufgesetzt werden, durchgesetzt.

Die Gummierung sorgt dafür, dass das Display nicht zerkratzt. Und zur regelmäßigen, häufigen Bildkontrolle kann die Lupe am Band beispielsweise um den Hals getragen werden (damit man sie schnell griffbereit hat).

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Hinweis: Eines der größten Probleme bei vielen Modelfotografen ist aber nicht die Anschaffung einer geeigneten Ausrüstung, sondern das Finden geeigneter Models. Im nächsten Teil dieses Tutorials gebe ich euch daher wertvolle Tipps, wie und wo man tolle Models finden kann.