Vorgestern erhielten wir eine Bewerbung zugestellt für einen Ausbildungsplatz bei uns in der Agentur 4eck Media. Diese Bewerbung ist so klassisch wie bezeichnend für viele Bewerbungen, die bei guten Unternehmen kaum eine Chance haben werden. Deswegen möchte ich anhand dieses echten Beispiels in diesem Blogbeitrag die zehn typischen Fehler einer Bewerbung einmal aus der Perspektive von Arbeitgebern und Personalentscheidern aufzeigen.

10 typische Fehler bei der Bewerbung: ein echtes Beispiel

Der Name des Bewerbers ist geschwärzt und das Foto ist auch unkenntlich gemacht. Ich möchte versichern: es handelt sich tatsächlich um eine echte Bewerbung, die wir vorgestern erhalten haben. Aus Datenschutzgründen sind die Informationen, die Rückschluss auf den Bewerber geben könnten, anonymisiert. Wir wollen hier niemanden kompromittieren, glauben aber, dass von diesem Beispiel gelernt werden kann, damit du, der diese Zeilen hier liest, es besser machen kannst.

Inhaltsverzeichnis

Bewerbungsfehler Nr. 1: Die postalische Zustellung der Bewerbung

Von einigen Unternehmen wird auch heute noch verlangt, dass die Zustellung postalisch erfolgt. Das ist an sich okay. Wie viele Unternehmen bevorzugen auch wir die digitale Variante via E-Mail. Große Unternehmen mit sehr vielen Bewerbungen wollen auch lieber eine digitale Variante oder sogar die Dateneingabe über ein Bewerbermanagementsystem. Was ist der Hintergrund: Das Unternehmen möchte es sich so einfach wie möglich machen beim Handling der Bewerbungen, Einladungen und Absagen.

Als ich die Bewerbung aus dem Briefkasten zog und ich beim Fühlen des Umschlags direkt die typische Form der Bewerbungsmappe spürte, war mein erster Gedanke: Kommt es zu einer Absage, müssen wir die Unterlagen umständlicherweise zurückschicken. Ja, das war mein erster Eindruck. Es war ein Bedauern, warum der Bewerber nicht einfach eine PDF geschickt hat. Denn die meisten Bewerber erhalten bei uns leider Absagen ohne Einladung zum Vorstellungsgespräch. Die Gründe sind ähnlich wie zu dieser Bewerber. Lies daher genau, warum Unternehmen gegebenenfalls auch dich bisher nicht eingeladen haben zum Vorstellungsgespräch.

Ich prüfte die Absenderadresse und stellte dann fest, dass der Bewerber gerade mal 350 m von uns entfernt seine Wohnadresse hat. Das sind laut Google Maps nur fünf Gehminuten.

Route zu uns vom Wohnort des Bewerbers

Mein nächster Gedanke war: Merkwürdig, dass er den Umschlag frankieren ließ und zur Post brachte, statt die Bewerbung direkt bei uns abzugeben oder in den Briefkasten zu legen.

Der Bewerber hat sich damit um die Chance gebracht, sicherzustellen, dass der Umschlag in einem einwandfreien Zustand hier ankommt. Auf den weiteren Fotos ist eine leichte Wölbung zu erkennen, die vermutlich entstanden ist, als der Postzusteller den Umschlag in unseren Briefkasten presste.

Unser Briefkasten
Das ist unser Briefkasten. Beim Reinlegen des Umschlags wurde dieser geknickt. Auf dem Schild steht unser Name. Nach dem Punkt-Zeichen ist kein Leerzeichen. Richtig wäre: 4eck Media GmbH & Co. KG. Selbst unser Vermieter hat uns falsch geschrieben. Unser Unternehmensname zusammen mit der Rechtsform hat etwas Potential, falsch geschrieben zu werden. Darum prüfe immer auch genau die richtige Schreibweise des Adressaten.

Zudem denke ich mir auch, wenn jemand nur 350 m entfernt von uns wohnt, warum er nicht vorher einfach mal an unserer Tür klingelt und nachfragt, ob wir Auszubildende einstellen, wer der Ansprechpartner ist und in welcher Form wir die Bewerbung favorisieren. Es ist wirklich fraglich für mich, warum dieser wichtige Schritt unterlassen wird. Jemand möchte sich für drei Jahre an unser Unternehmen im Rahmen einer Ausbildung binden, ohne mal mit uns gesprochen zu haben? Vielleicht suchen wir gar keine Auszubildende und er hätte sich direkt die Mühen sparen können durch eine schnelle telefonische Nachfrage oder direkt hier vor Ort. Oder vielleicht passen wir als Unternehmen auch nicht zu seinen Vorstellungen, was er hätte erfahren können bei einem zwanglosen Erstgespräch vor der Bewerber. Er unterließ es.

In meiner Erfahrung sind die weiblichen Bewerber - auch für Schülerpraktika - mutiger. Sie kommen entschlossen hierher und erkundigen sich, was sie wissen wollen. Ich erinnere mich an mein eigenes Verhalten als ganz junger Mensch. Da war ich selbst auch noch sehr schüchtern und teilweise feige und bin solchen Situationen lieber aus dem Weg gegangen.

Bewerbungsfehler Nr. 2: Der Aufbau der Bewerbungsunterlagen

Klappe ich die Bewerbungsmappe auf, erwarte ich vom Aufbau her das Deckblatt, das Anschreiben und den Lebenslauf sowie wichtige Anhänge. Das ist in Deutschland noch immer Standard, wobei teilweise bereits auf ein Anschreiben verzichtet werden kann, sofern der Lebenslauf aussagekräftig ist.

Bewerbungsmappe mit Deckblatt: Negativbeispiel

In dieser Bewerbungsmappe suche ich vergeblich einen Lebenslauf. Der Bewerber hat seine drei Punkte zum Werdegang sowie seine Kenntnisse mit aufs Deckblatt gepackt. Das war für mich etwas ungewohnt. Gut, man könnte meinen, als junger Mensch gibt es nicht zu viel zu erzählen. Kann schon sein. Aber unten in diesem Artikel zeige ich dir ein Beispiel, wie ein fünfzehnjähriger Junge seine Bewerbung inklusive Lebenslauf aufgebaut hat, sodass alle Informationen in einem schönen Layout platziert sind. Klicke gern auch hier für Tipps zum Aufbau einer Bewerbung.

Auch sind unsere Bewerbungsvorlagen inkl. Anschreiben und Lebenslauf optimal aufbereitet. Wenn es schnell gehen soll, check gern einmal die Bewerbungskategorie bei uns.

Bewerbungsfehler Nr. 3: Der visuelle Eindruck des Fotos

Der Bewerber trägt ein T-Shirt. Das Licht kommt von rechts, wodurch sein Gesicht einseitig beleuchtet ist. Vermutlich sitzt er am Fenster. Der Hintergrund ist vom Farbton her wie seine Gesichtsfarbe, was sich auch nachteilig auf den Gesamteindruck auswirkt. Das Bild ist, denke ich, selbst aufgenommen und nicht von einem Fotografen.

Bewerbungsfoto: Negativbeispiel

Es ist kein Muss, dass ein Bewerbungsfoto vom Fotografen erstellt wird. Es geht tatsächlich auch mit dem Smartphone. Das Bild ganz unten im Positiv-Beispiel wurde auch mit dem Smartphone aufgenommen und professionell bearbeitet. Zu diesem Thema gibt es hier im Blog einen weiteren Artikel: Bewerbungsfotos vom Fotografen vs. Bewerbungsfoto mit dem Smartphone.

Was hätte der Bewerber besser machen können: Bewerbungsfotos sollten sich in Pose und Ausdruck daran orientieren, wie sich das Unternehmen selbst positioniert. Auf unserer Über-uns-Seite ist zu sehen, dass wir alle relativ casual gekleidet sind, aber ein Hemd tragen wir schon. Und so würde ich mich uns gegenüber auch präsentieren auf einem Bewerbungsfoto. Das tat der Bewerber nicht. Zudem steht auf dem Deckblatt, dass der Bewerber Kenntnisse in Adobe Photoshop hat. Warum hat er sein Bild nicht digital bearbeitet? Es wäre doch einfach in Photoshop gewesen, die Belichtung zu korrigieren und auch die Farbe des Hintergrund zu entsättigen.

Die schlechte Qualität des Drucks gibt dem Gesamteindruck den Rest.

Bewerbungsfehler Nr. 4: Eine Schriftart, die Beliebigkeit ausdrückt

Der Bewerber hat allen Anschein nach die Schriftart Calibri eingesetzt. Die Calibri ist eine klassische Schriftart, die in aller Bescheidenheit ihren Dienst erfüllt. Sie wurde konzipiert vom niederländischen Designer Lucas de Groot für Bildschirmzwecke. Aber auch in Printerzeugnissen macht sie ihren Job. Es gibt keine Überraschungen, keine Fehltritte, nichts Besonderes. Die Calibri sorgt für keine Akzente. Sie ist eine gute Schriftart. Deshalb wurde sie 2006 von Windows als Standard-Schriftart eingeführt, bis zum Jahr 2021. Daher kennt auch jeder das Aussehen der Calibri.

Für andere Bewerber würde ich nicht sagen, es ist ein Fehler, die Calibri zu wählen für die Bewerbung. Sie macht dich nur beliebig. Das ist alles.

Wer sich bei einer Design-Agentur bewirbt, sollte jedoch nicht auf Standard-Schriftarten wie Calibri, Arial oder Times New Roman setzen. Es gibt heute bessere kostenlose Alternativen wie Roboto, Lato, Montserrat, Raleway etc. Alles Schriften, die du bei Google Fonts herunterladen kannst.

Google Fonts für Bewerbungen

Und selbst der Designer der Calibri bedauert laut dem Wired-Magazin nicht, dass sich die Welt weiterdreht und die Calibri von Windows als Standard-Schriftart ersetzt wurde.

Ich denke, das Thema Schriftarten und Schriftartenkombinationen in Bewerbungen werde ich in einem separaten Blogartikel näher erklären. Es scheint mir ein interessantes Thema zu sein.

Im Fazit: Nutze eine Schriftart, die gut lesbar und professionell ist, aber etwas mehr Ausdrucksstärke und Individualität hat. Ein besonderer Clou wäre gewesen, hätte der Bewerber die Ubuntu als Schriftart gewählt: die Ubuntu ist unsere Schriftart, die wir bei 4eck Media einsetzen. Oder die Noto-Font, die wir hier bei TutKit.com verwenden. Das hätte gezeigt, dass jemand genau hinguckt und mir wäre es direkt positiv aufgefallen. Du siehst also, dass du dich selbst mit der Wahl der Schriftart positionieren kannst.

Wir haben für unsere Bewerbungsvorlagen bereits passende und moderne Schriftarten vordefiniert, die alle kostenlos heruntergeladen werden können. Schau gern einmal durch unsere Bewerbungsmuster, ob etwas für dich dabei ist:

976,978,967,969

Bewerbungsfehler Nr. 5: Rechtschreibung und Grammatik

Es ist die Pflicht eines jeden Bewerbers, vor dem Abschicken der Bewerbung alle Angaben auf ihre Vollständigkeit zu prüfen und ebenso auf die Richtigkeit von Rechtschreibung und Grammatik.

Wie viele Fehler kann ich als Personaler verzeihen? Einen, fünf, zehn? Ich möchte am liebsten ein fehlerfreies Dokument erhalten. Ganz ehrlich.

Schauen wir uns hier nur einmal das Deckblatt an, wie viele Fehler der Bewerber machen konnte? Ich habe hier rot markiert, wo Fehler enthalten sind.

Fehler auf dem Deckblatt einer Bewerbung

Welche Fehler konnte ich identifizieren? Hier hängt es auch mit den deutschen Sprachregeln zusammen. Wenn ich es ganz genau nehme, sind es folgende Fehler:

  • 1. "E-mail" … richtig ist laut Duden nur E-Mail
  • 2. "Tele" … richtig ist als Abkürzung die Variante ohne e, also Tel.
  • 3. fehlende Bindestriche bei der Straße
  • 4. fehlendes ß-Zeichen bei der Straße
  • 5. fehlende Bindestriche bei "Adobe Programme, Office Programme"
  • 6. unvollständiger Ortsname: es fehlt das Anhängsel (Müritz)
  • 7. fehlende Ortsnamen bei den Schulen
  • 8. fehlende Bindestriche bei "Friedrich-Dethloff-Schule"
  • 9. Unternehmensname falsch geschrieben: Punkt und Leerzeichen fehlen
  • 10. "MedienGestaltunf/Technik" => "Mediengestaltung/Technik"
  • 11. "Agust" => "August"

Elf Fehler allein auf dem Deckblatt mit den wenigen Informationen zum Werdegang geben mir den Eindruck, dass der Bewerber nicht präzise arbeitet.

Zudem hat er noch einen Zahlendreher in seiner Telefonnummer. Der Anfang müsste statt 0719… 0179 sein. Im Anschreiben ist die Telefonnummer dann richtig geschrieben.

Bewerbungsfehler Nr. 6: Layout, Stile und Formate im Bewerbungsdesign

Etwas, worauf ich bei Bewerbungen achte, ist die Ganzheitlichkeit im Layout. Alles soll in sich stimmig auf mich wirken. Und gerade da passieren Bewerber auch Fehler beim Layout, dass Stile und Formate nicht einheitlich sind.

Unser Bewerber hat mehrere Stilbrüche und uneinheitliche Formate in seiner Bewerbung.

Layoutfehler in einer Bewerbung

Es fängt an mit der unterschiedlichen Schreibweise der Telefonnummer. Abgesehen von dem Zahlendreher ist die Telefonnummer auf dem Deckblatt ohne Trennung oder Leerzeichen platziert. Im Anschreiben ist sie nach DIN 5008 für deutsche Bewerbungen vom Format her richtig: +49 123 456789.

Auch hat der Bewerber einmal mit und einmal ohne Ländervorzeichen die Telefonnummer geschrieben. Ich mag keine Uneinheitlichkeiten in den Formaten. So eine Ungenauigkeit finde ich auch bei der Telefonnummer. Folge ich dem Format des Deckblatts in der linken Spalte, hätte die Telefonnummer in einer kleineren Schriftgröße platziert sein müssen. Es hat dieselbe Schriftgröße wie die Überschrift dazu.

Ein weiterer Schnitzer kommt durch das Drucken des Dokuments. Die Druckeinstellungen waren nicht auf das Papierformat richtig eingestellt, sodass das Datum an der rechten Seiten abgeschnitten ist. Zudem ist das Datum inaktuell. Es ist über ein Monat alt.

Die Leerzeilen beim Adressaten sind unnötig.

Genauso unnötig ist auch die blaue, unterstrichene E-Mailadresse von uns im Adressfeld des Anschreibens. Ich kann ja nicht draufklicken. Es ist keine digitale Bewerbung. Zudem stellt sich mir die Frage, warum unsere E-Mail-Adresse dort steht. Besser wäre es, der Bewerber hätte seine E-Mail-Adresse bei seinen Kontaktdaten auf dem Anschreiben hinterlegt. Dafür war wohl kein Platz mehr, denn seine Kontaktdaten haben eine viel zu groß eingestellte Textgröße. Zudem sind Ort und Postleitzahl vertauscht. In Deutschland ist die Postleitzahl immer dem Ort vorangestellt und nicht andersherum.

Ich finde es wichtig, dass Zeilen auf einer Art imaginären Grundlinie platziert sind. Mit Blick auf die Worte Kenntnisse in der linken Spalte und Werdegang in der rechten, erkenne ich, dass das rechte Wort minimal höher platziert ist.

Bewerbungslayout ohne Grundlinienraster
Rote Linien sind als Visualisierungshilfe eingezeichnet, um die unterschiedlichen Höhen deutlich zu machen.

Nicht jedes Unternehmen achtet auf solche kleinen Details. Doch der Bewerber hat eine Agentur mit Fokus auf Design adressiert. Wir achten genau auf so etwas. Mir sagen solche kleinen Versehen, dass der Bewerber nicht akkurat genug arbeitet oder bisher solche Detailgenauigkeit nicht gelernt hat zu beachten.

Ein letzter Punkt, der mir sofort ins Auge sticht, was ich als Fehler im Layout erachte, ist die Einbettung des Fotos. Auf dem Deckblatt ist es in groß dargestellt. Die Ränder wirken ausgefranst. Das kommt vermutlich durch die mangelnde Druckqualität. Auf dem Anschreiben weist das runde Bild ein weißes Rechteck als Hintergrund auf. Der Bewerber kommt von einer Designschule. So sollte er die fachliche Kompetenz haben, ein Bild einzubetten ohne weißen Hintergrund. Außerdem sollte er auch als Person mit Designfokus erkennen, dass das Bild in dieser Form eher nachteilig wirken könnte.

Bewerbungsfehler Nr. 7: Der Text des Anschreibens

Das Anschreiben beginnt oben schon mit dem abgeschnittenen inaktuellen Datum. Dass der Bewerber die Anrede und die Grußformel am Ende in fett geschrieben hat, würde ich nicht machen. Es ist in meinen Augen aber auch nicht nachteilig. Das Komma bei der Grußformel ist nach deutscher Grammatik hingegen falsch. Die Zeichensetzung bei der Grußformel ist ohne Komma richtig.

Was hier ein weiterer Kritikpunkt bei der Anrede ist, ist die fehlende persönliche Ansprache. Wir sind eine kleine Agentur mit weniger als 20 Leuten im Team. Da trifft der Geschäftsführer in der Regel direkt alle Personalentscheidungen. Daher adressiere immer den Geschäftsführer, wenn kein anderer Verantwortlicher erkennbar ist in kleinen Teams. Der optimale Weg ist natürlich, du rufst vorher einfach an und erkundigst dich. So einfach kann es sein. Dann hast du auch gleich einen inhaltlichen Aufhänger für deinen Einstieg im Anschreiben.

Dann verwendet der Bewerber auch zwei typische Floskeln, die sich immer wieder in Bewerbungen in dieser oder ähnlicher Form finden:

  • mit großem Interesse
  • hiermit bewerbe ich mich

Das geht mittlerweile besser und kreativer. Zudem, und da wiederhole ich mich, ist der Adressat der Bewerbung eine Agentur und keine Behörde.

Im Anschreiben schreibt der Bewerber, dass er überzeugt sei, dass ein Praktikum in unserem Unternehmen wertvolle Einblicke in die Praxis verschafft. Da stimme ich zu. Ich bin mir nur nicht sicher, ob der Bewerber jetzt ein Praktikum im Vorfeld einer Entscheidung zur Ausbildung anbietet oder nicht. Es liest sich für mich eher so, als hätte der Bewerber einen veralteten Anschreibentext verwendet, den er im Vorfeld für die beruflichen Praktika seiner Schule genutzt hat. So oder so: dieser Absatz wirft Fragen auf für mich. Entweder präzisiert der Bewerber sein Angebot zum Praktikum oder freiwilligem Probearbeiten oder er ersetzt das Wort Praktikum mit dem Wort Ausbildung, damit es inhaltlich wieder passt.

Weiterhin schreibt der Praktikant von seinen Kenntnissen in Design-Tools wieder Adobe Creative Suite. Die aktuelle Version der Creative Suite ist genau genommen Adobe CS6 aus dem Mai 2012. Es wurde vor zwölf Jahren abgelöst durch die Adobe Creative Cloud. Das ist nur ein kleiner inhaltlicher Schnitzer, denn vermutlich meint der Bewerber auch die Adobe CC. Es ist aber wieder ein Punkt mehr, der nicht positiv auffällt.

Im letzten Absatz freut sich der Bewerber darauf, mehr zu erfahren über die ausgeschriebene Ausbildungsstelle. Positiv ist, dass der Bewerber hier nicht den Konjunktiv verwendet mit: Ich würde mich freuen ... Das ist nämlich auch ein häufig gemachter Fehler, dass Bewerber den Konjunktiv in Bewerbungen verwenden. Allerdings frage ich mich, auf welche ausgeschriebene Ausbildungsstelle sich der Bewerber bezieht. Denn wir haben nirgendwo Ausbildungsstellen ausgeschrieben. Es ist nur ein kleines Versehen ... wie alle anderen.

Anschreiben formulieren in Bewerbungen

Wie geht es nun besser? Ehrlicherweise hat man als Schüler vermutlich noch nicht so viel zu berichten. Was soll man auch schon schreiben? In einem Anschreiben geht es aber nicht nur um den Bewerber, sondern um das Unternehmen und den Nutzen, den es vom Bewerber als Mitarbeiter haben könnte. Wir haben uns ernsthaft darüber Gedanken gemacht. Eine Hilfestellung findest du hier, wie wir Anschreiben in Bewerbungen formulieren würden. Diese Tipps sind entstanden, bevor KI-Tools unsere Arbeit noch weiter erleichtert haben.

Solltest du Text-KIs wie ChatGPT einsetzen für die Formulierung von Anschreiben? Ja, auf jeden Fall. Denn damit erhältst du schon einmal einen gut strukturierten Aufbau als Entwurf. Und diesen Entwurf reicherst du an mit wichtigen Details vom Unternehmen und prüfst, in wie weit du als Bewerber deinen Wert fürs Unternehmen glaubhaft darlegen kannst. Unten siehst du die Schülerbewerbung. Auch dieser Anschreibentext ist mithilfe von ChatGPT entstanden. Aber nur zu ca. 80 Prozent. Auch ChatGPT nutzt Floskeln, die bereits abgedroschen sind. Warum? Weil ChatGPT es so gelernt hat in der Verarbeitung unzähliger Bewerbungstexte, die es im Internet gecrawlt hat. Du kannst also ChatGPT nutzen und diesen Text als Anschreiben noch weiter verfeinern. Und wichtig ist, dass du die Informationen immer auf Richtigkeit überprüfst.

Und wenn du kein ChatGPT nutzt, ist es auch gut. Kopiere dennoch deinen Text und frage Kollegen, Bekannte oder Familienmitglieder, ob Fehler in Rechtschreibung und Grammatik enthalten sind oder bestimmte Formulierungen verbessert werden können. Der Einsatz von KI-Tools ist kein Betrug, sondern beweist digitale Kompetenzen! Es ist fast schon fahrlässig oder arrogant, in der Arbeit mit Texten auf den Einsatz von KI-Tools zu verzichten.

Bewerbungsfehler Nr. 8: Aktualität des Zeugnisses

Der Bewerber besucht aktuell noch das Fachgymnasium mit dem Schwerpunkt Design. Er legte sein letztes Abschlusszeugnis bei, welches von der vorherigen Schule ist. Das beigelegte Zeugnis wurde vor knapp vier Jahren ausgestellt.

Abschlusszeugnis zur Bewerbung

Was ist mit dem aktuellen Zeugnis von der jetzigen Schule? Das interessiert uns.

Im Unterschied zu laufenden Zeugnissen werden bei einem Abschlusszeugnis - jedenfalls in unserem Bundesland hier in Deutschland - keine Fehlzeiten eingetragen.

Darf ich spekulieren, dass die Noten beim letzten Zeugnis zu schlecht sind oder dass es zu viele Fehltage enthält? Die einfache Logik dahinter ist, wer entschuldigt oder sogar unentschuldigt zu häufig während der Schulzeit gefehlt hat, wird im Zweifel auch im Arbeitsalltag zu oft abwesend sein.

Klar, ich kann beim Bewerber das aktuelle Zeugnis anfragen. Aber bereits mit dem Fehlen des aktuellen Zeugnisses gibt mir der Bewerber Anhaltspunkte für eine negative Beurteilung.

Bewerbungsfehler Nr. 9: Keine Referenzen, keine Concept Designs, keine Zertifikate, keine Social oder Business Profile

Schüler, die sich bei uns zur Ausbildung bewerben, legen oft ihre Praktikumsbeurteilungen in ihre Bewerbung. Kann man machen, muss man aber nicht, weil oft das Praktikum in einem Kindergarten oder bei der Polizei wenig aussagekräftig ist für eine Stelle bei uns. Zudem stelle ich auch in jedem Jahr mehrere Praktikumsbeurteilungen aus für Schüler, die bei uns ihr Praktikum machen. Und diese Beurteilungen sind fast immer sehr gut. Warum? Ich möchte keinen Groll oder Ärger produzieren. Beurteile ich einen Praktikanten negativ, was in seinen Augen vielleicht ungerecht ist, bekomme ich später eventuell eine negative Rezension auf Google. Eine positive Beurteilung macht gute Laune und tut niemanden weh. Ja, das mag heuchlerisch sein, ist aber die Wahrheit. Und was stelle ich fest: alle Praktikumsbeurteilungen in den Bewerbungen, die wir erhalten, sind auch sehr gut.

Der Bewerber aus diesem Beispiel hat keine Beurteilung reingepackt. Das ist total okay. Da er sich im Designbereich bewirbt, ist der Beweis von Talent und Fähigkeiten wünschenswert. So hätte er ein paar grafische Arbeiten von sich als Kopie (niemals Original!) beilegen können oder über einen Link darauf verweisen können. Wenn jemand noch keine Auftragsarbeiten für Kunden erledigt hat, wovon bei Schülern und Studenten oft auszugehen ist, gibt es auch keine vorzeigbaren Referenzen. In diesem Fall helfen Concept Designs. Ich als Bewerber würde schauen, womit die Agentur ihr Geld verdient und zu dieser Art von Projekten Concept Designs erstellen. Das sind also fiktive Projekte, die aber darstellen, wie im Rahmen eines Auftrags ein Ergebnis aussehen könnte. Mit Concept Designs können Bewerber ohne reale Referenzen dennoch ihre Fähigkeiten beweisen und auch den Nutzen für das Unternehmen besser kommunizieren.

Ebenso hilfreich sind Zertifikate zu Kompetenzen, die für das Unternehmen wichtig sind. Auch diese hat der Bewerber nicht beigepackt. Solche Zertifikate können beispielsweise unsere Urkunden nach Abschluss unserer Online-Kurse sein oder andere Teilnahmebescheinigungen.

So sehen die Zertifikate von uns aus, wenn du einen Online-Kurs kaufst und die Lernerfolgskontrolle in Form eines Quiz erfolgreich bestehst. Links ist eine Kategorien mit Online-Trainngs von uns, rechts das Zertifikat.

TutKit-Zertifikat

Du musst auch nicht immer Geld ausgeben für einen Kurs mit Zertifikat. Bei Google gibt es beispielsweise einen Kurs zu den Grundlagen des Online-Marketings. Nach Abschluss kann der Teilnehmer einen Test machen und erhält ein Zertifikat. Hier ist eines zu sehen von einem Mitarbeiter aus unserem Team:

Google-Zertifikat

Ich werde den ersten Bewerber feiern, der seine Bewerbung mit solchen Zertifikaten anreichert. Denn das beweist für mich den Willen und die Disziplin für Fortbildung.

Als Bewerber musst du immer davon ausgehen, dass dein Name vom Personaler auch mal bei Google eingegeben wird. Unser Bewerber hat nur ein leeres LinkedIn-Profil ohne Bild und Inhalte. Mehr war nicht zu finden. Das ist erstmal nicht negativ. Negativ wird es dann, wenn Inhalte zu finden sind, die eher von einer Person abraten.

Eine positive Entscheidung kann allerdings über Social Media oder Business Profile gefördert werden, wenn einem Personaler gefällt, was er nach Eingabe des Bewerbernamens bei Google findet. Im Design-Bereich könnte das ein Profil sein bei Behance, indem die Concept Designs vorgestellt sind. Hier ist einmal ein Beispiel von einer Design-Studentin, die so ihre drei Concept Designs über Behance präsentiert. Der Link zu ihrem Behance-Profil befindet sich auch in ihrem Lebenslauf. Das ist sinnvoll platziert!

Behance mit Concept Designs

Bewerbungsfehler Nr. 10: Print bietet Potential für positive Haptik und Aha-Effekte

Wer schon auf Print setzt bei der Bewerbung, kann dadurch ein paar positive Elemente schaffen, die mit einer digitalen Bewerbung nicht möglich sind. Du musst nur die Stärken einer gedruckten Bewerbung nutzen. Wie kannst du eine Print-Bewerbung zu einem positiven Erlebnis machen und dich als ein Kandidat positionieren, den ein Unternehmen persönlich kennenlernen möchte? Hier sind einige Tipps zur Print-Bewerbung:

  • verwende kein normales Druckerpapier, sondern hochwertiges Papier
  • stelle eine hohe Druckqualität sicher, damit Texte und Bilder (hier: das Foto) hochwertig auf dem Papier aussehen
  • unterschreibe mit einem Füller
  • nutze einen Briefumschlag, der zum Papier der Bewerbung passt, sowohl von der Qualität als auch von der Farbe

Manchmal reicht schon einfach etwas stärkeres Papier als das normale Kopierpapier mit einer Grammatur von 80g/m2. Wer ein Papier dem Anlass entsprechend wählen möchte, greift zu feineren, leicht strukturierten Papieren. Die Kunst ist, ein Papier zu wählen, dass nicht zu altbacken oder festlich wirkt, sondern frisch und modern, aber dennoch hochwertig.

Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf, ich mag besonders das Rives Design Papier 170 g. Damit wurde auch die unten platzierte Bewerbung gedruckt. Rives Design ist ein Feinpapier mit sehr feiner Rautenstruktur. Es eine filigrane, diskrete Oberflächenstruktur mit besonderer Ausstrahlung. Es ist originell und außergewöhnlich. Rives Design fühlt sich einerseits an wie ein Naturpapier, wirkt andererseits aber auch durch die Oberflächenstruktur angenehm glatt. Und mit seiner weißen Farbe passt es optimal in einen Unternehmenskontext.

Mit diesem Papier haben wir nicht nur die unten platzierte Bewerbung gedruckt, sondern auch schon die Speisenkarten von zwei Restaurants unserer Agenturkunden. Hier ist einmal ein Bild, wie das Papier wirkt, wenn es mit einem normalen Drucker bedruckt wird. Das Beispiel zeigt die Speisekarte eines Fischrestaurants. Ein anderes Restaurant ist hier vorgestellt, bei dem die Speisekarte extra so gelayoutet wurde, dass der Kunde selbst den Druck vornehmen kann. Auch dieser setzt das Rives Design Papier ein.

Rives Design Feinpapier
Die feine Haptik macht das Fühlen zum Erlebnis. Es funktioniert sehr gut und positioniert dich positiv.

Wenn der Personaler deine Bewerbung in den Händen hält mit einem modernen Feinpapier, was er so in dieser Art noch nie gefühlt hat, was denkst du, wird sein Gedanke sein? Einfach wow! Und wenn der Rest der Bewerbung die typischen Fehler vermeidet und weitere Aha-Effekte beinhaltet, ist die Einladung zum Vorstellungsgespräch nahezu sicher.

Eine weitere Möglichkeit, mit einer gedruckten Variante für eine kleine Überraschung zu sorgen, ist die Beigabe zur Bewerbung, die für ein Lächeln sorgt. So erhielten wir in unserer Agentur einmal eine Klappkarte von einer Fotografin zum Kennenlernen. Es war keine Bewerbung, sondern der Auftakt zur Vernetzung. Die Klappkarte war handschriftlich beschrieben und dabei waren zwei Teebeutel. Das sorgte für angenehme Abwechslung. So eine kreative Beigabe ist in bestimmten Branchen sicherlich auch möglich, wenn du dann im Anschreiben Bezug auf die Beigabe nimmst. Die Fotografin schrieb, dass sie sich auf eine Tasse Tee mit uns freut.

Beigabe zur Bewerbung: Teebeutel als Idee
Kleine Beigaben sind originell und können für bestimmte Branchen auch bei einer Bewerbung passen.

Falls du feststellst, dass ein Unternehmen bereits seit längerem eine freie Stelle ausgeschrieben hat, packe doch ein Aspirin bei und schreibe ins Anschreiben: Falls Ihnen die unbesetzte Stelle Kopfschmerzen bereitet ...

Du weißt schon, was ich meine. Wenn du also eh schon eine gedruckte Bewerbung mit der Post verschickst, kannst du dir auch überlegen, wie du über Haptik und mithilfe eines kleinen Aha-Effekts für besonderes Aufmerksamkeit sorgst. Denn bei einer Bewerbung geht es oft darum, aus der Masse der Bewerbungen positiv hervorzustechen.

Danke, dass du bis zum Ende gelesen hast. Mir ist klar, dass der ein oder andere vielleicht denkt, dass ich etwas zu pingelig bin. Mir ist klar, viele Unternehmen dürfen froh sein, wenn sich überhaupt noch jemand initiativ bewirbt. Das stimmt absolut. Es gibt aber auch Unternehmen, die nicht auf dich warten. Es gibt Unternehmen, die bei einer freien Stellen Dutzende, Hunderte oder sogar Tausende Bewerbungen erhalten. Jetzt stelle dir vor, du konkurrierst mit deiner Bewerbung mit 50 anderen Bewerbungen. Dann sei du derjenige, der die zehn oben genannten Fehler nicht gemacht hat. Denn damit erhöhst du deine Chance zur Einladung zum Vorstellungsgespräch.

Wie geht es nun besser? Hier ist ein persönliches Bewerbungsbeispiel.

Hier zum Ende möchte ich dir nun zeigen, wie mein Sohn Mika, der auch ein Schüler ist, mit meiner Hilfe seine Bewerbung aufgebaut hat. Da es jedes Jahr mehr Bewerber als Plätze gibt für den Fachbereich Wirtschaft des Fachgymnasiums, haben wir uns gemeinsam Gedanken gemacht und Zeit investiert, um eine gut durchdachte Bewerbung aufzubauen. Dabei nahmen wir unsere Bewerbungsvorlage für Schüler und Auszubildende als Basis und individualisierten auf den Adressaten hin alle Angaben.

Klar, auch diese Bewerbung eines Schülers für ein Fachgymnasium wird nicht bei allen auf Zuspruch stoßen und sicherlich findet jeder noch einige Punkte, die in seinen Augen verbesserungswürdig sind. Aus meiner Sicht als Agenturinhaber hat es in dieser Form gepasst. Er hat die Zusage auch bekommen.

Bewerbungsmuster für Schüler
Digitales Mockup der Bewerbung. Die Bewerbung wurde auf Feinpapier gedruckt und mit Füller unterschrieben. Mein Sohn Mika hat sie dann persönlich beim Ansprechpartner abgegeben.

Suchst du nach modernen Bewerbungsvorlagen, die dir schon ein Teil der Arbeit abnehmen und sicherstellen, dass einige der typischen Fehler gar nicht erst passieren? Dann schau dir einmal unsere Kategorie mit unseren Bewerbungsmustern und Lebenslauf-Vorlagen an. Hier siehst du eine kleine Vorauswahl:

1047,1045,1034,972

10 typische Fehler bei der Bewerbung: ein echtes Beispiel

Veröffentlicht am von Matthias Petri
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Von Matthias Petri
Matthias Petri gründete zusammen mit seinem Bruder Stefan Petri die Agentur 4eck Media GmbH & Co. KG im Jahr 2010. Zusammen mit seinem Team betreibt er das beliebte Fachforum PSD-Tutorials.de und das E-Learning-Portal TutKit.com. Er veröffentlichte zahlreiche Trainings für Bildbearbeitung, Marketing und Design und unterrichtete als Lehrbeauftragter an der FHM Rostock „Digitales Marketing & Kommunikation“. Für sein Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Sonderpreis des Website-Awards Mecklenburg-Vorpommerns 2011 und als Kreativmacher Mecklenburg-Vorpommern 2015. Er wurde zum Fellow des Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes 2016 ernannt und engagiert sich bei der Initiative „Wir sind der Osten“ als Unternehmer und Geschäftsführer stellvertretend mit vielen weiteren Protagonisten ostdeutscher Herkunft.