KI-Interview mit Arnold Oberleiter

„Adopt or die“ – das Interview mit KI-Trainer Arnold Oberleiter

Matthias Petri
veröffentlicht:

Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz werfen wir einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen mit Arnold Oberleiter, einem renommierten Experten für KI-Tools. In unserem exklusiven Interview teilt er seine Erkenntnisse über die Zukunft von KI-Anwendungen und wie sie Unternehmen und die Gesellschaft transformieren werden. „Adopt or die“ – unser Interview mit KI-Trainer Arnold Oberleiter:

Interview zu KI mit Arnold Oberleiter

Weißt du noch, wann du das erste Mal auf KI gestoßen bist? Wie war der Moment und was war dein erster Eindruck?

Ich bin 2018 das erste Mal auf KI gestoßen, so wie es die meisten kennen, und zwar anhand der Versuche von Google bei der Entwicklung eines LLM namens Bert. Ich war sofort begeistert und wusste, dass dies vieles verändern wird. Die Definition von KI ist natürlich groß und, wenn man den Begriff weit genug ausweitet, ist auch eine Spülmaschine eine „KI“. Aber ich denke, LLMs und Diffusionsmodelle sind aktuell die heißen Technologien und die werden viel verändern.

Welche sind die aktuellsten Entwicklungen im Bereich KI-Tools und wie könnten sie die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, verändern?

Wie gesagt, besonders LLMs sind hier vielversprechend, und ich denke, LLMs können alles verändern, was ein Unternehmen mit Texten machen muss. Man kann ein LLM überall integrieren, sogar E-Mails automatisiert beantworten lassen, zum Beispiel zu FAQs. Und die Kombination all der Technologien wird noch enorm sein. Mittlerweile gibt es für so gut wie alles eine KI (Musik-Erstellung, Texterstellung, Bild-Erstellung, Stimmen-Erstellung und mehr). Das kann sogar so weit gehen, dass in Zukunft ganze Hollywood-Filme mit KI erstellt werden könnten. Auch jetzt kann man teilweise schon beeindruckende Videos erstellen, die Musik, Video, Text und gesprochenes Wort vereinen.

Welche konkreten Vorteile bieten KI-Tools für Unternehmen und Organisationen in verschiedenen Branchen?

Ein Thema, an das ich sofort denke, ist Social Media. Man kann schnell viel Content erstellen dank KI-Tools, und so gut wie jedes Unternehmen kann das gebrauchen. Daneben ermöglicht es die umfassende Automatisierung aller erdenklichen Textarten. Konkret: Produktbeschreibungen zu erstellen war noch nie so einfach und effizient wie jetzt mit ChatGPT und dem passenden Mockup, erstellt Midjourney dazu.

Was ist deine persönliche Meinung zu KI-Tools?

Was meine persönliche Meinung ist, ist eigentlich irrelevant. KI ist da, und wie bei jeder Technologie werden sich die praktischen Dinge durchsetzen und es wird einen Zeitpunkt geben, an dem man sich KI-Tools nicht mehr wegdenken kann. Genau so wie jetzt jeder ein Smartphone hat, werden in Zukunft alle mit KI-Tools arbeiten, welche es genau sein werden, weiß man noch nicht. Ob das LLM der Wahl wirklich ChatGPT bleibt, darauf muss man spekulieren. Aber um die Frage dennoch zu beantworten: Ich finde die Tools so interessant, dass ich einen Großteil meiner Zeit damit verbringe, die Tools zu lernen und anderen beizubringen, wie man sie verwendet.

Welche KI-Tools verwendest du selbst?

Ich versuche jedes Tool zu testen, das es gibt. Aktuell kommen folgende sehr oft zum Einsatz: ChatGPT, Cloud 2, Bard, Midjourney, Stable Diffusion und viele, viele Colab Notebooks. Wie gesagt, es sind wahrscheinlich 50-60, die ich regelmäßig verwende und teste, aber das sind die Dinge, die ich fast täglich verwende.

Kannst du Beispiele für erfolgreiche Anwendungen von KI-Tools in der Praxis nennen?

Das Unternehmen Xerox konnte 50% der Ausgaben in einem Bereich sparen durch die Integration von AI-Avatar Tools und es gibt viele weitere Unternehmen, die ähnliche Ergebnisse erzielt haben. Daneben gibt es auch privat viele Social-Media-Kanäle, die durch KI-Tools wachsen konnten, indem die Tools bei der Content-Erstellung geholfen haben.

Welche ethischen Herausforderungen sind mit dem Einsatz von KI-Tools verbunden, und wie gehen Unternehmen damit um?

Es wird die Debatte aufkommen, ob es ethisch ist, Menschen durch Maschinen oder KIs zu ersetzen (z. B. den Busfahrer durch ein Fahrzeug, das autonom fahren kann). An dieser Stelle möchte ich diese Frage in den Raum werfen: Wäre es ethisch, das Risiko des menschlichen Fehlers im Verkehr zu tolerieren, wenn Maschinen wissenschaftlich bewiesen 10x sicherer sind? KI und Maschinen haben schon immer Menschen ersetzt, selten beschwert man sich, dass man nicht mehr selbst abspülen darf, beziehungsweise der Spüljunge im Restaurant. KI wird viele Jobs ersetzen. Schon bald wird man das akzeptieren und genauso vergessen, wie auch der Spüljunge vergessen wurde. KI ist emotionslos und sobald KI schneller, sicherer und günstiger ist, wird KI emotionslos Menschen dort ersetzen, wo es Sinn macht. So funktioniert Fortschritt. Ich habe nicht das Recht darüber zu urteilen und möchte abschließend nochmal fragen: Wäre es ethischer, Menschenleben zu riskieren und das Risiko des menschlichen Fehlers in gewissen Jobs zu tolerieren? Oder sollte man Maschinen die Dinge machen lassen, die sie besser können sobald sie soweit sind?

Welche Rolle spielen KI-Tools in der Automatisierung von Geschäftsprozessen, und wie beeinflussen sie die Arbeitswelt?

KI kann und wird viel mehr automatisieren als man sich aktuell vorstellen kann; Menschen leben in ihrer eigenen Blase. Die Rolle wird so groß sein, dass man es sich aktuell nicht vorstellen kann. Ich denke, man kann in Zukunft Telefonsupport von einer KI erhalten, und der Support wird besser sein als der von Menschen. Ich gehe davon aus, dass man sogar lieber mit einer Maschine sprechen würde, die höflich ist und im Support wirklich weiterhelfen kann, als mit einem inkompetenten Mitarbeiter, der in Wirklichkeit lieber in Thailand am Strand liegen würde.

Wie wichtig ist die Qualität und Verfügbarkeit von Daten für den effektiven Einsatz von KI-Tools?

Daten sind das digitale Gold. Daten sind wie Erdöl in der industriellen Revolution. Ohne Daten keine brauchbaren Ergebnisse. Unternehmen, die viele Daten haben und sammeln, werden die wichtigsten Unternehmen in der nächsten Dekade sein.

Welche Fehler machen Anfänger bei der Anwendung von KI-Tools?

  • Sie verwenden sie nicht.
  • Jeder, der KI verwendet oder versucht zu verwenden, hat schon alles richtig gemacht.
  • Daneben vergessen sie oft, „Kontext“ zu geben. KI-Tools können nur gute Antworten geben, wenn man auch entsprechenden Kontext gibt und präzise Anweisungen gibt.
Ich bin der Meinung, dass, wenn es um Personalisierung geht, Menschen noch lange überlegen sein werden.

Welche Fähigkeiten und Qualifikationen sind erforderlich, um in der Entwicklung und Anwendung von KI-Tools erfolgreich zu sein?

Man muss gewillt sein, neue Dinge zu lernen, ich denke, das ist das A und O. Außerdem sollte man fleißig sein, weil der Fortschritt schnell ist. Dinge, die man heute lernt, können morgen schon wieder nicht mehr sehr nützlich sein.

Wie können kleinere Unternehmen und Start-ups von KI-Tools profitieren, und gibt es erschwingliche Optionen für sie?

Viele KIs sind komplett gratis, man kann LLMs wie z.B. Lama sogar auf seinem eigenen Gerät lokal laufen lassen und damit einen Chatbot erstellen, der spezifische Fragen vom
Unternehmen beantworten kann. Das kann man leicht automatisieren.

Welche Rolle spielen KI-Tools bei der personalisierten Kundenansprache und im Marketing?

Im Marketing sind KI-Tools toll, um Aufmerksamkeit zu erregen, das ist wohl ein Kernprinzip vom Marketing, man muss auffallen, um die Aufmerksamkeit zu erregen. Schillernde Videos mit Stable Diffusion können helfen. Auch personalisierte Ansprachen können KI-Tools übernehmen, dafür muss man jedoch wieder Kontext geben. Ich bin der Meinung, dass, wenn es um Personalisierung geht, Menschen noch lange überlegen sein werden.

Wie unterstützen KI-Tools die Entscheidungsfindung auf Führungsebene und in strategischen Planungsprozessen?

Man kann schnell viele Daten analysieren und logische Schlüsse daraus ziehen. Bei einer wichtigen Entscheidung sollte man sich auf Daten stützen und weniger auf Gefühle, da sind KIs nicht zu schlagen!

Welche Risiken sind mit KI-Tools verbunden?

Es besteht immer das Risiko von Antworten, die nicht korrekt sind oder die einen gewissen Bias haben. Das muss man wissen und berücksichtigen.

Wie kann man die Risiken von KI-Tools minimieren?

Wenn man wichtige Dinge mit KI-Tools macht, muss man, wie bereits erwähnt, berücksichtigen, dass der Output falsch sein kann. Man sollte also ein Experte sein in den Dingen, die man mit KI-Tools generiert. Man muss einschätzen können, ob die Antworten der Tools Sinn machen oder nicht. Nur dann kann man auch einschätzen, ob die Antwort brauchbar ist oder nicht.

Gibt es Branchen oder Aufgabenbereiche, in denen KI-Tools besonders transformative Auswirkungen haben?

Ich denke, fast jede Industrie wird betroffen sein. Vor allem „white-collar worker“, alles, was mit Daten, Texten, Bildern und Kreativität zu tun hat. Der Job eines Programmierers oder Data-Analysten wird sich stark verändern, und zwar recht schnell.

Wie können sich Unternehmen vor den transformativen Auswirkungen von KI am besten schützen, damit sie morgen noch da sind?

Sie sollten lernen, KI-Tools zu verwenden. Wenn deine Konkurrenz KI verwendet, und dadurch schneller ist, kann sie günstiger sein. Wenn du das nicht kannst, und eventuell sogar noch schlechter arbeitest, kannst du raten, wer nächstes Jahr um diese Zeit noch im Business ist. Adapt or die!

Job-Killer KI: Erst die Redakteure, dann die Grafiker und 3D-Designer und als nächstes Steuerberater, Bankberater und Juristen. Was denkst du darüber? Wie ist deine Prognose?

Ich persönlich würde die Liste noch etwas ausbauen, autonomes Fahren wurde gar nicht erwähnt. :) Jobs werden generell nicht „getötet“, sondern sie verändern sich. Außerdem werden durch KI auch neue Jobs geschaffen.

Welche Trends erwartest du in den nächsten Jahren in Bezug auf die Entwicklung und den Einsatz von KI-Tools?

Ich erwarte, dass sich der Trend fortsetzt. KI wird in allen Bereichen eingesetzt, wo es Sinn macht. Ich freue mich schon auf die Zeit, in der mich ein autonomer Tesla an den Strand fährt, während mein ChatBot den Kundensupport abwickelt.

Wir danken dir für das Interview!

Effektive Trainings von Arnold Oberleiter und weiteren KI-Trainern zu KI-Themen

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Veröffentlicht am von Matthias Petri
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Von Matthias Petri
Matthias Petri gründete zusammen mit seinem Bruder Stefan Petri die Agentur 4eck Media GmbH & Co. KG im Jahr 2010. Zusammen mit seinem Team betreibt er das beliebte Fachforum PSD-Tutorials.de und das E-Learning-Portal TutKit.com. Er veröffentlichte zahlreiche Trainings für Bildbearbeitung, Marketing und Design und unterrichtete als Lehrbeauftragter an der FHM Rostock „Digitales Marketing & Kommunikation“. Für sein Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Sonderpreis des Website-Awards Mecklenburg-Vorpommerns 2011 und als Kreativmacher Mecklenburg-Vorpommern 2015. Er wurde zum Fellow des Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes 2016 ernannt und engagiert sich bei der Initiative „Wir sind der Osten“ als Unternehmer und Geschäftsführer stellvertretend mit vielen weiteren Protagonisten ostdeutscher Herkunft.
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